Informationen und Tipps für Profis und den Nachwuchs
An den Themen Personal und Weiterbildung kam auch der diesjährige IVD Immobilientag in Hamburgnicht vorbei. Doch Krisenstimmung wurde von den Referenten auf dem Podium nicht verbreitet. Im Vordergrund stand vielmehr der fachliche Austausch. Und auch der Nachwuchs nutzte die Chance, ein genaueres Bild von der eigenen Branche zu gewinnen.
Forschungspreis verliehen
Mit dem Forschungspreis der Deutschen Immobilien Akademie und des Forschungsverbands für Immobilien-, Hypotheken- und Baurecht wurde in diesem Jahr Ulla Basqué ausgezeichnet. Den mit 2.000 Euro dotierten Preis erhielt sie für die Erstellung eines wirtschaftlichen Nutzungskonzepts für das Marina Quartier in Regensburg. Eine Brache, der zuvor ein renommierter Projektentwickler keine wirtschaftliche Nutzung bescheinigt hatte. Basqué hatte die Masterthesis an der TU Dresden und der Donau-Universität Krems verfasst und war von Prof. Dr. Wolfgang Schäfers von der Universität Regensburg betreut worden. Für ihre Arbeit hat sie bereits den Ausbildungspreis 2008 der FMA und der Ifma Austria erhalten.
© Immobilien Zeitung
Der Blick in die Zukunft der Arbeitswelt prophezeit eines: viel Arbeit. Auf die Formel 0,5 x 2 x 3 lässt sich die globalisierte Arbeitswelt nach Prof. Dr. Horst Opaschowski, wissenschaftlicher Leiter der BAT Stiftung für Zukunftsfragen, reduzieren: Die Hälfte der Mitarbeiter verdient doppelt so viel und muss dafür drei Mal so viel leisten wie früher. Mit dieser Prognose stimmte Opaschowki die etwa 850 Teilnehmer des IVD Immobilientags auf das Jahr 2030 ein.
Doch dem wird gerade die jüngere Generation mit einer Leistungsexplosion begegnen. Leistungserbringung und Lebensgenuss seien kein Widerspruch mehr. Die befürchtete „Leistungsverweigerung“ der Jüngeren findet nicht statt, beruhigte Opaschowski. Die Leistungsgesellschaft verlangt quasi von jedem eine unternehmerische Grundhaltung und ruft nach den neuen Selbstständigen. Künftig werden Frauen die Mehrheit der Erwerbstätigen stellen, und auch die Generation 50 plus wird ein Comeback erleben. „Re- Start mit 50“ nennt Opaschowski das.
Neue Aufgaben für die Branche
Mit den gesellschaftlichen Veränderungen kommen auch neue Aufgaben auf die Immobilienwirtschaft zu. So werden nach Einschätzung von Opaschowski Wohnungsunternehmen immer mehr zu sozialen Dienstleistern werden und neue, generationenübergreifende Wohnkonzepte z.B. in Form von Baugemeinschaften und Wohnungsgenossenschaften gefragt sein. So manch einer glaubte, sich in den Ausführungen des Zukunftsforschers wiederzuerkennen (“ Herr Opaschowski, woher kennen Sie meine Familie?“). Sicherlich ein Zeichen dafür, dass die beschriebenen Zukunftstrends nicht mehr in allzu großer Ferne liegen. In den folgenden Vorträgen sollte es immer wieder Anknüpfungspunkte an die Thesen geben.
Zehn Handlungsanweisungen hatte auch Prof. Martin H. Bertrand von der Hochschule Harz zum Kompetenzmanagement von Unternehmen formuliert und fragte die Zuschauer, wer diese im Prinzip einfache Richtschnur wohl befolgte?
Soll-Ist-Analyse beim Personal
Bertrand sprach sich beim Thema Personalentwicklung für eine sehr nüchterne Bewertung der im Unternehmen vorhandenen und der benötigten Kompetenzen mittels einer Soll-Ist-Analyse aus. Ähnlich wie ein Werkzeug müsste auch das Personal gepflegt und „bewirtschaftet“ werden. Unabhängig von aktuellen Trends soll der Fokus nur auf den spezifischen Anforderungen des Unternehmens und den Möglichkeiten des jeweiligen Mitarbeiters liegen – und schließt Ersatz oder Abbau mit ein. Bei der Kompetenzanalyse sollen jedoch fachliche und über fachliche Fähigkeiten separat betrachtet und auch subjektive Faktoren bei der Einschätzung von Kompetenzen zugelassen werden. Viele Führungskräfte hätten nur Karriere gemacht, weil auch Subjektivität im Spiel war, sagte der ehemalige Personalvorstand eines Technologieunternehmens. „Das Leben ist ungerecht, aber nicht immer zu ihrem Nachteil.“
Ein Satz, der nicht zuletzt dem Nachwuchs gefallen haben dürfte. Der diskutierte am zweiten Tag mit Unternehmensvertretern und Hochschullehrern über den Berufseinstieg und die Anforderungen der Arbeitgeber. „Noten kommen erst an vierter oder fünfter Stelle“, sagte Daniel Klimke, Personalleiter von Simchen Immobilien Management. Ihm ginge es vor allem darum, den „Bewirkungswillen“ der Bewerber herauszufinden. Individualität bei der Bewerbung sei deswegen ein Plus. Wer jedoch 15 Anhänge oder eine Datei mit mehr als 10 MB sendet, habe keine Chance. Etwa zwei Drittel der eingehenden Bewerbungen für Ausbildungsplätze würden bereits aufgrund dieser „optischen Kontrolle“ aussortiert werden. Und Bertrand ergänzte, dass Unternehmen Mitarbeiter mit Selbstmotivation brauchen, die das Leben in die Hände nehmen möchten.
Kritik an Bewerberauswahl
Kritik bekam Thomas Kunz von Kunz-Schulze-Immobilien von den Immobilienkaufleuten in der Ausbildung zu seinem AusbildungsContest (IZ 18/09) zu hören. „Wo ist die Gerechtigkeit, wenn ich jetzt als 24-Jährige gegen eine 17-Jährige antrete?“, fragte eine junge Frau und erntete Applaus.
Auch bei der Vorstellung der Weiterbildungsmöglichkeiten an der Deutschen Immobilien Akademie (DIA) und dem Center for Real Estate Studies (Cres) (IZ 19/08) an der Steinbeis Universität fragten die Azubis genau nach – und einige wollen später noch weiter recherchieren, welche Möglichkeiten sich ihnen auf dem unübersichtlichen Markt für Aus- und Weiterbildungen bieten. Gern hätten einige Auszubildende mit jemandem gesprochen, der einen Bachelor- oder Masterabschluss bereits berufsbegleitend draufgesattelt hat, um eine echte Einschätzung der Arbeitsbelastung und der Vereinbarkeit einer Weiterbildung mit dem Beruf und einer Familie zu erhalten.
Christina* hatte jedoch ein anderes Thema nach Hamburg gelockt. Sie wollte ein genaueres Bild von ihrer Branche bekommen, ihren Horizont erweitern und vor allem Kontakte knüpfen. Die Auszubildende im dritten Lehrjahr war auf eigene Faust angereist. Mit im Gepäck eine Kurzbewerbung und ein klares Ziel vor Augen: als Maklerin in Hamburg arbeiten. „Wenn es schon einmal diese Gelegenheit gibt, dann muss ich sie nutzen.“ (sma)
*Name von der Redaktion geändert.