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Das Crem will an den Nachwuchs ran

Karrierechancen. Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren kämpfen um mehr Aufmerksamkeit für ihre Immobilienabteilungen. Vor allem der Einzelhandel sucht nach Nachwuchskräften, die eine Laufbahn als Corporate Real Estate Manager einschlagen wollen. Weil viele Verkaufs- und Logistikflächen jetzt umgestaltet werden, boomt dort das Feld der Projektentwicklung.

Janina Stadel
24. Oktober 2024
Quelle: Imago, Urheber: Funke Foto Services

Mit Drogeriemärkten wie Rossmann und Supermarktketten wie Kaufland, Netto und Edeka mischen sich immer wieder Einzelhändler unter die Aussteller bei Karrieremessen der Immobilienbranche. Sie werben für Traineeprogramme und offene Stellen für Nachwuchskräfte in ihren Immobilienabteilungen. Denn die Möglichkeit, als Corporate Real Estate Manager (Crem) in die Branche einzusteigen, scheint vielen Absolventen und Berufseinsteigern noch immer nicht bekannt zu sein.

„Die Crem-Abteilungen sind oft sehr klein und verflochten in den Unternehmen und Konzernen. Deshalb haben sie nur wenig Kapazitäten für Werbung“, weiß Locke McKenzie, Präsident für die Region Zentraleuropa bei Corenet Global. Der Verband will die Sichtbarkeit von Real-Estate-Abteilungen erhöhen und geht dafür neue Wege. „Wir arbeiten verstärkt mit Hochschulen zusammen“, berichtet er von Kooperationen mit der Irebs und der TU Darmstadt.

An diesen ergreifen Vertreter von Mitgliedsunternehmen schon die Chance, ihre Arbeit und ihre Aufgaben Studenten im Rahmen von Gastvorträgen und bei Treffen von Studentengruppen vorzustellen. Diese Arbeit sei seit dem Ende der Corona-Pandemie wichtiger denn je, denn die Stellung der Crem-Abteilungen innerhalb der Unternehmen habe sich verändert. „Lange Zeit wurden die Abteilungen nur als Kostenpunkt wahrgenommen. Inzwischen ordnen sie viele Konzerne dem Ressort HR zu. Zu ihrer Aufgabe ist es geworden, dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter sich im Unternehmen wohlfühlen, wenn passende Arbeitsplätze bereitgestellt werden können. Bei Industrieunternehmen stellen sie sicher, dass für ausreichend Sicherheit in Fabrik- und Logistikhallen gesorgt wird“, sagt McKenzie.

 

Projektentwicklung weiterhin ein wichtiges Feld

Die besondere Herausforderung bestehe im Crem darin, dass die Immobilienprofis aus den Bedürfnissen der Mitarbeiter und der Unternehmen die passende Ausstattung der Immobilien ableiten müssen.

 

Im Einzelhandel dreht sich zwar etwa viel um Verkaufsflächen und Parkplätze. Doch auch Spezialimmobilien können ein Thema werden, wie Daniel Siegert, CEO von CEV Handelsimmobilien, berichtet. Das Unternehmen hat seinen Sitz in der Edeka-Zentrale und stellt für die Kette zum Beispiel auch die Flächen bereit, um Bananen nachreifen zu lassen. „Das macht das Portfolio sehr groß und dynamisch“, sagt er. Schwerpunktmäßig werde bei CEV gerade das Projektentwicklungsgeschäft vorangetrieben. „Der Lebensmitteleinzelhandel will Standorte modernisieren und umstrukturieren. Das geht vom kleinen Nettomarkt bis zum großen Fachmarktzentrum“, sagt Siegert. „Das große Thema ist der Bestand im Wandel. Das muss mit Net-Zero-Zielen verheiratet werden. Das ist eine große Herausforderung.“ Gesucht werden deshalb neben Vermietungsmanagern vor allem Projektentwickler und Experten im technischen Baumanagement. Diese will das Unternehmen durch ein duales Studium selbst ausbilden, um das Team von 150 Mitarbeitern zu vergrößern.

Von jungen Bewerbern, die frisch von der Hochschule kommen, erwartet Siegert eine Affinität für Digitalisierungsthemen und technische Tools. Sie sollen durch Zusammenarbeit in Teams ältere Mitarbeiter mit dieser Leidenschaft anstecken und ihre Kenntnisse weitergeben und ausbauen. Langfristig soll so der Umgang mit Gebäudedaten verbessert werden.

 

Schwerpunktwechsel werden möglich gemacht

Fachbereichsübergreifend hat CEV ein Karrieremodell aufgebaut, das transparent alle Ausbildungsschritte aufzeigen und somit auch Wechsel zwischen den Schwerpunktaufgaben wie Asset-Management, Vermietung und Development ermöglichen soll. Eine Kooperation mit der Irebs bietet zudem alle zwei Jahre berufsbegleitende Weiterbildungen zu Immobilienthemen.

 

Karrierechancen bestehen im Crem aber nicht nur bei den Unternehmen selbst. Bei JLL betreut die Abteilung Work Dynamics Kunden, die nach Corporate-Immobilien suchen. Fast 200 Projekte fallen in den Beritt der Abteilung, rund ein Drittel davon in Deutschland. Doch trotz steigender Nachfrage hierzulande will Eva-Kristin Seeber, die für das Account-Management zuständig ist, offene Stellen in ihrem Bereich vor allem Nachwuchskräften schmackhaft machen, die international tätig werden wollen: „Wir arbeiten mit Kunden aus der ganzen Welt zusammen, dadurch kann man auch selbst einmal eine Zeit lang im Ausland aktiv werden und zum Beispiel von den USA, Indien oder Dubai aus arbeiten“, beschreibt sie. Doch dieses „Privileg“, wie sie es nennt, setzt auch besondere Fähigkeiten bei den Bewerbern voraus: „Man muss sehr digital sein und auch damit rechnen, dass sich Arbeitszeiten durch unterschiedliche Zeitzonen verschieben können.“ Zudem sei Organisationstalent gefragt, wenn mehrere Stakeholder bei einem Auftrag involviert sind.

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