Das sind die Top-Arbeitgeber der Immobilienwirtschaft
Hochtief, Jones Lang LaSalle und ECE sind die Top-Arbeitgeber der Immobilienbranche. Die angebotenen Tätigkeitsfelder, mögliche Karrierechancen sowie das besonders gute Image waren die Hauptgründe, warum die im Rahmen der Joboffensive der Immobilienwirtschaft befragten Nachwuchskräfte am liebsten bei diesen Dreien anheuern würden. Unternehmen der Wohnungswirtschaft entfalten dagegen nur eine sehr geringe Anziehungskraft. Und die Finanzbranche ist für den akademischen Nachwuchs derzeit völlig tabu.
MEINUNG
„Die Top-Arbeitgeber der Immobilienwirtschaft“
Hochtief, Jones Lang LaSalle und ECE: Dass diese drei von der Bildungselite der Immobilienbranche zu Top-Arbeitgebern gekürt worden sind, kann nicht verwundern. Sie sind schon lange in Deutschland aktiv, international aufgestellt und bieten aufgrund ihrer Größe eine Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeitsfelder und Karrierechancen. Klar, dass sie unter den Top 15 auftauchen müssen.
Aber Internationalität, Größe und unterschiedliche Geschäftsbereiche bieten die Mitbewerber Bilfinger Berger, CB Richard Ellis, Multi Development und andere auch. Was unterscheidet also die einen von den anderen? Welches ist das entscheidende Kriterium, das Tüpfelchen auf dem i, welches die einen auf dem Siegertreppchen stehen lässt und die anderen eben nicht?
Die Antwort ist einfach: Sie haben ein positives Image und schaffen es auch, dieses nach außen zu tragen. Sie zeigen sich auf Karrieremessen, ihre Experten schreiben Bücher, sie unterstützen Hochschulen auf vielfältige Weise etc. Das alles tun andere Unternehmen zwar auch, was sie jedoch in dieser besonderen Perfektion nicht beherrschen, ist die exzellente Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Bei allen dreien hat diese oberste Priorität, bei allen dreien ist sie dicht an die Vorstandsebene gekoppelt. Nicht aus Eitelkeit, wie es gerade Journalisten bei dem ein oder anderen Geschäftsführer spüren, wollen sie in die Medien, sondern – und das ist nicht im mindesten verwerflich – aus ureigenem wirtschaftlichen Interesse. Dafür bauen sie bei Fachmagazinen und branchenfremden Medien, bei regionalen wie überregionalen Zeitungen über Jahre Vertrauen auf. Sie sind bei Anfragen direkt erreichbar, sie schicken keine fachlich völlig unbeleckten PR-Büros vor und sie bauen ihre PR-Abteilungen in der Krise nicht ab, um medial auf Tauchstation zu gehen und erst wieder in wirtschaftlichen Jubelphasen aufzutauchen. Vertrauensbildung macht in der Rezession keine Pause. Die besten Unternehmen wissen das.
Und sie wissen auch, dass sich das nicht immer sofort, aber mit Sicherheit irgendwann auszahlt.
Glaubt jemand im Ernst, die ECE umarme aus reiner Menschenfreundlichkeit mit ihrer Stiftung Lebendige Stadt ihre Kritiker in der Kommunalpolitik? Glaubt jemand im Ernst, JLL wäre von den Medien im Korruptionsskandal um ihren Deutschlandchef ohne gründliche vorherige Pressearbeit so geschont worden?
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist ein mühsames, langwieriges Geschäft. Der Nutzen offenbart sich vielleicht erst nach Jahren. Doch er ist irgendwann messbar. Zum Beispiel dann, wenn der Branchennachwuchs sagt: Ihr seid die Besten! (tp)
Ihre Meinung interessiert uns. Schreiben Sie an leserbrief@immobilienzeitung.de.
Die Joboffensive 2009
Die Umfrage zu den 15 Top-Arbeitgebern der Immobilienwirtschaft ist ein Teilergebnis der Studentenumfrage zur diesjährigen Joboffensive, einer Initiative der Immobilien Zeitung. Studenten der Immobilienwirtschaft oder verwandter Studiengänge wie Bauingenieurwesen, Stadtplanung oder Facility-Management, die ihr Studium in den kommenden drei Semestern beenden werden, waren von Mitte April bis Anfang Juni aufgefordert, sich an der Online-Umfrage zu beteiligen.
573 Studenten haben in diesem Jahr den Fragebogen ausgefüllt und neben Angaben zu ihrer Qualifikation, Praktika, Auslandserfahrung und gewünschten Einstiegsgehältern erstmals auch ihre eigene Hochschule bewertet. Alle Ergebnisse dieser und der Online-Umfrage unter Unternehmen der Immobilienwirtschaft werden im neuen IZ-Karriereführer 2009/10 für die Immobilienwirtschaft vorgestellt (s. Anzeige S. 10).
Die Joboffensive wird in diesem Jahr von der Aareal Bank, Aengevelt Immobilien, Bernd Heuer & Partner Human Resources, Commerz Real, Deloitte & Touche, DG Hyp, Irebs Immobilienakademie, IVG Immobilien, der Messe München, mfi und RGM Gebäudemanagement unterstützt. Unter allen teilnehmenden Studenten wurden Preise im Gesamtwert von 65.000 Euro verlost.
TIPP
Der neue IZ-Karriereführer 2009/10 für die Immobilienwirtschaft liegt vor. Neben der Auswertung der Studenten- und der Unternehmensumfrage mit Angaben zu Einstiegsgehältern, Anforderungs- und Qualifikationsprofilen beinhaltet er die Steckbriefe von ca. 120 immobilienwirtschaftlichen Studiengängen in Deutschland, die Porträts von rund 180 Unternehmen sowie Tipps rund um das Thema Berufsein- und -aufstieg. Der IZ-Karriereführer kostet 29 Euro und kann unter www.immobilien-zeitung.de (Menü: Buchverlag) bestellt werden.
Zur Wahl aufgerufen waren Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge an Universitäten, Fachhochschulen, Berufsakademien und sonstigen Bildungseinrichtungen, die innerhalb der nächsten drei Semester ihren Abschluss machen. Insgesamt beteiligten sich 573 Studenten zwischen April und Juni 2009 an der Online-Umfrage. Die Studenten sollten ihre drei begehrtesten Arbeitgeber benennen, wobei Erst- und Zweitwunsch mit drei bzw. zwei Punkten stärker gewichtet wurden als der Drittwunsch. Insgesamt riefen die Studenten 209 Unternehmen auf – die 15 begehrtesten Arbeitgeber zeigt das IZ-Ranking (siehe S. 10). Für 57% der Studenten, die sich im Schnitt im sechsten Semester befinden, ist die Wahl derzeit völlig offen. Sie wissen zwar, in welchem Tätigkeitsfeld sie arbeiten möchten, jedoch noch nicht, bei welchem Unternehmen.
Hochtief liegt mit weitem Abstand auf Platz 1
Mit Hochtief, JLL und ECE markieren drei Unternehmen die Spitzengruppe, die für drei völlig unterschiedliche Tätigkeitsfelder stehen. Dass die künftigen Berufseinsteiger alle dasselbe wollen, kann also niemand behaupten. Ein Blick auf die erzielten Punkte zeigt aber doch einen deutlichen Favoriten: Hochtief konnte 38% mehr Punkte auf sich vereinen als der Zweitplatzierte, Jones Lang LaSalle, ist also mit weitem Abstand die Nummer 1. Und auch das Immobilienberatungsunternehmen JLL setzt sich noch einmal mit mehr als doppelt so vielen Punkten vom Drittplatzierten, der ECE, ab.
Bei den Gewinnern wurde die positive Bewertung erfreut aufgenommen. Martina Steffen, Leiterin Personalmanagement Center Europa bei Hochtief, liefert auch gleich eine Erklärung: „Wir bieten ein sehr internationales Umfeld und viele Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Konzerns.“ Für Andreas Quint, CEO von JLL Germany, kommt die Auszeichnung ebenfalls nicht überraschend: „In unserem Gebiet sind wir Marktführer in Deutschland. Wenn man sich für die Beratung und Dienstleistung interessiert, dann kommt man an uns nicht vorbei.“
Viele Makler schaffen es unter die Top 15
Im Vergleich zu den drei Siegern liegen die Unternehmen auf den verbliebenen Plätzen vier bis 15 mit nur 25 Punkten Gesamtdifferenz sehr eng beieinander. Insgesamt haben die besten Unternehmen eine große Sogwirkung auf die von der IZ befragten Studenten entfaltet: 52% der vergebenen Gesamtpunkte entfallen auf die Gruppe der Top 15, dabei 11% allein auf Hochtief. Die Vielfältigkeit bei den Tätigkeitsfeldern eines Baukonzerns sorgte mit dafür, dass sich auch einige Mitbewerber im Ranking platzieren konnten. Bilfinger Berger (Platz 5) und Strabag (Platz 14) wecken ebenfalls das Interesse der Studenten.
Auch JLL sind die Mitbewerber auf den Fersen: Mit Engel & Völkers, CB Richard Ellis, Cushman & Wakefield sowie BNP Paribas Real Estate (ehemals Atisreal) haben sogar vier weitere Maklerhäuser eine Platzierung errungen.
CB Richard Ellis und Cushman & Wakefield können übrigens bei Studenten stärker punkten als bei ihren weiblichen Kommilitonen.
ECE lässt sämtliche Mitbewerber alt aussehen
Nur der Centermanager ECE ist innerhalb seines Segments mit 50 Punkten konkurrenzlos. Sonae Sierra erhält lediglich drei Punkte und mfi bloß 18. Völliges Desinteresse herrscht sogar gegenüber einer Tätigkeit bei Multi Development: Der in siebzehn europäischen Ländern aktive Shoppingcenter-Entwickler wird von keinem einzigen Studenten genannt!
Dass mfi als Mittelständler von den Studenten nicht so wahrgenommen werde wie ein Großunternehmen, sei nicht überraschend, so Bruno Bittis, Bereichsleiter Personal bei der mfi. Center seien zudem in der Immobilienbranche immer noch ein Nischensegment. In den Regionen, wo mfi am Markt aktiv tätig ist, sei das Unternehmen auch der Zielgruppe bekannt. Zudem präsentiere sich mfi ganz bewusst und gezielt künftigen Berufseinsteigern, z.B. auf Hochschulmessen, durch die Vergabe von Abschlussarbeitsthemen und die Förderung einer Professur für Handelsimmobilien an der Universität Regensburg. Eine groß angelegte Employer-Branding-Kampagne hält Bittis denn auch eher zielführend für Großunternehmen als für einen Mittelständler.
Abgesehen von den Centermanagern spiegeln die Befragungsergebnisse mit der Nennung von Fondsgesellschaften, Beratungsunternehmen, Wohnungsunternehmen, Asset-Managern etc. die gesamte Heterogenität der Branche wider.
Das Tätigkeitsfeld ist das wichtigste Kriterium bei der Wahl
Aber was eint die drei Gewinner? Sie alle tragen einen großen und bekannten Namen, sie sind seit Jahrzehnten in Deutschland tätig und gehören in ihrem Segment zu den Marktführern. Über das Fortschreiten ihrer zahlreichen Projekte informieren sie die Öffentlichkeit kontinuierlich, und ihre Aktivitäten haben eine große Sichtbarkeit nach außen: Die Bauschilder von Hochtief, die Vermietungsanzeigen von JLL an Gebäuden oder die Einkaufszentren von ECE – alle drei Firmen sind im Stadtbild ständig präsent. Und das nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Strahlkraft des Namens gekoppelt mit zahlreichen Projekten und Internationalität zeichnet die Gewinner aus. Waren das auch die Attribute, die die Studenten überzeugten?
Die Antwort lautet Ja, denn das angebotene Tätigkeitsfeld, Karriereperspektiven und ein gutes Unternehmensimage sind die entscheidenden Kriterien bei der Wahl des Top-Arbeitgebers (s. Grafik „Gründe für die Wahl des Wunscharbeitgebers“). Das angestrebte Tätigkeitsfeld wird bei der Begründung für die Wahl des Arbeitgebers von 74% der Studenten als wichtigstes Motiv genannt. Zweit- und drittwichtigstes Kriterium sind das positive Image des Unternehmens bzw. der Marke im Allgemeinen sowie die Karriereperspektiven.
Bei all diesen Kriterien können die drei Sieger in der Praxis punkten. Sie vereinen z.B. viele unterschiedliche Aufgabengebiete unter einem Markendach, allein Hochtief deckt das gesamte Spektrum von der Projektentwicklung bis zum FM ab. „Viele wechseln später innerhalb des Konzerns, weil wir Fach- und Führungskräfte über die einzelnen Bereiche hinaus entwickeln“, sagt Martina Steffen, Leiterin Personalmanagement Center Europa bei Hochtief.
Dass sich Berufseinsteiger bei JLL nicht sofort auf einen Bereich festlegen müssen, sieht auch Andreas Quint, CEO von JLL Germany, als Vorteil. Zudem seien die Karrieremöglichkeiten in einem großen Unternehmen mit 550 Mitarbeitern von vornherein vielfältiger als in einem Kleinunternehmen mit nur 20 Angestellten. Hinzu kommt, dass sich die Einsteiger früh beweisen dürfen: „Es zeichnet den Immobilienbereich aus, dass die Absolventen sehr bald Verantwortung im Team übernehmen, das macht die Arbeit natürlich sehr spannend“, sagt Steffen (ausführliche Porträts der drei Top-Platzierten lesen Sie in dieser Ausgabe der IZ auf S. 12 und in den kommenden beiden Ausgaben).
Die Unternehmensmarke zieht, das Image als Arbeitgeber nicht
Mit der Stärke der Unternehmensmarke ziehen die Firmen die Studenten in ihren Bann, doch bei der Arbeitgebermarke lässt die Anziehungskraft deutlich nach. Nur für jeden siebten Studenten war das positive Image des Unternehmens als Arbeitgeber ausschlaggebend für seine Wahl. Das heißt, die Bekanntheit in der Zielgruppe ist zwar gegeben, aber die Positionierung als Arbeitgeber ist deutlich schwächer. Und das, obwohl die Unternehmen durchaus in ihr Employer-Branding investieren: ECE hat beispielsweise in den letzten Jahren eigens eine Marketingkampagne gestartet, um bei den Absolventen speziell als Arbeitgeber bekannter zu werden. Sie musste im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklungen zwar zurückgefahren werden, erste Messungen innerhalb der studentischen Zielgruppe hätten hier aber schon Erfolge gezeigt, sagt Jürgen Feindt, Bereichsleiter Personal bei ECE.
Auch Hochtief berichtet von positiven Ergebnissen mit einer Ende 2007 gestarteten Anzeigenkampagne. In die flossen die Erkenntnisse und Aussagen einer Mitarbeiterbefragung zu Hochtief als Arbeitgeber ein. Zitate in den Anzeigen erläutern den Aufgabenbereich, z.B.: „Wo wir arbeiten, stimmen Klima, Luft und Licht. Mit integriertem Facility-Management schaffen wir in Bürogebäuden perfekte Arbeitsbedingungen.“ Jedes dieser Zitate in den Anzeigen endet mit „Darauf sind wir stolz“. Und stolz zu sein ist kein zu vernachlässigender Faktor. So erzählt auch Quint von einem „gewissen Stolz“, mal bei JLL gewesen zu sein, und Feindt betont die hohe Motivation und Identifikation eines typischen ECElers mit dem Unternehmen.
Diesen Stolz versuchen die Unternehmen auch nach außen zu tragen. Alle drei arbeiten eng mit verschiedenen Lehrstühlen und Hochschulen zusammen und halten regelmäßig Vorträge. Was das jeweilige Unternehmen ausmacht, wird dabei auch zu vermitteln versucht. „So spielen z.B. die bereits in unseren Gesellschaften arbeitenden Young Professionals nicht nur auf Recruitingmessen, sondern auch bei Hochschulpräsentationen eine wichtige Rolle als Botschafter“, sagt Sabine Hübner-Henninger, Leiterin Personalmarketing und Bewerbermanagement. Hochtief kümmere sich bereits seit vielen Jahren um das Thema Employer-Branding, so Martina Steffen. Oftmals sei der Konzern in den vergangenen Jahren der einzige Baudienstleister gewesen, der auf den Karrieremessen mit einem Stand vertreten war.
Die Top-Unternehmen wirken auch außerhalb der Branche
Die Bemühungen sind bereits von Erfolgen gekrönt, auch wenn die Immobilienunternehmen in branchenübergreifenden Befragungen natürlich noch von Porsche oder Siemens auf die Plätze verwiesen werden. Bei einer Umfrage des Employer-Branding-Beratungsunternehmens Universum unter etwa 19.000 Studenten, die in einer Liste der „Top 100 Ideal Employer“ mündete, erreichten Hochtief und Bilfinger Berger aber immerhin die Plätze 22 bzw. 39 unter den Ingenieursstudenten. In der Liste der „Top Arbeitgeber Deutschland 2009“ finden sich ebenfalls Hochtief, Deloitte & Touche, ECE sowie Ernst & Young. Das von der Verlagsgesellschaft Corporate Research Foundation anhand von Fragebögen und Interviews zum Personalmanagement durchgeführte Ranking führt auch Schwäbisch-Hall, Union Investment und die Aareal Bank auf, im brancheninternen Ranking der IZ spielen sie jedoch keine Rolle.
FMler und Wohnungswirtschaft arbeiten noch am Image
Während die großen Unternehmen die Aufgabe im Employer-Branding ernst nehmen, haben andere dieses Feld erst vor kurzem entdeckt. So starteten Anfang 2008 elf FM-Unternehmen die Kampagne „Die Möglichmacher“, um sich als interessante Arbeitgeber zu präsentieren. Dennoch hat es kein reines FM-Unternehmen unter die Top 15 geschafft.
Wie viele der Studenten jedoch bei der Nennung von Konzernen eine Tätigkeit in den jeweiligen FM-Einheiten vorschwebt, lässt sich nicht genau sagen. Die als eigenständig geführte Marke HSG Zander – die FM-Tochter von Bilfinger Berger – erhielt mit immerhin 23 Punkten sogar einen minimal größeren Zuspruch als der Mutterkonzern. Damit wäre HSG Zander bei einer Einzelbewertung auf Platz 11 gelandet.
Dass ansonsten die FM-Unternehmen kaum eine Rolle spielen, überrascht Michael Böddeker, Personalleiter der Wisag Service Holding, nicht: „Die sehr vielfältigen Arbeitsfelder in FM-Unternehmen sind insgesamt unter Studenten noch zu wenig bekannt. Hier gibt es noch viel Handlungsbedarf, die guten Berufsperspektiven näherzubringen. Auch wir als Wisag sind gefordert, uns als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren“, sagt Böddeker. Das soll künftig auch stärker geschehen. Das Unternehmen erarbeitet derzeit auf Basis der Unternehmenswerte und der -kultur ein neues Employer-Branding-Konzept, um sich als Arbeitgeber zielgruppengerecht präsentieren zu können. Dann soll auch das Thema Hochschulmarketing bearbeitet werden.
Die Notwendigkeit, das Branchenimage der Wohnungswirtschaft zu verbessern, hat auch der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen erkannt. Um mehr junge Leute für eine Ausbildung bei einem Wohnungsunternehmen zu begeistern, hat der Verband im Juni dieses Jahres die Imagekampagne „Du bist mehr Immobilienprofi, als du denkst!“ gestartet. Neben dem Imageproblem dürften auch die eher niedrigen Gehälter gepaart mit geringeren Aufstiegschancen und einer oftmals sehr lokalen Ausrichtung bei den Studenten ein Grund für das geringe Interesse sein.
In die Wohnungswirtschaft? Eher nicht
Im IZ-Ranking taucht kein einziges Wohnungsunternehmen auf einem vorderen Rang auf. Neben den genannten Gründen ist hier eine der Ursachen natürlich darin zu finden, dass die meisten Wohnungsunternehmen nur lokal begrenzt agieren und deshalb von vornherein einen geringeren Bekanntheitsgrad entwickeln als international agierende Konzerne mit vielen Niederlassungen. Von den Studenten werden immerhin 15 verschiedene Wohnungsunternehmen genannt, bspw. GSW, Gagfah und DKB. Alle zusammengezählt erreichen sie allerdings nur die Punktzahl 37, das hätte lediglich für Platz 9 gereicht – damit ist ein einziges Unternehmen wie bspw. Drees & Sommer für die von uns Befragten interessanter als Arbeitgeber als sämtliche Firmen der Wohnungswirtschaft zusammengerechnet (s. dazu auch den Artikel auf S. 13).
Zu einem Finanzierer? Auf gar keinen Fall!
Ebenfalls nicht im Ranking der Top 15 zu finden sind die Finanzierer. Kein anderes Berufsziel ist in der Gunst potenzieller Bewerber so stark abgestürzt wie dieses. 2007 gaben immerhin noch 19% der von der Immobilien Zeitung befragten Studenten als Berufswunsch Finanzvermittlung/Kreditvergabe an. Im darauf folgenden Jahr halbierte sich dieser Wert schon nahezu auf 10%. Und 2009 – die Finanzkrise lässt grüßen – kann sich gerade einmal 1,7% des akademischen Nachwuchses noch eine berufliche Zukunft bei einem Finanzinstitut vorstellen.
Diesen Trend kann auch die Aareal Bank bestätigen. „Die Bewerbungen von Berufseinsteigern gehen zurück“, sagt Joachim Deppe, Bereichsleiter Human Resources bei der Aareal Bank. Die Studenten orientierten sich sehr einseitig an Medieninformationen über Stellenabbau in der Finanzbranche. Ein Fehler, wie Deppe meint. „Denn die Arbeit ist da – und es werden immer Spezialisten gebraucht, die sich in den verschiedenen Märkten auskennen.“ Ihre Aktivitäten im Recruiting und im Employer-Branding führt die Bank derzeit unverändert fort. Bewerbungen für ihre rund zehn Traineeplätze für Absolventen erhält sie ausreichend.
Wer sich – die Finanzierer mal ausgenommen – in der Tabelle nicht auf den vorderen Plätzen findet, muss nicht den Kopf in den Sand stecken. Ein Griff in die Tasche könnte aber hilfreich sein. Denn weniger begehrte Unternehmen können mit finanziellen Zugaben ihre Mängel in anderen Bereichen ausgleichen. Das zeigt ein Vergleich der ausschlaggebenden Kriterien für die Arbeitgeberwahl aufgeteilt nach Erst-, Zweit- und Drittwunsch (s. Grafik „Gründe für die Wahl des Wunscharbeitgebers“). Die Antworten wurden jeweils gewichtet, und so ging der Erstwunsch mit drei, der Zweitwunsch mit zwei und der Drittwunsch mit einem Punkt in die Bewertung ein. Und die Analyse zeigt, dass finanzielle Aspekte beim Erstwunsch nur von jedem Zehnten (12%) als relevantes Kriterium genannt wurden, beim Drittwunsch jedoch von jedem Fünften (22%). Geld kann bei etwas weniger begehrten Unternehmen also durchaus als Lockmittel funktionieren. Wenn es schon nicht der Wunscharbeitgeber ist, dann soll wenigstens finanziell etwas mehr herausspringen.
Weniger begehrte Arbeitgeber punkten mit finanziellen Anreizen
Auch das Kriterium „sicherer Arbeitsplatz“ tritt gegenüber dem begehrten Tätigkeitsfeld, dem starken Markenimage und guten Karriereperspektiven zurück, zumindest beim Wunscharbeitgeber Nummer 1. Gelingt der Einstieg hier aber nicht, und muss man in seinen wichtigsten Kategorien Abstriche machen, dann wird im Gegenzug zumindest eine größere Arbeitsplatzsicherheit verlangt. Die Risikobereitschaft ist beim erstgewünschten Arbeitgeber also höher als beim Zweitwunsch.
Wo das Unternehmen seinen Standort hat und wie groß es ist, steht bei der Arbeitgeberwahl an vierter und fünfter Stelle. Für jeden dritten Studenten ist der Standort relevant. Allerdings wäre jeder zehnte Student bereit, in jedem der 19 von uns abgefragten Ballungsräume – also quasi bundesweit – zu arbeiten. Nachteile für bestimmte Regionen lassen sich daraus also nicht ableiten. 65% der Studenten würden gern im Ausland arbeiten – und das ist es vielleicht auch, was sie sich von den international agierenden Top-Arbeitgebern versprechen. „JLL ist ,truly global'“, sagt Quint. Das habe auch ihn vor zwanzig Jahren zu dem Unternehmen gezogen und das spreche genauso noch heute viele Bewerber an.
Ob der Wunscharbeitgeber Zusatzangebote wie Work-Life-Balance- oder Gesundheitsprogramme anbietet oder ob Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte im Unternehmen bereits arbeiten, spielt für die Studenten bei ihrer Wahl (bislang) keine Rolle. Das könnte bei den Zusatzangeboten in mehreren Jahren jedoch anders sein, wenn der Berufseinstieg vollbracht ist und mit der Familienplanung andere Prioritäten gesetzt werden. Aber auch da hat Hochtief schon vorgesorgt: Mit verschiedenen Angeboten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen die Essener ihre Mitarbeiter dabei, eine vernünftige Work-Life-Balance zu erhalten. (sma)