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In sechs Tagen einen Fonds planen - und verkaufen

Fünf Tage Zeit, um einen Fonds zu kreieren – 15 Minuten, um ihn potenziellen Investoren schmackhaft zu machen. Die 29 Studenten des 6. MBA-Jahrgangs der Bauakademie Biberach stellten sich in Zürich dieser Aufgabe.

IZ
06. März 2008

„Der Moment der Wahrheit ist der, wenn der Kunde da ist“, sagt Dr. Jürg Bernet, Geschäftsführer des Euro Institut für Immobilien Management, Zug, und gibt den Startschuss für die Präsentationen. Die sieben Teams haben jetzt jeweils 15 Minuten Zeit, um die Jury, sieben potenzielle Investoren, von ihrem Fondskonzept zu überzeugen. Die Aufgabenstellung: die Entwicklung eines nachhaltigen pan-europäischen Immobilienfonds nach der Kreditkrise. „Eine ganz knackige Aufgabe“, sagt Bernet. Er hat diese Projektwoche organisiert und die Teilnehmer gecoacht. Das hieß „Fährten auslegen“ sowie Tipps und Denkanstöße zu den Konzepten geben. Das eigenverantwortliche Arbeiten im Team sieht er als „Gegenentwurf zur sonst üblichen Folienschlacht“.

Nach fünf Tagen Casual Friday herrscht zur Präsentation am Samstag Krawattenpflicht. Die Teams haben versucht, dem Zufall möglichst wenig Raum zu geben. Frei nach dem Motto „Höflichkeit ist eine Zier …“, setzen die Gruppen auch auf geschicktes Selbstmarketing, um nicht nur inhaltlich zu überzeugen, sondern auch den Funken überspringen zu lassen. So manch einer scheint den Tipp von Jury-Mitglied und Referent Wolfgang Behrendt, Geschäftsführer bei Deka Immobilien Investment, beherzigt zu haben: „Wenn Sie nur Angst haben, dann machen Sie kein Geschäft.“

Das Geschäft macht das vierköpfige Team Regi – Real Estate Green Investors von Anna Seebauer, Mark Pohl, Cedric Nieser und Jens Nävy. Ihr Slogan „Wenn sich das Klima ändern kann, können es Fondskonzepte auch. Umdenken – Investieren.“ Farblich passend zum Ansatz trägt Nävy eine grüne Krawatte. Sie holen den mit 2.000 Euro dotierten ersten Preis, den Invesco gesponsert hat. Mit Platz zwei wurde das Konzept Epic Spezialfonds von Miriam Rehm, Susan Schacherer, Andreas Veithoefer, Christof Weber und Sandra Winkelmann gekürt.

Doch bevor gefeiert werden konnte, hatten die Studenten im letzten ihrer fünf Module des MBA-Studiums ein großes Pensum Arbeit zu erledigen. Da blieb nur während der Zigarettenpausen Zeit für einen Blick auf den Zürichsee, der von der Terrasse aus diesig-blau zu erkennen war. Wo früher die Patienten in der Bircher-Benner-Klinik mit Birchermus aufgepäppelt wurden, erhielten die jungen Immobilienprofis im jetzigen Zurich Development Center „den letzten Schliff“. Damit die Teams „sportlich“ unterwegs sind, mussten sie morgens ihre Zwischenergebnisse präsentieren, so Bernet. Fast jeden Tag gab es Vorträge von Praktikern aus der Branche zu verschiedenen Aspekten des Fondsgeschäfts. In den Zeiten dazwischen und meist bis Mitternacht saßen die Studenten vor ihren Laptops in F 003 lab bis F 006 lab und arbeiteten an ihren Powerpoint-Präsentationen. In der Immobilienbranche sind sie alle schon seit Jahren beschäftigt, und doch wollten sie ihr Wissen noch spezifisch erweitern, um „Potenziale zu erkennen und andere Tore aufzumachen“. Fondsspezialisten sind die wenigsten von ihnen – auch deswegen war Gruppenarbeit gefragt. Helena Grüssmer hat genau dieser Aspekt gut gefallen. Die Architektin ist jetzt im Facility-Management tätig und möchte ihre kaufmännischen Kenntnisse erweitern. „Ausgefallen, spannend und herausfordernd“ sei das Programm. Doch in der Gruppe könne jeder seine unterschiedlichen Erfahrungen einbringen. Sie finanziert ihr Studium selbst – „eine Investition in die Zukunft“.

Dass sich diese Ausgabe rentieren kann, zeigt die Geschichte von Yonas Mulugeta, Geschäftsführer von Colliers Zürich, und seinem Kollegen Felix Thurnheer, Leiter Research & Market Analysis, beide Absolventen des dritten MBA-Kurses. Als Referenten berichten sie über die Besonderheiten des Investmentmarkts Schweiz. Die beiden Schweizer hatten sich für Biberach entschieden, weil der Unterricht blockweise aufgebaut und der Studiengang RICS-akkreditiert ist, zumal beide danach die Aufnahmeprüfung für den Berufsverband RICS absolvierten. Auch wenn das Immobiliengeschäft lokal ist, sei das Kapital international, so Mulugeta. Während des Studiums habe er einen Einblick in internationale Märkte bekommen, das helfe ihm jetzt, den Kunden auf Augenhöhe zu begegnen. Indirekt habe es sich auch auf sein Gehalt ausgewirkt, ergänzt Thurnheer. Durch die höhere Qualifikation könne er jetzt mehr Geschäft machen – und das belohne das Unternehmen wiederum.

Die positiven Erfahrungen der Studenten haben sich herumgesprochen. Mittlerweile kämen viele neue Studenten auf Empfehlung nach Biberach, sagt Prof. Eckhard Klett von der Hochschule Biberach. Etwa 40% der befragten Absolventen gaben zudem an, dass sie ihren Arbeitgeber gewechselt haben und damit in eine bessere Position gelangt sind.

Allein der Wunsch zur Teilnahme hat Daniel Lachenmaier, zuständig für gewerbliche Immobilienfinanzierung bei der LBBW, ein großes Plus gebracht und in seiner Bank zahlreiche Türen geöffnet. Neue Aufgaben sind ihm sicher. Doch dafür müssen die Studenten während des Studiums auf vieles verzichten, denn die Urlaubstage und Überstunden fließen vollständig in die Weiterbildung. Der letzte „echte“ Urlaub liegt da schon mal anderthalb Jahre zurück.

Mit der Projektwoche und dem Abschluss des letzten Moduls ist auch Federico Busarello-Canu zufrieden, der selbstständig in der Immobilien- und Vermögensverwaltung arbeitet. „Es war spannend, lehrreich und horizonterweiternd.“ Von dem MBA-Zertifikat trennen ihn und seine Kommilitonen jetzt nur noch die schriftliche Ausarbeitung ihres Fondskonzepts und die sechsmonatige Masterarbeit. Doch daran wird an diesem Samstag kein Gedanke verschwendet. Ein Thema für die Masterarbeit hat Busarello-Canu bereits. Bevor er damit anfängt, plant er erst einmal einen Urlaub in den USA: „Das nehme ich mir raus.“ (sma)

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