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Gewerbemakler wollen nicht mehr Makler sein

Wohnungsknappheit und rasant steigende Mietpreise mancherorts: In der öffentlichen Diskussion musste mal wieder „der Makler“ als Sündenbock herhalten für Fehlentwicklungen am Wohnungsmarkt. Entsprechend schlecht ist sein Ansehen. Aber auch innerhalb der Branche ist das Image insbesondere der Wohnmakler sehr schlecht, wie die Umfrage IZ Trend zum Ansehen der Immobilienberufe zeigt. Die Gewerbemakler wiederum leiden unter diesem schlechten Image. Offenbar einer der Gründe, warum sie sich zunehmend vom Maklerbegriff distanzieren.

Peter Maurer
13. Dezember 2012
Bild: IZ

„Auf Partys kann man noch so viel von komplexen Beratungsprozessen bei dreistelligen Millionentransaktionen berichten, am Ende kommt immer einer an und fragt: ,Hast Du nicht eine Vierzimmerwohnung für mich?'“, klagt ein Mitarbeiter eines großen Maklerhauses. Und ein anderer meint: „Selbst unsere englischen Kollegen kennen den Begriff Makler: als Synonym für unprofessionelle Arbeit.“ Da wundert es nicht, dass viele Gewerbemakler die Wohnungsmakler für ihr eigenes mäßiges Image verantwortlich machen. Die Öffentlichkeit könne zwischen wohnwirtschaftlichen Akteuren und Gewerbeakteuren nicht unterscheiden, erkennt CBRE-Deutschlandchef Peter Schreppel einen Grund, warum das Image der Gewerbemakler nicht so gut ist. Auch Timo Tschammler, Geschäftsführer bei Jones Lang LaSalle (JLL) Deutschland, sieht einen Imageschaden aufgrund schlecht oder gar nicht qualifizierter Wohnimmobilienmakler.

Schlechte Noten für Wohnmakler

Wie tief der Frust bei den Gewerbemaklern über die Verhältnisse bei ihren Wohnkollegen ist, zeigt die Umfrage von Immo Media Consult und Immobilien Zeitung. Während die Wohnungsmakler bei Image, Kompetenz, Kundenorientierung und Preis-Leistungs-Verhältnis die Gewerbemakler ähnlich gut oder sogar noch besser bewerten als sich selbst, fallen umgekehrt die Wohnungsmakler bei den Gewerbekollegen krachend durch (siehe Grafik: „Gewerbemakler watschen Wohnmakler ab“ auf dieser Seite). Die Wohnmakler bescheinigen den Gewerbekollegen beim Image einen leicht positiven Wert von 4,35 (die vier stellt auf unserer Skala die Grenze zwischen guter und schlechter Bewertung dar), die Gewerbemakler aber bewerten das Image der Wohnmakler mit einer 2,72 ähnlich schlecht wie die übrigen Befragten: Mit 2,69 wurden die Wohnungsmakler im Gesamtranking mit deutlichem Abstand Letzter.

Wohnmakler sind selbstkritisch

Woran das schlechte Image der Wohnungsmakler vor allem liegt, darüber herrscht bei Wohn- und Gewerbemaklern weitgehende Einigkeit: an den fehlenden Zugangshürden. Dadurch darf jeder Makler werden, egal wie qualifiziert er für den Beruf ist. Zwar gebe es dadurch auch im Gewerbebereich Probleme, im Wohnbereich seien aber besonders viele Emotionen im Spiel, sagt ein Vermittler. Entsprechend schädlich seien hier schwarze Schafe fürs Image.

Die Wohnungsmakler sind im Übrigen überraschend selbstkritisch. So bescheinigen sie sich mit 3,89 zwar einen besseren Imagewert, als ihnen die übrige Branche zugesteht, dieser liegt aber immer noch leicht im negativen Bereich. Und knapp zwei Drittel der Wohnungsmakler sind der Meinung, dass das schlechte Image der Immobilienbranche zumindest teilweise an den Maklern liegt. IVD-Vizepräsident Jürgen Michael Schick spricht davon, dass sich die Branche schon weiterentwickelt habe und 80% der Makler schon längst eigene Qualitätsstandards wie etwa die des IVD befolgten. Aber: „Das reicht nicht. Wenn 80% der Herzchirurgen gut qualifiziert wären, aber 20% operierten mit schlechter oder gar keiner Ausbildung, dann wäre das dem Image der Herzchirurgen auch nicht förderlich.“

Schick sieht die Politik in der Pflicht, die es versäumt habe, den Sach- und Fachkundenachweis vor der Zulassung zum Immobilienmakler einzuführen. Wenn dieser käme und zudem eine Normierung des schriftlichen Maklerauftrags sowie die Pflicht, transparent zu machen, für wen der Makler arbeitet, würde sich das Image des Berufsstands eindeutig verbessern, ist er überzeugt.

Gemakelt wird vom Consultant

Solange das noch aussteht, sind allerdings Absetzbewegungen der Gewerbemakler vom Maklerbegriff zu beobachten. Auf den Internetseiten und in den Imagebroschüren der großen Gewerbemakler taucht oftmals der Begriff Makler gar nicht mehr auf. Stattdessen nennen sie sich in ihren Selbstbeschreibungen Immobiliendienstleister, Berater für Immobilienkunden oder Immobilienspezialist. Als eine der wenigen Ausnahmen findet sich etwa auf der Savills-Internetpräsenz zumindest im Unterbereich Vermietung noch das Wort Makler. Hier wirbt das Unternehmen mit seinen „erfahrenen und qualifizierten Maklern“. Andernorts macht den Job dagegen längst der Immobilienberater Bürovermietung (BNPPRE) oder der Consultant Bürovermietung (NAI apollo group, an anderer Stelle auch bei Savills so zu finden).

Bei DTZ wird der Maklerbegriff gar nicht mehr verwendet. „DTZ als Makler zu bezeichnen, ist einfach falsch“, erklärt Rainer Hamacher, Geschäftsführer von DTZ Deutschland. Es gehe aber dabei nicht darum, sich des schlechten Images des Begriffs zu entziehen. Vielmehr passe der Begriff nicht mehr zur heutigen Tätigkeit. Mit Vermietungen ab 800 m2 oder 1.000 m2 sei oft ein ganzer Strauß an Dienstleistungen verbunden: von der Bestands-, Effizienz- und Wohnsitzanalyse bis hin zur Raumplanung. „Das nimmt schon fast unternehmensberaterische Züge an.“ Dazu komme der Trend, dass große Unternehmen Verträge über Jahre schließen und entsprechend die Interessen der Mandanten dauerhaft vertreten werden und nicht nur während einer Transaktion.

Die meisten anderen Makler wollen sich auf Anfrage nicht so eindeutig positionieren, aber auch bei ihnen wird eine gewisse Distanz deutlich. So will sich etwa ein Unternehmen, das viel Wert darauf legt, nicht Maklerhaus genannt zu werden, nicht vollständig vom Maklerbegriff verabschieden. Man habe nichts mehr zu tun mit dem klassischen Maklerhaus aus der Gründungszeit, sagt der Geschäftsführer, der so aber nicht zitiert werden möchte. Natürlich zähle auch das Beratungsgeschäft weiter zu den angebotenen Dienstleistungen, und Teil des Beratungsgeschäfts seien auch Maklerdienstleistungen. Die Homepage vermittelt zur tatsächlichen Bedeutung der Maklertätigkeit ein anderes Bild: Da stehen Vermietung und Verkauf bei den Dienstleistungen an erster Stelle.

Makeln als Teil des Beratens

Tatsächlich hat sich das Dienstleistungsgeschäft der Maklerunternehmen in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet. Neue Dienstleistungen sind aufgekommen wie Tenant Representation – die langfristige Vertretung von Mieterinteressen – oder Global Corporate Services – die Betreuung des Immobilienbestands von meist branchenfremden Unternehmen. Aber auch andere Dienstleistungsbereiche wie Property-Management wurden ausgeweitet. Auch betonen die Makler die zunehmende Professionalisierung der Branche durch zahlreiche immobilienwirtschaftliche Studiengänge und Weiterbildungsangebote. „Fast 80% unserer Neueinsteiger haben einen akademischen Hintergrund“, sagt Schreppel.

Die zunehmende Dienstleistungstätigkeit und die Professionalisierung der Ausbildung könnten auch der Grund für eine leichte Verbesserung des Images der Gewerbemakler sein. So landeten sie 2008 bei der Frage nach der Berufsgruppe mit dem schlechtesten Image noch auf dem zweiten Platz hinter den Wohnmaklern. Da die Fragestellung diesmal anders war, lässt sich das Ergebnis zwar nicht direkt vergleichen, dennoch zeigt sich eine Tendenz: Die Gewerbemakler haben zwar mit einem Gesamtwert von 3,69 immer noch ein negatives Image, haben aber einige Berufsgruppen überholt, darunter die Vertreter der offenen und geschlossenen Fonds und die Finanzierer.

Es besteht also Hoffnung für die Gewerbemakler, und entsprechend wollen sich nicht alle vom Begriff distanzieren. „Das Maklergeschäft ist und bleibt eine unserer Kerndisziplinen, zu der wir ausdrücklich stehen“, erläutert Tschammler. Auch Schreppel möchte sich nicht komplett vom Maklerbegriff abgrenzen. CBRE sei das weltweit größte Immobilien- Dienstleistungsunternehmen, und da gebe es auch Maklertätigkeiten. Deutlicher zum Maklerbegriff bekennt sich Peter Rösler, Aufsichtsratsvorsitzender bei BNPPRE: „Wenn man mich fragt, was ich beruflich mache, sage ich: Ich bin Makler.“ Der Begriff sei im professionellen Bereich alles andere als eine Schande, solange dahinter nicht nur reines Adressenaustauschen stecke, sondern eine tiefe Dienstleistungsbereitschaft.

Aengevelt steht zum „Makler“

Trotz solcher Aussagen bildet Aengevelt Immobilien unter den größeren Gewerbemaklern eine absolute Ausnahme. Denn hier vertritt man den Maklerbegriff sogar offensiv nach außen. Beim Unternehmensporträt auf der Homepage heißt es bereits in der Überschrift: „Immobilienmakler mit Erfahrung“, und auch bei Google lässt sich das Düsseldorfer Traditionsunternehmen als „Immobilienmakler“ anzeigen. Inhaber Wulff Aengevelt hält wenig von den Absetzbewegungen seiner Kollegen vom Maklerbegriff. Gerade im Gewerbebereich gebe es keinen Grund, auf den Begriff Makler zu verzichten. „Profis haben keine ideologische Scheu vor dem Makler.“

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: „Gewerbemakler und das böse M-Wort“

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