← Zurück zur Übersicht

Der Traum vom großen Geld

Gehalt. Von einem spezialisierten Studium erhoffen sich Absolventen gute Verdienstmöglichkeiten in der Immobilienwirtschaft. Doch zum Berufsstart liegen ihre Erwartungen häufig über dem, was der Markt für Einsteiger tatsächlich hergibt.

Janina Stadel
28. August 2025

Die Erwartungen junger Immobilienprofis an ihr Gehalt sind hoch. Rund 56.000 Euro brutto im ersten Berufsjahr streben sie an. Damit liegen ihre Vorstellungen über dem, was Arbeitgeber bereit sind zu zahlen. Die konkreten Beträge variieren nach Studiengang und Tätigkeitsfeld – und auch nach der Hochschule, an der der Abschluss erworben wird.

Auf Letzteren sind die Nachwuchskräfte besonders stolz. Ein Student im Fach Immobilienmanagement an der Hochschule Karlsruhe rechtfertigt seinen selbst geschätzten Marktwert von 60.000 Euro im ersten Jahr durch die Inhalte seiner Vorlesungen. „Die Vertiefung meines Studiengangs stimmt perfekt mit der Praxis überein“, meint er und ist sich sicher, schnell den Weg in die Unternehmensberatung zu finden. Ein Altersgenosse von der Technischen Hochschule Aschaffenburg fühlt sich mit einem Bachelorabschluss fit für eine feste Stelle in der Bewertung. Seine jährlichen Gehaltsvorstellungen von 55.000 Euro im ersten Jahr leitet er von Erzählungen aus dem familiären Umfeld ab. Er denkt: „Durch die Spezialisierung meines Studiengangs wird die Berufswahl gut machbar sein.“

Während Bachelorstudenten ihren Wert beim Einstieg mit durchschnittlich 54.636 Euro beziffern, wollen Masterabsolventen im Schnitt 58.523 Euro von ihrem ersten Arbeitgeber. Die Wünsche der Frauen liegen dabei ein paar Tausend Euro unter denen der Männer. Das zeigen die Ergebnisse der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Insgesamt 467 Studenten, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, haben sich darin zu ihren Gehaltswünschen geäußert.

Die höchsten Gehälter erwarten Immobilienprofis in spe der Irebs Universität in Regensburg. Sie wollen mit 62.917 Euro starten. Summen über 60.000 Euro verlangen auch die Absolventen der Hochschule Biberach und der Technischen Universität Darmstadt. Was alle unabhängig von der Hochschulen gemeinsam haben, ist die Vorstellung eines Gehaltssprungs nach spätestens drei Jahren. Wer einen Bachelor hat, möchte dann auf über 66.000 Euro pro Jahr kommen, diejenigen mit Master auf rund 70.000 Euro.

Absolventen vertrauen auf ihren Abschluss

Die hohen Erwartungen an die Bezahlung stützen die jungen Köpfe oft auf Aussagen von ersten Branchenkontakten. Eine Studentin der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Holzminden schätzt dafür die Treffen, die die Hochschule organisiert. „Durch gute Verbindungen der Hochschule zu verschiedenen Unternehmen und das Netzwerken während des Studiums auf verschiedenen Veranstaltungen bieten sich gute Einstiegschancen“, will die 22-Jährige kurz vor Abschluss ihres Bachelors in Bau- und Projektmanagement von diesen Events profitieren.

Ein echtes Vorstellungsgespräch mit Gehaltsverhandlung hatten bisher nur die wenigsten – nicht ganz jeder Fünfte hat sich schon einmal beworben. Dennoch sind sich die Nachwuchskräfte sicher, ihre Wünsche gut platzieren zu können. Sie sehen weniger das wirtschaftliche Umfeld als bestimmend für ihre Jobchancen, sondern den Fachkräftemangel. „Die Branche sucht dringend Nachwuchs, da das durchschnittliche Alter eher hoch ist“, glaubt eine BWL-Studentin von der Hochschule Anhalt, die in die Immobilienbewertung einsteigen will. Sie berichtet aus Praktika, dass ältere Kollegen mit einem Wechselwunsch schnell einen neuen Arbeitgeber finden konnten, und geht davon aus, dass auch Einsteiger es leicht haben.

Viele Nachwuchskräfte kennen Hochrechnungen wie die aus der Studie Potenzial der Manpower Group, die besagen, dass ihre Generation in fünf Jahren rund ein Drittel der Arbeitnehmer ausmachen wird. Sie sehen ihr vergleichsweise junges Alter deshalb nicht als Nachteil, sondern im Gegenteil als gewünscht bei Neueinstellungen. „Die Branche ist angewiesen auf junges und innovatives Personal“, fasst ein Student, der seinen Master im Alter von 27 Jahren an der Hochschule Aschaffenburg plant, zusammen.

Frisches Hochschulwissen als Argument

Ein Kommilitone aus dem Fach Immobilienbewertung an der Hochschule Anhalt argumentiert mit jüngstem Fachwissen, das die Absolventen aus dem Hörsaal direkt mit in den Job bringen. Als Beispiele nennt er Datenanalysen und Input rund um das Thema Nachhaltigkeit, bei denen er auf die gerade absolvierte Ausbildung setzt. „Gleichzeitig besteht allerdings auch eine Chance, dass die Firmen der Weiterentwicklung der Berufseinsteiger einen besonderen Wert zugute kommen lassen. Im Endeffekt investieren die Firmen bei der Unterstützung und Wertschätzung von Berufseinsteigern in ihren langfristigen Erfolg“, leitet ein angehender Architekt von der Bergischen Universität Wuppertal für sich ab.

Die meisten Studenten (15,9%) wollen nach ihrem Abschluss in der Projektentwicklung Fuß fassen. Die Sparte gilt noch immer als die Königsdisziplin der Branche und weckt entsprechend die höchsten Gehaltswünsche. Rund 57.000 Euro möchten Absolventen hochschulunabhängig hier im ersten Jahr verdienen. Zu Zeiten ihrer Wahl des Studiengangs lag dieser Betrag laut dem jährlich erscheinenden Gehaltsreport der Personalberatung Cobalt nur wenig über den realen Möglichkeiten.

Inzwischen sind mehr als 50.000 Euro nur in einer Juniorposition mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung gängig. Denn die Projektentwicklung zählt zu den Sparten, die durch das wirtschaftliche Umfeld und die schwache Auftragslage ihre Personalbudgets einschränken müssen. Laut der Cobalt-Studie verdienten Absolventen 2024 mit 46.100 Euro im ersten Jahr im Schnitt mehr als 10.000 Euro unter der aktuellen Wunschvorstellung. „Wenn die Nachfrage nach Arbeitskräften sinkt, fallen zuerst die Einstiegsgehälter niedriger aus“, sagt Cobalt-Geschäftsführerin Nicole Schwan.

Die Seniorgehälter hingegen stagnieren etwa seit Ende der Pandemie. „Sie können nicht nach unten korrigiert werden. Wenn im mittleren oder gar oberen Management gespart werden soll, geht das eher über die Quantität statt über die Qualität. Das heißt, dass in einer Abteilung die Zahl der Mitarbeiter reduziert wird“, erklärt die Personalberaterin. Die Hochschule, an der der Abschluss einmal erworben wurde, spielt unter diesen Bedingungen für die Arbeitgeber keine Rolle.

Dass die konkreten Gehaltsvorstellungen mit der ausbildenden Hochschule zusammenhängen, verwundert Thilo Ballering nicht. Er ist seit fast neun Jahren Dozent an der dualen Internationalen Hochschule (IU) in Düsseldorf und kennt die Ansichten der Berufseinsteiger. „Eine höhere Erwartungshaltung bei Absolventen von elitären Hochschulen überrascht mich nicht. Die investierte Zeit und auch die Studiengebühren sollen sich schließlich schnell lohnen. Doch dieser Wunsch entspricht nicht der Realität auf der Seite der Arbeitgeber“, sagt er.

Arbeitgeber preisen Einstiegsgehälter neu ein

Ballering vergleicht das Angebot und die Nachfrage von Einsteigerpositionen. „Wenn man Unternehmen als die Anbieter von Arbeitsplätzen sieht, kann man sagen, dass sie die neue Realität einpreisen. Zu Peakzeiten vor einigen Jahren haben sie viel Verstärkung gebraucht und sich um Nachwuchskräfte gerissen. Doch jetzt werden vor allem am unteren Ende weniger Einstellungen vorgenommen“, sagt er. Ballering meint damit vor allem Stellen für Kandidaten mit weniger als fünf Jahren Praxiserfahrung.

Den sinkenden Bedarf an Nachwuchskräften liest er auch an den Einschreibungszahlen an der dualen Hochschule ab. Die höheren Jahrgänge seien deutlich stärker, während die neuen dünner ausfielen. „Eine zeitverzögerte Abbildung der Marktlage“, urteilt Ballering. Die Zahlen zeigen ihm, dass die Unternehmen nicht nur weniger Nachwuchskräfte einstellen, sondern auch weniger ausbilden. Vor vier Jahren, also zum Zeitpunkt der Studienwahl der jetzigen Absolventen, sah das anders aus: „Damals wurde Nachwuchskräften noch regelrecht der rote Teppich ausgerollt. Doch diese goldenen Zeiten sind vorbei.“

Seitdem habe sich der Markt zu einem Arbeitgebermarkt gedreht, sagt Ballering. Wer direkt nach dem Studium den Traumjob antreten will, muss seine Vorstellungen, gerade die finanziellen, rechtfertigen können. Insbesondere Einsteiger ohne Praxiserfahrung stützen sich auf theoretische Kenntnisse. Doch so einfach sei es nicht: „Die Immobilienwirtschaft ist eine junge akademische Disziplin. Bis vor ein paar Jahren war es normal, dass sich eine Karriere in der Branche über Praxiserfahrung entwickelte. Spezialisierte Studiengänge gab es damals noch nicht“, erzählt Ballering. Eine solide theoretische Grundlage sei zwar gewünscht, eine richtige Karriere müsse jedoch erst erarbeitet werden.

Dass es im Job auch auf Arbeitshaltung und Praxiserfahrung ankommt, müssen die Nachwuchskräfte aus Ballerings Sicht in den ersten Berufsjahren lernen. Durch seine zusätzliche Tätigkeit als Personalberater bei Talent-Net weiß er, dass Young Professionals nach einigen Jahren im Beruf bei einem Wechselwunsch anfangen, ihre konkreten praktischen Erfahrungen zu hinterfragen. Und sie stellen sie bei Bewerbungen heraus. „Anfängern hingegen bleiben als Argumente nur ihre akademischen Grundlagen.“

Durch die Spezialisierungen ihrer Studiengänge haben einige zudem sehr konkrete Ziele und wollen direkt in ihr Wunschtätigkeitsfeld hinein. Am beliebtesten nach der Projektentwicklung ist das Asset-Management. Mehr als 12% der Absolventen zieht es dorthin. Wer in jungen Jahren in dieser Sparte richtig überzeugt, hat ähnlich wie in der Projektsteuerung gute Chancen auf eine überdurchschnittliche Bezahlung. Doch ein Karrierestart in diesem Zweig ist laut Ballering selten. „Das Asset-Management ist kein klassisches Einstiegsfeld. Mit zwei oder drei Jahren Erfahrung im Property-Management erkennen Arbeitgeber aber, dass Sie die Grundlagen der Immobilienwirtschaft beherrschen und im Berufsleben angekommen sind. Von dort aus ist der Wechsel ins Asset-Management nicht unrealistisch“, zeichnet er einen beispielhaften Weg auf. Doch nur 1,5% der Studenten sind bereit, die Schleife über diese Tätigkeit zu drehen.

Ein 19-Jähriger, der die Hochschule Mittweida im kommenden Jahr mit einem Bachelorabschluss verlassen und direkt ins Investmentmanagement einsteigen will, sagt, was viele aus seiner Generation denken: „Ich finde das Gehalt sehr relevant für die Motivation.“ Und genau an dessen Höhe zweifeln die Einsteiger beim Property-Management. Die Gehälter für Absolventen lagen 2024 bei durchschnittlich 38.000 Euro mit kaufmännischem Fokus, um die 45.000 Euro für den technischen Schwerpunkt.

Dabei sieht Cobalt-Geschäftsführerin Schwan den Bereich als gute Möglichkeit, um in den kommenden Jahren Karriere zu machen, ebenso das Facility-Management. „Die Attraktivität einer Immobilie hängt zunehmend vom Serviceangebot ab. Dadurch erhöht sich die Nachfrage nach qualifiziertem Personal in diesen Sparten besonders“, erklärt sie. Die Erstlöhne stiegen im Facility-Management in den letzten vier Jahren deutlich an. Inzwischen können Hochschulabsolventen dort mit rund 53.300 Euro rechnen. 2021 lagen die Einstiegsgehälter noch bei rund 40.000 Euro.

Diese finanzielle Entwicklung unterschätzen viele Studenten. Nur etwa 2,5% von ihnen wollen ins Facility-Management. Von denen, die sich für einen spezialisierten Studiengang entschieden haben, will nur etwa jeder Achte dauerhaft in dem Beruf bleiben. Stattdessen wollen sie ihr Spartenwissen bei Ingenieurtätigkeiten, für eine Spezialisierung in der Architektur, in der Unternehmens- oder ESG-Beratung nutzen.

Gehaltsrecherchen starten häufig online

Die Hauptanlaufstelle für die erste Recherche nach Jobmöglichkeiten und Gehältern sind Online-Jobportale. Doch gerade diese zeigen nur vage Verdienstmöglichkeiten oder Durchschnittswerte, bei denen Gehälter von Einsteigern mit denen von höheren Managern verrechnet werden. Ebenso können Stellenanzeigen zwar genutzt werden, um Chancen auszuloten, jedoch lassen sich in seltenen Fällen Gehälter daraus ablesen. Statt genauer Angaben zu Fixum oder Boni werden dort meist nur zusätzliche Benefits beworben. Diese sehen die Studenten allerdings schon als Selbstverständlichkeit an und nicht als Zugabe zum festen Gehalt. Gegen Ende des Studiums wird das Thema Geld auch verstärkt unter den Kommilitonen diskutiert. Sie tauschen sich über ihre Erfahrungen bei Praktika und Werkstudentenstellen aus. In den Unternehmen sprechen Vorgesetzte jedoch kaum über konkrete Summen.

Etwas auskunftsfreudiger über die zu erwartende Bezahlung sind die Arbeitgeber bei Traineeprogrammen. Sie werden in der Regel standardisiert festgesetzt und bieten keinen Spielraum für Verhandlungen. Bei Commerz Real liegt die monatliche Bruttobezahlung für Bachelorabsolventen bei 4.600 Euro. Trainees mit Masterabschluss verdienen glatte 5.000 Euro. Auch bei Trainees hängt der mögliche Verdienst von der gewählten Berufsrichtung ab. So zahlt Wisag Gebäudetechnik für einen Trainee zum technischen Facility-Manager mit 3.500 Euro bis 3.800 Euro deutlich weniger als Asset-Manager Commerz Real. Laut der Plattform Berufsstart.de hängen die Löhne nicht nur mit der angestrebten Tätigkeit, sondern auch der Größe des Unternehmens zusammen. Demnach liegt die Bezahlung in meist 18-monatigen Programmen bei Immobilienunternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern zwischen 34.000 und knapp 45.000 Euro im ersten Jahr, während große Konzerne mit rund 55.000 Euro jährlich genau den Wunsch der Studenten für diese Position treffen.

Von den Teilnehmern der IZ-Arbeitsmarktumfrage wollen sich nur etwa 20% durch ein Traineeprogramm einen Überblick über die unterschiedlichen Aufgaben und Teilbereiche der Branche verschaffen. Mehr als 60% wollen lieber direkt mit einer Junior-Position starten.

Die dualen Studenten schätzen ihr Einstiegsgehalt mit durchschnittlich 45.000 Euro bis 50.000 Euro nach der Ausbildungszeit übrigens etwas realistischer ein als reine Akademiker. Ballering führt das auf einen stetigeren Austausch mit direkten Kollegen und somit einen besseren Überblick zurück. Dennoch erlebt er oft, dass sich duale Studenten schon vor der Übernahme nach einer Alternative umsehen. Das vom Arbeitgeber bezahlte Studium hält sie also nicht länger im Unternehmen als andere Einstiegsformen auch.

80% der Berufseinsteiger planen maximal fünf Jahre beim ersten Arbeitgeber ein. Von den dualen Studenten gehen sogar 41% davon aus, spätestens nach zwei Jahren noch einmal zu wechseln. Als Grund nennen sie die Furcht davor, bei im Team ihren Status als Neuling nie zu verlieren. Zudem beklagen einige, kurz vor dem Abschluss noch keine genauen Informationen zu ihrer Übernahme, ihrem späteren Gehalt und weiteren Perspektiven im Unternehmen erhalten zu haben. Nicht zuletzt aber wollen sie durch einen Wechsel mehr Geld herausschlagen.

Das Geld bleibt der entscheidende Faktor

Somit bleibt nicht nur direkt nach dem Einstieg das Gehalt am wichtigsten, sondern auch in den Folgejahren. Vor allem junge Männer sind zudem darauf aus, im Unternehmen gute fachliche Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt zu bekommen. Den Frauen hingegen sind flexible Arbeitszeiten besonders wichtig. Laut der jährlich erscheinenden Studie „Jugend in Deutschland“  ist das ein branchenübergreifender Trend. In der Umfrage von Jugendforscher Simon Schnetzer gaben in diesem Jahr mehr als 70% der befragten jungen Erwachsenen unter 30 Jahren an, dass eine gute Bezahlung sie am meisten zu Leistung motiviert. Vor der Pandemie 2020 stand bei der Mehrheit noch die Freude an der Arbeit an erster Stelle.

Köpfe
Bauwo ernennt Nils Hachmeister zum Geschäftsführer

Der Projektentwickler Bauwo Grundstücksgesellschaft besetzt die Geschäftsführung um. Dabei steigt Nils Hachmeister auf.

Köpfe
Fabio Kirchgeßner steigt bei Panattoni zum Managing Director auf

Fabio Kirchgeßner verstärkt als Managing Director die Geschäftsleitung des Logistik- und Industrieimmobilienentwicklers Panattoni in Deutschland.