Top-Arbeitgeber 2010: Hochtief, JLL und ECE
Jetzt kann wohl endgültig niemand mehr von Zufall sprechen: Wie schon 2009 sind auch in diesem Jahr wieder Hochtief, Jones Lang LaSalle und ECE die bestplatzierten Unternehmen der Top-Arbeitgeber-Umfrage der Immobilien Zeitung.
Insgesamt haben in diesem Jahr 574 Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge an der Befragung teilgenommen. 2009 waren es 573 Teilnehmer. Stimmen kamen von über 65 Universitäten, Fachhochschulen, Berufsakademien und sonstigen Bildungseinrichtungen aus ganz Deutschland. Besonders rege beteiligten sich unter anderem die Studenten der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, der Hochschule Anhalt und der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Holzminden (HAWK).
Die Studenten waren aufgerufen, anzugeben, welche Unternehmen auf den Plätzen 1 bis 3 ihrer persönlichen Wunscharbeitgeberliste rangieren. Die Punkte wurden dann entsprechend der Platzierung gewichtet und addiert. Dabei konnte Hochtief seinen ersten Rang gegenüber dem Vorjahr sogar noch ausbauen und steigerte sich von 11,4% der insgesamt vergebenen Punkte auf 13,8%. Jones Lang LaSalle (JLL) verbesserte sich von 7,9% auf 8,3% und ECE von 3,8% auf 5,4% der Punkte.
Die Gewinner sehen ihre starke Marke als Grund für den Sieg
Doch wie erklären es sich die Sieger selbst, dass sie zum wiederholten Mal so gut abgeschnitten haben? „Hochtief ist seit fast 140 Jahren aktiv und eine gewachsene Marke“, sagt Karl-Heinz Beckhoff, Leitung Personalabteilung Hochtief Real Estate. Die Unternehmensgruppe profitiere von ihrem Namen. Den Angestellten könne man zudem anspruchsvolle Projekte und einen hohen Internationalisierungsgrad bieten. Gerade die Hochtief-Projektentwicklung genieße in der Branche eine Sonderstellung, da das Projektenwicklungssegment sonst eher durch regionale Unternehmen geprägt sei, sagt Beckhoff. Häufig stehen die Projekte im Blickpunkt der Öffentlichkeit, wie beispielsweise der Marco Polo Tower, der dieses Frühjahr mit dem Mipim Award ausgezeichnet worden ist.
Nach Meinung von Wolfgang Bake, Head of Human Resources bei JLL, zeigt das Unternehmen ganz offensiv nach außen, dass es ausbildet. Neben der bekannten Marke und der Möglichkeit, eine internationale Karriere zu absolvieren, sieht der Personaler auch die starke Präsenz des Unternehmens an den Hochschulen als einen Grund für die gute Wertung an. Die JLL-Praktikanten und Auszubildenden sorgen zudem für positive Mundpropaganda bei ihren Kommilitonen. „Bei uns sind die Praktikanten nicht zum Kopieren da“, sagt Bake.
Beim Hamburger Shoppingcenterbetreiber ECE sieht man hingegen den Erfolg im gut durchstrukturierten Traineeprogramm begründet.
„Unsere Führungskräfte kümmern sich um die jungen Kollegen und ermöglichen ihnen so eine weiche Landung in das Unternehmen“, sagt Jürgen Feindt, Bereichsleiter Human Resources bei ECE. Wenn die Leistung stimmt, stehen die Chancen laut Feindt gut, dass die Berufsanfänger bald schon eigenverantwortlich arbeiten können. Die Marketingmaßnahmen seien zuletzt zwar etwas zurückgefahren geworden, man zeigt aber in Hochschulmagazinen Präsenz und kooperiert mit mehreren Lehrstühlen.
Die Top 3 können insgesamt stolze 27,5% der gewichteten Stimmen auf sich vereinen. Der Baukonzern Hochtief baute seinen Vorsprung zum Branchenkonkurrenten Bilfinger Berger (inkl. der Tochtergesellschaften HSG Zander und EPM Assetis), der vom fünften auf den neunten Rang abgerutscht ist, aus. Strabag verbesserte sich dagegen um drei Plätze und belegt nun Rang 11.
Beim Beratungsunternehmen JLL verringerte sich der Vorsprung auf den Konkurrenten CB Richard Ellis (CBRE). Dieser konnte sich vom siebten auf den vierten Platz vorarbeiten. Cushman & Wakefield fiel von 9 auf 14, Engel & Völkers verschlechterte sich in der Platzierung von Rang 6 auf Platz 10 und BNP Paribas Real Estate, 2009 noch auf dem elften Platz, ist nun nicht mehr innerhalb der Top-15, sondern muss sich mit dem 21. Platz begnügen. Weiterhin in seinem Branchensegment uneinholbar zeigt sich ECE. Der nächste Konkurrent auf der Rangliste ist der Centerbetreiber mfi, der Platz 26 belegt.
Unter den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ist Ernst & Young mit Platz sechs (2009: Platz vier) in der Rangliste weit der Konkurrenz voraus. Das 2009 noch auf dem respektablen zwölften Platz rangierende Unternehmen Deloitte folgt auf Platz 25, PricewaterhouseCoopers erst auf Platz 30.
Union Investment, Rreef und UBS gehören zu den Aufsteigern
Besonders gesteigert hat sich seit dem Vorjahr in der Gunst der Studenten Union Investment. Während das Unternehmen 2009 noch unter ferner liefen zu finden war, belegt es nun mit 2,6% der Punkte den Platz acht der Top-Arbeitgeber. „2009 war eines unserer erfolgreichsten Jahre sowohl beim Einkauf als auch auf der Anlagenseite“, sagt ein Sprecher der Union Investment. Dies habe auch für eine starke Medienpräsenz gesorgt. Zudem habe man auf einigen Recruiting-Veranstaltungen Präsenz gezeigt. Auch die Deutsche-Bank-Gruppe mit ihrer Tochtergesellschaft Rreef Investment konnte sich seit dem Vorjahr in die Top Ten vorarbeiten und belegt nun den siebten Platz. Rreef konnte zuletzt mit dem Kauf des Frankfurter Hochhauses Park Tower in der Branche von sich Reden machen. Auch UBS hat seit dem Vorjahr deutlich zugelegt.
180 Wunscharbeitgeber wurden erfasst
Insgesamt nannten die Studenten fast 180 verschiedene Wunscharbeitgeber. Einige möchten sogar selbst später mal ein Unternehmen gründen (0,6% der gewichteten Stimmen). Doch viele Studenten wissen erstaunlicherweise noch gar nicht, wo sie gerne mal arbeiten würden. 334 von ihnen und damit deutlich mehr als die Hälfte gaben an, dass sie überhaupt keinen Wunscharbeitgeber haben.
Wie schon 2009 sind die Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft weit abgeschlagen. Mit Ausnahme der Bilfinger-Töchter HSG Zander und EPM Assetis und der Strabag Property and Facility Services, deren gute Platzierung zum Teil ihrer Zugehörigkeit zu großen Konzernen geschuldet ist, sind auch die Facility-Manager schwach vertreten. Wisag rangiert auf Platz 31. Verschwindend gering ist das Interesse der Studenten an einer Tätigkeit im Finanzierungssegment, ein Trend, der sich seit dem Jahr 2008 zeigt, 2007 hatten sich immerhin noch 19% der Befragten eine Tätigkeit in der Finanzvermittlung/Kreditvergabe vorstellen können.
Tätigkeitsfeld bleibt wichtigstes Kriterium
Entscheidend ist für die Studenten bei der Auswahl ihres Wunscharbeitgebers ganz klar das Tätigkeitsfeld. 73,75% der Befragten gaben dieses als Kriterium bei der Frage an, warum sie das jeweilige Unternehmen auf Platz eins gewählt haben. Gefolgt wird das Tätigkeitsfeld von den Karriereperspektiven (49,17%), dem positiven Image des Unternehmens im Allgemeinen (40,42%) und dem Standort des Arbeitsplatzes (31,25%). Überraschend ist, dass 25% der Studenten ihren Wunscharbeitgeber Nr. 1 bereits persönlich kennengelernt haben.
Wer als Arbeitgeber Studenten nicht mit seinem Tätigkeitsfeld überzeugen kann, hat dennoch Chancen, wenn er attraktive Gehälter bietet: Während für Platz eins nur 15,83% der Studenten finanzielle Aspekte als entscheidendes Kriterium angaben, waren es beim zweiten Platz 17,56% und bei Platz drei schon 23,24%. Obwohl der allgemeine Ruf des Unternehmens für viele Studenten wichtig ist, wird dem Standing speziell als Arbeitgeber weniger Bedeutung beigemessen. Nur 12,5% war das Arbeitgeberimage bei ihrer Lieblingsfirma wichtig. Etwas höhere Werte zeigten sich bei den Plätzen zwei (17,56%) und drei (17,61%). Vernachlässigt wird von den Befragten, ob Familienmitglieder oder Freunde in ihrem Wunschunternehmen arbeiten. Noch weniger interessiert sie nur noch die Frage, ob es Zusatzangebote für die Mitarbeiter gibt, wie Gesundheits-, Familien-, oder Work-Life-Balance-Programme.
Unternehmensgröße ist nicht immer entscheidend
Sabrina Dresmann, Studentin der HAWK Holzminden, wäre später einmal gerne in der Bewertung oder im Centermanagement tätig. Auf dem IZ-Karriereforum, der Jobmesse der Immobilien Zeitung, hat sie sich über die dort vertretenen großen Unternehmen informiert. „Die Unternehmensgröße ist aber nicht das allein entscheidende Kriterium“, sagt die Studentin. Sie hat auch Wunscharbeitgeber, die nur regional aufgestellt sind.
Ob die Unternehmen zu ihr passen, versucht die Studentin durch Praktika herauszufinden. Eva Schneider, Masterstudentin im Studiengang Facility-Management der Beuth Hochschule für Technik im zweiten Semester, hält ebenfalls Unternehmensgröße und -image für zweitrangig.
Ihr Kommilitone René Vetter zählt auf, was ihm bei seinem künftigen Arbeitgeber besonders wichtig ist: „Neben einer modernen Personalführung sind das ein internationales Vergütungssystem sowie positive Entwicklungsperspektiven.“ Christian Baumann von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen nennt schließlich noch die internationale Ausrichtung des Unternehmens als bedeutendes Kriterium.
Frauen und Männer uneinig über Platz 3
Die Geschlechter haben unterschiedliche Vorlieben bei ihrer Arbeitgeberwahl. Zwar ist man sich, was die Verteilung der Plätze 1 (Hochtief) und 2 (JLL) angeht, noch völlig einig. Die Damen wählen aber ECE auf Platz 3, die Herren hingegen Ernst & Young. ECE folgt bei den Herren auf dem vierten Platz, den bei den Damen wiederum CBRE belegt. Für eine Überraschung bei der Auswertung nach Geschlechtern sorgt indes der Berliner Projektentwickler Beos, dem die Damen den respektablen achten Platz zuteilen, während er bei den Herren erst weit hinten in den Rängen auftaucht.
Je nachdem auf welchen Abschluss die Studenten gerade hinarbeiten, zeigen sich hinsichtlich ihrer favorisierten Arbeitgeber Unterschiede. Dies gilt auch für die Top-Platzierungen. Während die Top 3 bei Masterstudenten der Gesamtwertung entsprechen, sieht es bei den Bachelorstudenten etwas anders aus. Diese wählten ebenso Hochtief auf Platz 1 und JLL auf Platz 2. Auf Platz 3 folgt aber schon Engel & Völkers und ECE muss – gemeinsam mit CBRE – Platz 5 hinter der Deutschen Bank/Rreef einnehmen.
Wieder anders stellt sich die Lage bei den Diplomstudenten dar, die ECE den zweiten Platz hinter Hochtief zusprechen, aber Ernst & Young auf Platz 3 wählen.
Top-Arbeitgeber bringen viele der Wunsch-Kriterien mit
Die genannten Eigenschaften können die Top-Platzierten des Arbeitgeber-Rankings durchaus in sich vereinen, wie eine Analyse der Traineeprogramme zeigt (zu den Traineeprogrammen der Top 3 siehe die Seiten 11 und 12). Sie sind allesamt international ausgerichtet, decken viele verschiedene Tätigkeitsfelder ab und betreiben einen großen Aufwand bei der Personalführung, unter anderem durch regelmäßige Feedbackgespräche mit den Mitarbeitern.
Insgesamt zeigen die Antworten der Studenten auch, dass sich viele Bewerber genau mit den Strukturen der Unternehmen auseinandersetzen, für die sie sich interessieren, und schon früh den ersten Kontakt über Praktika suchen. Einige der auf dem IZ-Karriereforum vertretenen Personaler trafen deshalb bei den Bewerbergesprächen auch auf mehrere bekannte Gesichter.
Von den 25 Ausstellern der Jobmesse zeigten mit Jones Lang LaSalle (Platz 2), ECE (Platz 3), Ernst & Young (Platz 6), IVG Immobilien (Platz 12) und den Bilfinger-Berger-Töchtern HSG Zander und EPM Assetis (Platz 9) sechs der Top-15-Unternehmen Präsenz und mussten sich gegen einen Ansturm von über 500 Studenten und Absolventen behaupten.
Die Unternehmen suchen wieder Nachwuchskräfte
Der große Andrang war kein Wunder, denn viele Aussteller erwarteten die Studenten vor Ort mit Jobofferten. „Natürlich haben wir konkrete Angebote in Form von Traineeprogrammen oder Praktika im Gepäck“, sagte ECE-Geschäftsführer Rolf Kamprad auf der Messe. Da sich diese speziell an Studenten und Absolventen immobilienrelevanter Studiengänge richten, hat er dort aussichtsreiche Bewerbungsgespräche führen können. Durch den direkten Kontakt auf Jobmessen zu zeigen, dass man (wieder) auf der Suche nach Arbeitskräften ist, dürfte ein guter Weg sein, um auch bei den kommenden Umfragen in der Gunst der Studenten zu bestehen. Und auf der Suche nach Personal ist die große Mehrheit der Top-15, wie deren Befragung belegt (siehe dazu Seite 13).
Einen frühen Kontakt zu den Bewerbern sichert auch die Zusammenarbeit mit den Universitäten und Fachhochschulen, sei es durch die Vergabe von Praktika, die Betreuung von Diplomarbeiten oder durch die Bereitstellung von Gastdozenten – alles Instrumente, von denen viele der Top-Arbeitgeber einen regen Gebrauch machen.
Schließlich hat die Umfrage gezeigt, dass vielen der Studenten das Unternehmensimage wichtig ist. Und wo ließe sich das Image eines Unternehmens besser nach außen transportieren als in der Immobilienbranche mit ihren großen Bauprojekten, auf die sich die Medien stürzen, und die in aller Munde sind?