Student im 6. Semester sucht Projektentwickler in Berlin
Die Ausbildung des immobilienwirtschaftlichen Nachwuchses hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer stärker professionalisiert. Mehr als 115 immobilienwirtschaftliche Studiengänge und Weiterbildungsangebote gibt es in Deutschland aktuell. Welche Qualifikationen bringen die jungen Immobilienprofis in spe neben ihrer akademischen Ausbildung mit – und in welche Segmente der Immobilienwirtschaft zieht es sie?
Der immobilienwirtschaftliche Nachwuchs wird immer jünger: Die insgesamt 274 Studentinnen und 299 Studenten, die an der Joboffensive 2009 teilgenommen haben, sind mehrheitlich unter 26 Jahre alt. Angesichts dieses niedrigen Altersdurchschnitts verwundert es nicht, dass die meisten von ihnen ein Erststudium absolvieren und in Vollzeit studieren – derzeit im Schnitt im sechsten Semester. Mehr als die Hälfte der Befragungsteilnehmer erhält ihre akademische Ausbildung an einer Fachhochschule, nur 28% studieren an einer Universität.
Wer der Nachwuchs ist …
Ihr Studium werden je rund 40% der Studenten mit einem Bachelor oder einem Diplom abschließen. Obwohl jeder Fünfte in einem Masterstudiengang eingeschrieben ist, stößt der Master of Business Administration bei den Umfrageteilnehmern nur auf geringes Interesse (1%) – vielleicht auch, weil sich die Studenten bezüglich der Akzeptanz und Karrieremöglichkeiten nicht sicher sind.
Die Immobilienbranche ist ihnen jedoch nicht unbekannt: Obwohl noch im Studium verfügen die meisten Studenten bereits über erste Praxiserfahrung: 80% haben bereits immobilienspezifische Praktika absolviert, und knapp die Hälfte arbeitet neben dem Studium in der Immobilienwirtschaft.
… was er kann …
Rund 40% haben zudem bereits vor ihrem aktuellen Studium einen ersten immobilienspezifischen Abschluss erworben, meist handelt es sich dabei um die Ausbildung zum/r Immobilienkaufmann/-frau (ehemals Kaufmann/-frau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft) oder einen Hochschulabschluss in den Fächern Architektur, Ingenieurwesen oder Ähnlichem.
Jeder Fünfte hat bereits in der Immobilienwirtschaft sein Geld verdient – im Schnitt rund dreieinhalb Jahre lang. Besonders die Männer können mit ihrer Berufserfahrung punkten: Sie haben häufiger und im Schnitt ein Jahr mehr Berufserfahrung als ihrer Kommilitoninnen. Doch mit dem Sinken des Altersdurchschnitts nimmt auch der Anteil der Berufserfahrenen ab. Letzterer machte 2005 noch mehr als ein Drittel aus, und er hat seitdem kontiniuerlich abgenommen.
Obwohl immer mehr Hochschulen feste Auslandssemester oder -exkursionen in ihre Lehrpläne integriert haben und teilweise sogar Doppel-Abschlüsse mit ausländischen Partneruniversitäten verleihen, ist der Anteil der Studenten mit immobilienspezifischer Auslandserfahrung mit 28% gegenüber den beiden Vorjahren unverändert geblieben. Die Weltsprache Englisch beherrschen fast alle befragten Studenten, davon knapp drei Viertel sogar fließend bis verhandlungssicher. Einhergehend mit diesen Sprachkenntnissen zieht es die Studenten vor allem ins englischsprachige Ausland.
…. und wohin er will
Eine spätere Tätigkeit im Ausland können sich wie auch schon in den Vorjahren 65% der Studenten vorstellen. Dennoch werden wohl die meisten zunächst eine Tätigkeit zwischen Nordsee und dem Bodensee antreten. Auch hier haben die Studenten klare räumliche Präferenzen: Berlin, im Vorjahr nur an dritter Stelle genannt, schafft es diesmal auf den ersten Platz, gefolgt von Stuttgart. Hamburg und das Rhein-Main-Gebiet teilen sich den dritten Platz. München gehört erstmals seit fünf Jahren nicht mehr zu den Top-Fünf-Regionen. Aber jeder zehnte Student ist so mobil, dass er sich einen Arbeitsort in allen aufgezählten 21 Regionen bzw. Städten vorstellen kann, also quasi überall hingehen würde.
Auch was die Größe des Unternehmens angeht, zeigen sich die Studenten sehr flexibel – für knapp ein Drittel der Studenten ist sie kein Kriterium. Knapp liegt jedoch der Mittelstand mit einer Unternehmensgröße von bis zu 500 Mitarbeitern in der Gunst der Studenten vorn. Immerhin 14% der Studenten würden gern ihr eigenes Unternehmen gründen. Ob diese Option durch die aktuelle Krise an Attraktivität gewonnen hat, lässt sich nur spekulieren. Je jünger die Studenten sind, desto eher können sie es sich vorstellen. Und Männer liebäugeln doppelt so häufig mit dem Gedanken, ihr eigener Chef zu sein, wie Frauen.
Wenn es um das spätere Tätigkeitsfeld geht, sind sich die Studenten einig. Bereits das sechste Jahr in Folge nennen sie die Projektentwicklung als Favorit. In die Top Sieben, zu denen noch das Asset- und Property-Management, die Bewertung, Research/ Consulting, Projektmanagement/-steuerung sowie Fondsmanagement zählen, ist in diesem Jahr neu das Facility-Management aufgerückt (Platz fünf). Es könnte sein, dass das auf die verstärkten Bemühungen des Segments in der Nachwuchsförderung, z.B. durch die Kampagne „Die Möglichmacher“, zurückzuführen ist. Auffällig ist, dass sich jede zehnte Studentin als künftige Facility-Managerin sieht, während sich nur 6% ihrer männlichen Kommilitonen für diesen Beruf interessieren. Beim Fondsmanagement ist das Geschlechterverhältnis andersherum: dieses lockt fast nur Studenten.
Noch in diesem Jahr wird knapp die Hälfte der 573 Teilnehmer der Joboffensive 2009 ihren Abschluss machen. Damit haben sie nicht den besten Startzeitpunkt für ihre berufliche Laufbahn erwischt. Trotz Krise drängt es die Studenten in die Praxis. Nur ein Drittel plant, ein weiteres Studium an das jetzige anzuhängen. (sma)
Die Joboffensive 2009
Die Joboffensive beinhaltet u.a. zwei getrennt durchgeführte Umfragen unter Studenten der Immobilienwirtschaft oder verwandter Studiengänge wie Bauingenieurwesen, Stadtplanung oder Facility-Management sowie unter Unternehmen der Branche. Von Mitte April bis Anfang Juni waren die Fragebögen online. Mitmachen konnten alle Studenten, die ihr Studium in den kommenden drei Semestern beenden werden. Insgesamt haben 573 Studenten Auskunft über ihre Qualifikationen und ihre Gehaltsvorstellungen gegeben. Alle Ergebnisse der Umfrage werden im neuen IZ-Karriereführer 2009/10 der Immobilienwirtschaft präsentiert. Die Joboffensive wurde in diesem Jahr von der Aareal Bank, Aengevelt Immobilien, Bernd Heuer & Partner Human Resources, Commerz Real, Deloitte & Touche, DG Hyp, Irebs Immobilienakademie, IVG Immobilien, der Messe München, mfi und RGM Gebäudemanagement unterstützt. Unter allen teilnehmenden Studenten wurden Preise im Gesamtwert von 65.000 Euro verlost.
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