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Großartiger Professionalisierungsschub der Branche

Erfolg im Wettbewerb um Talente war das Thema der Heuer-Dialog-Tagung Forward the Best in Frankfurt am Main. Und warum diese Jagd auch in der jetzigen Zeit nicht ausgesetzt werden sollte, und in einigen Segmenten auch nicht wird, diskutierten Referenten und Teilnehmer. Neben vielen praktischen Hinweisen und Anregungen für eine strategische Planung in der Personalpolitik gab es auch einen Ausblick auf die künftige Personalentwicklung in der Branche und die „noch offenen Baustellen“.

IZ
02. April 2009

Rote, blaue, gelbe und grüne Tücher schweben durch den Raum, werden gefangen und wieder zur Decke geworfen. Während Christian Maier den Rhythmus ansagt – „werfen, werfen, fangen, fangen“- verfolgen alle Teilnehmer die Flugbahn ihrer Tücher konzentriert mit den Augen. Am Ende dieser zwanzigminütigen Übung haben sich nicht nur alle bewegt, sondern können auch jonglieren – zumindest in Zeitlupe und mit drei Tüchern. Mit dieser kurzen Übung will Maier, der als Coach bei Lern- und Veränderungsprozessen berät, demonstrieren, dass es viel damit zu tun hat, wie man selbst den Raum ändert und dabei lebendiger wird, ob man Spielraum für das Wesentliche hat. Wer keine Fehler machen möchte, der müsse völlig bewegungslos werden. Ein lebendiger Ansatz wirke der Effektivität nicht kontraproduktiv entgegen, so Maier. Er erläutert, dass Sitzungen und Besprechungen häufig durch eine besondere Schwere gekennzeichnet seien und daher oft nicht zu effektiven Ergebnissen führten. Diese Beobachtung bestätigen die Teilnehmer. Auf einer Skala von eins bis zehn (bestes Ergebnis) bewerten sie die Effizienz ihrer Besprechungen nur mit Werten von vier bis sechs, maximal sieben. Auch Tätigkeiten, für die man bezahlt würde, dürften Spaß machen, so ebs-Absolvent Maier. Nebeneffekt der gemeinsamen ungewöhnlichen Betätigung: Berührungsängste und Hemmschwellen gibt es spätestens jetzt nicht mehr unter den Teilnehmern, die sich in der ersten Kaffeepause angeregt austauschen, und so manch einer erwirbt Maiers Buch.

Intensiv diskutiert wurde auch über das Thema Aus- und Weiterbildung: Eine Lanze für die immobilienwirtschaftliche Ausbildung in Deutschland brach Klaus Leuchtmann, Vorstandsvorsitzender des EBZ – Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Bochum. „Der Professionalisierungsschub der Branche ist großartig“, lobte Leuchtmann. Er ist überzeugt, dass Deutschland als Land gut aufgestellt ist und sich nicht verstecken muss.

Professionalisierungsschub, aber dennoch Defizite

Dennoch hat die Branche in bestimmten Bereichen Defizite: Ulrich Jacke, Geschäftsführer von Dr. Lübke und Vorsitzender von RICS Deutschland, bemängelte die fehlenden Standards bei Gutachten und das „hinfällige“

Maklerrecht in Deutschland. Weitere Probleme sind nach Meinung der Referenten die vielfältigen Anforderungsprofile und die damit einhergehenden Berufsbilder, die eine solch heterogene Branche hervorbringe. Thomas Flohr, geschäftsführender Gesellschafter von Bernd Heuer & Partner Human Resources, verwies auf die vier neu formulierten Berufsbilder der Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (IZ 39-40/08), die hier Definitionsklarheit bringen können. Angesichts dieser vielfältigen Anforderungen sind auch die Ausbildungseinrichtungen gefordert. Jacke betonte, wie notwendig es sei, dass die Absolventen Finanzwissen mitbrächten, denn das würde in vielen verschiedenen Einsatzbereichen gebraucht.

Ein Trend, den auch Thomas Flohr beobachtet. Nachfrage nach Personal für alle Positionen, die Immobilien- und Kapitalmärkte verbinden, wie Analysten, Asset- und Property-Manager bestehe weiterhin auch 2009 und 2010.

Bei der Führungskräfteauswahl und der Personalentwicklung attestierte er der Branche eine deutliche Professionalisierung. Doch der Personalengpass werde ihr sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht jetzt und nach der Krise zu schaffen machen, schätzt Flohr. Deswegen rechne er mit einer steigenden Bedeutung der Personalentwicklung. Das bedeute für den Einzelnen lebenslanges Lernen, und dabei unterstützten zunehmend die Alumnivereine ihre Mitglieder, lobte er.

Variable Vergütungsmodelle gewinnen an Bedeutung

Tendenzen, dass die Einstiegsgehälter derzeit so niedrig gedrückt werden wie möglich, gebe es nicht, „aber es werden bei Neueinstellungen auch weniger Kompromisse gemacht“, so Flohr. Ein weiterer Trend sei die steigende Bedeutung variabler Vergütungen, die von vielen jedoch als „add-on“, also als Zusatz, betrachtet würden. Dass diese jedoch auch mal nach unten gehen könnte, sei „ein Wahrnehmungsproblem, dass wir noch überwinden müssen“, so Flohr. Trotz Krise zog er ein positives Fazit und prognostizierte „eine stabile Einkommensentwicklung“. (sma)

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