Der Wettbewerb fördert das Benchmarking
Im Januar wurden zum sechsten Mal die Top 100 Arbeitgeber im Mittelstand für ihre strategische Personalarbeit ausgezeichnet. Unter den Siegern sind auch mehrere Immobilienunternehmen, u.a. das Bankhaus Ellwanger & Geiger und die Wohnungsgesellschaft Erkner. Was hat sie zur Teilnahme bewogen und wie wollen sie ihre Auszeichnung künftig nutzen?
Matthias Krieger, Geschäftsführer der Bauunternehmung Krieger + Schramm ist am Ziel, als ihm der Preis in der Kategorie Internes Unternehmertum überreicht wird. In diesem Jahr hatte er zum zweiten Mal beim Top-Job-Wettbewerb teilgenommen. Nachdem er es beim ersten Mal unter die Top 100 geschafft hatte, war der ehemalige Leistungssportler nun angetreten, um „aufs Treppchen zu kommen“. Das hat er mit seinen 60 festen Mitarbeitern in diesem Jahr geschafft. Gezielt hatte er sich darauf vorbereitet und in den vergangenen Jahren verschiedene Projekte im Personalbereich angeschoben, z.B. den offenen Umgang mit Fehlern. So bekommen Mitarbeiter, die einen Fehler offen zugeben und so verhindern helfen, dass dieser abermals vorkommt, pauschal 50 Euro. Flache Hierarchien und ein hohes Maß an Selbstständigkeit gehören für ihn ebenso dazu. Den größten Vorteil der Teilnahme an solchen Wettbewerben sieht Krieger in der Innenwirkung. „Das motiviert die Mitarbeiter.“ Und er erhofft sich auch, bei der Rekrutierung von Auszubildenden in den Schulen ein positives Argument mehr zu haben.
Wettbewerbsvorteil durch gute Personalarbeit
Ein Punkt, den auch die Initiatoren des Wettbewerbs betonen. Mittelständische Unternehmen, die eine gute Personalarbeit vorweisen, könnten dem Fachkräftemangel deutlich gelassener entgegensehen. So gaben die besten zehn der Top-Job-Unternehmen an, in 95% der Fälle ihre freien Stellen mit dem jeweiligen Wunschkandidaten besetzen zu können. 20% der im Wettbewerb ausgeschiedenen Unternehmen hingegen verloren ihre Kandidaten an die Konkurrenz.
Zur gezielten Ansprache von Auszubildenden will auch das Bankhaus Ellwanger & Geiger, Stuttgart, die Auszeichnung einsetzen, sagt Bettina Stohr, Leiterin Personal. Auf der Homepage prangt das Top-Job-Logo bereits und soll auch auf den Stellenanzeigen seinen Platz finden. „Für uns war es interessant zu sehen, wie wir im Vergleich zu anderen Unternehmen da stehen, und ein Benchmark zu erhalten“, sagt Stohr. Denn bei der Vergabe von Praktika oder Studienarbeiten und der Suche nach Auszubildenden und anderen Mitarbeitern konkurriere Ellwanger & Geiger nicht nur mit anderen Banken, sondern branchenübergreifend um Fachkräfte.
Für Bewerber auf Jobsuche kann eine Auszeichnung hilfreich sein, um ein vertrauenswürdiges Unternehmen zu erkennen. Wichtig sei jedoch, wie reputabel die Institution ist, die eine Auszeichnung vergibt, sagt Ralf Langen, Partner von Pleon und im Vorstand des European Centre for Reputation Studies, das von der Universität Zürich, der Ludwig- Maximilians-Universität München und der Kommunikationsberatung Pleon getragen wird. Unternehmen sollten eine solche Prämierung z.B. auf Jobmessen nur als „Einstieg“ quasi als Appetithappen verwenden, um vertiefend auf die Aspekte einzugehen, die das Unternehmen ausmachen.
Auch Prof. Dr. Christoph Beck von der Fachhochschule Koblenz sieht solche Wettbewerbe eher als Mosaikstein in dem komplexen Feld des so genannten Employer Branding, das die Arbeitgeberattraktivität erhöhen soll. Employer Branding beschreibe die Profilierung und Positionierung des Arbeitgebers auf den relevanten Zielmärkten mit einer positiven Wahrnehmung innerhalb der Zielgruppe, so Beck. Doch bevor Gelder ins Marketing fließen, steht eine aufwendige Standortbestimmung des Unternehmens an. „Was macht mich als Arbeitgeber aus“ und „Wie möchte ich mich als Arbeitgeber positionieren“ und schließlich, „Wie nimmt mich die Zielgruppe wahr“? Diese Fragen müssen sich Unternehmen zunächst stellen, die sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren möchten – und vor allem auch für sich beantworten.
Wettbewerb als internes und externes Benchmark
Um die Außenwirkung ging es Achim Wegeleben, Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Erkner, nicht zuallererst, als er sich zur Teilnahme entschloss. Ihm habe an dem Wettbewerb gut gefallen, dass auch die Mitarbeiter anonym befragt wurden, so Wegeleben. „Was läuft gut und was schlecht im Unternehmen, da hatte ich etwas auf dem Tisch.“ Den internen und externen Benchmark, den er bekommen hat, hält er für sehr hilfreich und kann nur jedem Unternehmen empfehlen teilzunehmen, selbst wenn es nicht zu einer Auszeichnung reichen sollte. (sma)