"Sie werden gebraucht - jetzt, morgen und übermorgen"
Das Thema Recruiting stand am dritten und letzten Messetag der Facility Management in diesem Jahr ganz oben auf der Agenda. Hatte doch Bernd Romanski, Geschäftsführer von Hochtief Facility Management und Vorsitzender des Ausstellerbeirats, angekündigt, in den nächsten zwei Jahren werde die Branche 10.000 Arbeitsplätze schaffen. Und so gaben sich die Personaler und Personalberater auf dem Recruiting-Forum am Vormittag das Mikrofon in die Hand und rührten die Jobtrommel.
Wenn’s ums Geld geht … dann sind sie alle da. Als Robert Obermeyer, Geschäftsführer des Consultingunternehmens Robert Obermeyer Human Resource Management, das Podium betrat, um über die Gehaltsstrukturen in der FM-Branche zu sprechen, konnte er sich der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer sicher sein, die sich rund um die Veranstaltungsfläche drängten. Doch wer konkrete Zahlen zu (Einstiegs-)Gehältern erwartet hatte, wurde enttäuscht.
Akademisierung ist wichtig
Obermeyer appellierte an die Branche, die Positionsbezeichnungen zu vereinheitlichen, um eine Vergleichbarkeit überhaupt zu schaffen. Ähnliche Forderungen hört man in der Immobilienbranche auch aus anderen Segmenten. Bislang streichen die handwerklich ausgebildeten FMler nach seiner Umfrage (IZ 45/08) im Schnitt höhere Gehälter ein als die „Studierten“. Das erkläre sich aber auch mit der noch jungen Fachdisziplin an den Hochschulen. Da die Aufgaben jedoch nicht einfacher werden, sei die weitere Akademisierung im FM wichtig. Und dann gebe es künftig auch gleiches Geld für Akademiker, machte Obermeyer den Studenten Mut. „Wir freuen uns auf Sie, und wir brauchen Sie.“ Personal sucht die Branche. Allein in den zwölf Mitgliedsunternehmen der Initiative „Die Möglichmacher“ gebe es derzeit 1.100 offene Stellen, sagte Michael Böddeker, Leiter Personal bei der Wisag Service Holding. Als ein Vorzug der Branche nannte er die Chance eines schnellen Aufstiegs. Gleichzeitig war er einer der wenigen Redner, die auch warnende Töne fanden: „Es gibt Kratzer. Wir dürfen nicht so tun, als würde die Krise an uns vorbeigehen.“ Doch an dem Grundtenor änderte das nichts. „Für uns geht die Personalsuche unverändert weiter“, sagte Christine Sasse, Vorstand Human Resources/Organisation bei Dr. Sasse. Denn schließlich dauere es auch zwei bis drei Jahre, bis ein Berufseinsteiger Führungsaufgaben übernehmen könne. „Wir suchen Leute, die etwas bewegen wollen.“ Doch die Branche ist nicht nur auf der Suche nach Überfliegern. „Wir brauchen auch den, der sich mal nach einer Zigarettenkippe bückt und nicht nur Flip-Charts malt“, formulierte es Herbert Einsiedler von HSG Zander.
Gefma-Förderpreise verliehen
Den Abschluss des Recruiting-Forums bildete die zwölfte Verleihung der mit insgesamt 7.500 Euro dotierten Förderpreise für Facility Management der Gefma (German Facility Management Association), die von der Immobilien Zeitung als Medienpartner unterstützt wird. Dass der Ruf nach „lebenslangem Lernen“ nicht mehr nur ein Schlagwort ist, zeigte sich bei der Preisverleihung. Mit dem Hauptpreis wurde die 52 Jahre alte Ursula Bartos Castelo für ihre Magisterarbeit „Verursachungsgerechte Verrechnung von flächen- und raumbezogenen Kosten in einem Krankenhaus“ ausgezeichnet. Die Diplom-Betriebswirtin hatte berufsbegleitend Facility-Management und Immobilienwirtschaft an der Fachhochschule Kufstein studiert, gemeinsam mit ihrer Tochter. Bei der Entscheidung hatte dann die Mutter die Nase vorn. Die Sonderpreise in den fünf verschiedenen Fachkategorien (Public Private Partnership, Lebenszyklus- und Prozesskostenrechnung, Betreiberverantwortung, Risikoanalyse und Corporate Real Estate Management) gingen an Florian Nitzsche, Svenja Dirks, Volker Hirschkrämer, Ronald Weberndorfer und Sophia Baronowsky. Insgesamt waren 23 Abschlussarbeiten eingereicht worden.
Nach der Parade der Personaler und Berater war es nun an den Studenten, ihre Runden an den Ständen zu drehen und sich möglichen Arbeitgebern vorzustellen. Und das taten sie. Claus Kohls, Direktor Personal bei Gegenbauer, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Recruiting-Tag, an dem sich rund 40 Bewerber, darunter auch so mancher Quereinsteiger, vorstellte. Und auch Christine Sasse zog ein positives Fazit: „Es war bestimmt richtig, dass sich die Branche nicht nur mit ihren Leistungen der Öffentlichkeit stellt, sondern auch als Arbeitgeber.“ Sie freute es besonders, dass sich auch viele Frauen für die Berufschancen im Facility-Management interessierten, und sie hofft, dass sich weiter herumspricht: „FM ist keineswegs eine Männerdomäne.“
Weitere Aktionen zum Recruiting
Das zeigte sich auch beim diesjährigen Alumni-Treffen, zu dem die Gefma am Vorabend in eine Frankfurter Äppelwoi-Kneipe geladen hatte. Etwa die Hälfte der rund 170 Junior-Lounge-Mitglieder waren Frauen. „Die Möglichmacher“, ein Zusammenschluss von zwölf FM-Unternehmen, hatten zahlreiche Studenten bei ihrer Anreise nach Frankfurt unterstützt.
Und auch für sechs Wirtschaftsingenieursstudenten mit der Fachrichtung FM der FH Gießen-Friedberg gab es am letzten Messetag die Chance zum Netzwerken. Sie trafen sechs Entscheider der FM-Branche zu einem „Kaminabend“ im Maintower, der von der Wisag, der GGM Real Estate, FM Personal und dem TransMIT Zentrum gesponsert wurde. Für Hans T. Gonder, geschäftsführender Gesellschafter von Gonder Facility Services, war es sehr interessant, auch mal einen Einblick in die „Studentenszene“ zu erhalten. Er forderte die Studenten auf, auch weiterhin Kontakt zu halten. Zwei Teilnehmer würde er schon jetzt gern näher kennenlernen. Mirco Melega, Geschäftsführer von FM Personal, scheint mit seiner Prognose auf dem Recruiting-Tag richtig zu liegen: „Sie werden jetzt gebraucht, morgen und übermorgen.“ (sma)