Die Top-Arbeitgeber 2011
Auf der Lohnliste welcher Unternehmen würden sich angehende Absolventen immobilienwirtschaftlicher Studiengänge am liebsten sehen? Die Immobilien Zeitung fragte, mehr als 600 Nachwuchskräfte antworteten. Das Ergebnis: Hochtief, Jones Lang LaSalle und CB Richard Ellis sind in diesem Jahr die bestplatzierten Top-Arbeitgeber. Damit hat sich gegenüber der Vorjahresumfrage in der Spitzengruppe etwas getan. Und nicht nur da: Erstmals wurde ein Unternehmen der Wohnungswirtschaft unter die Top 15 gewählt.
Insgesamt haben sich 615 Nachwuchskräfte, die ihr Studium innerhalb der kommenden vier Semester abschließen werden, an der IZ-Onlineumfrage beteiligt; das waren knapp 8% mehr als im Vorjahr. Stimmen kamen aus mehr als 50 Universitäten, Fachhochschulen, Berufsakademien und anderen Bildungseinrichtungen. Aufgerufen waren die Studenten, ihre persönlichen Wunscharbeitgeber verteilt auf die Plätze 1 bis 3 anzugeben. Dementsprechend wurden die genannten Unternehmen bei der Auswertung gewichtet, sprich: Für den ersten Platz gab es drei Punkte, für den zweiten zwei, und der dritte Platz wurde mit einem Punkt versehen. Von den insgesamt 192 angeführten Unternehmen sind die beliebtesten 15 im Top-Arbeitgeberranking auf Seite 11 dieser Ausgabe aufgelistet.
Hochtief steht dabei auf der obersten Stufe des Siegertreppchens – unangefochten, denn das Bauunternehmen hatte bereits in den beiden Jahren zuvor den ersten Platz belegt. Jones Lang LaSalle (JLL) behauptet den zweiten Platz. Den dritten nimmt CB Richard Ellis (CBRE) ein und verdrängt damit die ECE, die ihn zwei Jahre lang innehatte und nun hinter Bilfinger Berger auf dem fünften Rang gelandet ist.
Mit JLL und CBRE sind unter den Top 3 nun zwei Makler- und Beratungshäuser, insgesamt vier finden sich unter den Top 15. Wie das, wo Makler doch einen eher schlechten Ruf in der Immobilienbranche haben? „CBRE hat sich vom Makler zum Berater mit mehreren anspruchsvollen Aufgabenfeldern entwickelt. Damit rücken wir ins Blickfeld von mehr Studenten“, erklärt CBRE-Deutschlandchef Peter Schreppel. Hinzu komme ein Imagewandel: „Wir sind nicht mehr nur Empfänger von Vermittlungsaufträgen, sondern agieren als Berater auf Augenhöhe mit Kunden; das macht uns als Arbeitgeber attraktiv.“ Dass CBRE nach Platz 7 im Jahr 2009 und Rang 4 im letzten Ranking nun auf dem Siegertreppchen steht, verwundert ihn nicht: „Wir bekommen spannende Aufträge wie den Verkauf des Opernturms in Frankfurt, sind international aufgestellt und wollen wachsen.“ Peter Wallner, COO bei JLL Deutschland, sieht die Größe des Unternehmens, die Internationalität und die positiv besetzte Marke als Gründe dafür, dass es erneut unter die Top 3 gewählt wurde. Das Makeln, das im Übrigen nur 15% zum Deutschlandumsatz beitrage, sei bei Einsteigern eher positiv besetzt: „Sie schätzen, dass sich Leistung auszahlt.“
Muss es verwundern, dass Hochtief trotz der Übernahme durch den spanischen Konzern ACS nach wie vor auf Platz 1 steht? „Das ändert nichts an unserer Attraktivität als Arbeitgeber. Unser Name und die Karrierechancen, die wir bieten, sind gleichbleibend attraktiv für Bewerber“, sagt Karl-Heinz Beckhoff, Leiter der Personalabteilung von Hochtief Real Estate.
Die Top 3 unter den Wunscharbeitgebern haben auf den akademischen Nachwuchs eine große Sogwirkung: Insgesamt entfallen auf sie 22,6% der gewichteten Stimmen. Damit schneidet die Spitzengruppe etwas schlechter ab als 2010 (27,5%). Ein Grund dafür ist, dass Hochtief Punkte verloren hat und nach 13,8% aller gewichteten Stimmen 2010 nunmehr noch 11% auf sich vereint. Hinzu kommt, dass andere Unternehmen nicht mehr weit hinter den drei Bestgelisteten liegen: Bilfinger Berger verfehlte das Treppchen nur knapp, und auch zwischen ECE und Platz 3 liegen keine Welten.
Premiere: Ein Unternehmen der Wohnungswirtschaft ist top
Kräftig nach vorne gearbeitet in der Liste der 15 Top-Arbeitgeber hat sich nicht nur CBRE. Auch der Konzern Bilfinger Berger, der im vergangenen Jahr von Platz 5 auf Platz 9 gerutscht ist, legte kräftig zu und belegt nun Rang 4. Von Platz 21 auf 13 und damit wieder zurück in die Spitzengruppe hat es das Makler- und Beratungshaus BNP Paribas Real Estate (BNPP RE) geschafft. Neu in der Bestenliste ist der Dekabank-Konzern zu finden, und mit der Patrizia wurde in diesem Jahr erstmals ein in der Wohnungswirtschaft agierendes Unternehmen unter die Top 15 gewählt.
Wie ist der Sprung von Patrizia zu erklären? „Durch unser starkes Wachstum haben wir natürlich eine wesentlich größere Marktpräsenz als noch vor einigen Jahren“, sagt Peter Jaksch, Personalleiter von Patrizia Immobilien. Hinzu komme, dass sich die Patrizia als Arbeitgeber bekannt macht – nicht nur verstärkt über eigene Medien wie die Website oder Firmenpublikationen, sondern auch über Jobmessen und Universitätsveranstaltungen. Auch Wachstum scheint sexy: Patrizia übernahm Ende vergangenen Jahres den Spezialfondsanbieter LB ImmoInvest, CBRE ING Real Estate Investment Management. Beide Unternehmen suchen nun Personal: Patrizia hat Jaksch zufolge etwa 50 Stellen zu vergeben, darunter viele Junior-Positionen. „Wir fördern unseren Nachwuchs. Wer geeignet ist, soll schnell auch in andere Konzerngesellschaften wechseln und Führungspositionen übernehmen.“
Drei Branchensegmente stellen zwei Drittel der Top 15
Nicht mehr auf der Liste der Top 15 stehen dagegen die Fondsgesellschaft Union Investment, die mit Platz 17 allerdings nur knapp vorbeischrammte, sowie der Dienstleister Cushman & Wakefield, der deutlich von Platz 14 2010 auf 27 heruntersegelte. Dennoch ist die Sparte Makler- und Beratungsunternehmen mit vier Gesellschaften – JLL, CBRE, Engel & Völkers und BNPP RE – unter den Top 15 die am stärksten vertretene der Immobilienbranche. Mit drei Konzernen ist auch die bauende Zunft überproportional stark dabei: Die Kluft zwischen Hochtief und dem nächstplatzierten Konkurrenten, Bilfinger Berger, ist in diesem Jahr zwar geschrumpft, gemessen an der gewichteten Punktzahl aber immer noch groß. Weiter dahinter in diesem Branchensegment, auf Platz 9, rangiert die Strabag.
Mit Blick auf die Punkte enger beieinander liegen da die drei Banken. Gegenüber dem Vorjahr konnte sich die Deutsche Bank mit ihrer Immobilienfonds-Tochter Rreef jedoch von der Commerzbank mit ihrem Ableger Commerz Real absetzen. Letzterer sitzt nun auch die Dekabank mit ihrer Fondstochter Deka Immobilien im Nacken.
Bislang wenig Sorgen um aufrückende Konkurrenten müssen sich ECE, Patrizia und Ernst & Young machen. Zwar ist mfi als Entwickler und Betreiber von Einkaufstempeln etwas stärker ins Blickfeld der Studenten gerückt – sprich: hoch von Platz 26 2010 auf Rang 20 -, doch der Abstand bleibt groß. Die Shoppingcenter-Riesen Sonae Sierra und Multi Development fehlen komplett auf der Wunscharbeitgeberliste. Unter den Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften hat Ernst & Young mit Platz 8 die Nase weit vorn. PricewaterhouseCoopers, 2010 auf Platz 30, haben die angehenden Absolventen auf Platz 17 und damit vorbei an Deloitte (Rang 23) gehoben.
Wer in der Gesamtliste der genannten Arbeitnehmer den Finger auf der Zeile mit Patrizia liegen hat, muss ihn weit hinunterschieben, bis er beim nächsten Wohnungswirtschafts-Unternehmen ankommt: Die kommunale Berliner Wohnungsgesellschaft Howoge wurde auf Rang 46 gewählt, etliche Plätze dahinter liegen die LBBW in Stuttgart mit ihrer Wohnungstochter sowie die GSW in Berlin. Wie in den Jahren zuvor gilt, die Facility-Manager haben nur wenige Studenten auf dem Schirm: Wie in den Jahren zuvor gilt, die Facility-Manager haben nur wenige Studenten auf dem Schirm: Nach Bilfinger Berger Facility Services kommt noch Strabag Property and Facility Services, dann lange nichts und dann Wisag. Und wer denkt, der Nachwuchs sucht bei Investoren vom Schlag Lone Star, Blackstone und Fortress Thrill, täuscht sich: Die Angelsachsen sind, teils deutlich, jenseits des 40. Listenplatzes zu finden.
Tätigkeitsfeld, Karrierechancen und Internationalität entscheidend
Erstaunlich ist, dass von den 615 Studenten, die an der Umfrage teilgenommen haben, 344 und damit mehr als die Hälfte keinen einzigen Wunscharbeitgeber nannten. Damit sind sie nicht orientierungsloser oder – um diese Tatsache positiv zu sehen – offener als die im Vorjahr Befragten: Auch damals gaben mehr als 50% an, keinen bevorzugten Arbeitgeber zu haben.
Womit nun können Unternehmen punkten? Ganz klar: Das Tätigkeitsfeld ist und bleibt entscheidend. Unter den Studenten, die einen Arbeitgeber zu ihrer Nummer eins gewählt haben, gaben 68,4% die Tätigkeit als Grund dafür an. Mit 39,5% deutlich weniger nannten Karriereperspektiven, die Luft der großen weiten Welt will etwa ein Drittel schnuppern (Internationalität: 34,4%).
Bei der Wahl ihrer Wunscharbeitgeber auf Platz zwei und drei setzen die angehenden Akademiker im Wesentlichen die gleichen Maßstäbe an: Am wichtigsten sind ihren Wünschen entsprechende Tätigkeiten, Aufstiegschancen und die Tatsache, dass ein Unternehmen international agiert.
Gleich, auf welchem der drei Plätze ein Unternehmen nun landete – jeweils mehr als ein Viertel der Studenten legt Wert darauf, dass es ein positives Image hat, als gute Marke wahrgenommen wird. Weniger wichtig ist da der Ruf als Arbeitgeber (ca. 13%). Und wie steht es mit der Bezahlung? Wollen Einsteiger nach der Plackerei beim Blick auf den Lohnzettel Freudentränen in den Augen haben? Nein. Für nur knapp über ein Fünftel ist das Geld ein Entscheidungskriterium.
Baukonzerne punkten bei Damen, Makler bei Herren
Ein Blick auf einzelne Unternehmen zeigt: Diejenigen, die auf Platz 1, 2 oder 3 der persönlichen Wunscharbeitgeberliste von Studenten gewählt wurden, punkten mit unterschiedlichen Vorzügen. Hochtief zum Beispiel lockt am meisten Stimmgeber mit Karriereperspektiven (55,2%), kaum weniger mit dem Tätigkeitsfeld (49,3%). Bei JLL und Bilfinger Berger sieht es etwas anders aus: JLL überzeugt in erster Linie mit der Tätigkeit (66%), Bilfinger Berger mit Aufstiegschancen (63%). Die Internationalität beider Unternehmen spielt jeweils die zweitgrößte Rolle (JLL: 56%, Bilfinger Berger 53%).
Über alle Umfrageteilnehmer und genannten Unternehmen hinweg gibt es unterschiedliche Vorlieben der Geschlechter in puncto Wunscharbeitgeber: Ganz vorn in der Gunst der Damen liegt Hochtief, mit einigem Abstand gefolgt vom zweiten Bauunternehmen unter den Top 15, Bilfinger Berger. Drees & Sommer liegt dahinter, mit minimalem Abstand folgt JLL. Bemerkenswert: Ein Drittel der Studentinnen würde ihre Brötchen gern zumindest bei einem dieser vier Unternehmen verdienen. Auch unter den Herren kann Hochtief die meisten Stimmen auf sich vereinen, dann folgen JLL, ECE und CBRE. Insgesamt ist das Feld der Gunst etwas zersplitterter: Von den befragten Studenten würden 27,6% bei einem oder mehreren unter diesen vier anheuern.
Auch differenziert nach Studienart gilt, die ersten vier Adressen auf der Top-Arbeitgeberliste ziehen einen beachtlichen Teil des Nachwuchses: Zu Hochtief, JLL, CBRE und Bilfinger Berger würde ein Viertel der Unistudenten und gar ein Drittel der Fachhochschüler gehen. Unter den Berufsakademikern sind es 17,2%; von ihnen können sich auch vergleichsweise viele vorstellen, bei BNP Paribas RE und Engel & Völkers anzuheuern.
Der Nachwuchs schätzt es, vom Management gehört zu werden
Gleich, welcher Abschluss am Ende des Studiums steht: Hochtief wird stets favorisiert. Auffallend: Diplomstudenten zeigen den Maklern die kalte Schulter, sie würden lieber bei Ernst & Young und ECE die Anker werfen. JLL und CBRE könnten dagegen wiederum ihren Nachwuchs unter Bachelor- und Masterabsolventen finden.
Mitarbeiter, die den Einstieg bei einem der Top-Arbeitgeber bereits geschafft haben, bestätigen die Umfrageergebnisse bezüglich der entscheidenden Kriterien für ein Unternehmen. Sie liefern aber auch Hinweise darauf, womit Firmen darüber hinaus noch für sich werben könnten: „Ich schätze es, Freiheiten und Verantwortung zu haben“, sagt Frederik Wegner, Senior-Projektmanager beim Projektentwickler HTP von Hochtief Solutions. Auch mit Marktforschungsabteilungen scheinen Unternehmen punkten zu können. Monika Kowanska, Analystin bei CBRE Research, hält den Einstieg auf diesem Gebiet für eine sehr gute Grundlage, den Markt kennenzulernen und bei Interesse in andere Konzernsparten zu gehen.
Jens Böhnlein, bei JLL Senior Project Manager im Bereich Real Estate Advisory Services, ist Mitglied bei den „jungen Wilden“. Mit dem Programm fördert das Unternehmen Nachwuchskräfte. „Wir haben darüber die Möglichkeit, dem Managementboard Themen zu spiegeln oder neu auf den Tisch zu bringen. Diese Durchlässigkeit auch von unten nach oben finde ich gut.“