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Die Immobilienbranche stellt wieder mehr Nachwuchskräfte ein. Mehrere hundert offene Stellen brachten allein die Aussteller des zweiten IZ-Karriereforums zur Jobmesse mit. Im Wettlauf um die besten Jobs ist derjenige im Vorteil, der frühzeitig direkten Kontakt zu seinem Wunscharbeitgeber sucht. Wer sich auf der Messe gut präsentierte, hat nun womöglich seinen Traumjob schon in der Tasche. Die Suche nach dem passenden Job ist wieder etwas einfacher geworden. Zweieinhalb Jahre nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers hat die (Immobilien-) Wirtschaft an Fahrt aufgenommen und die Zeichen stehen auch während des IZ-Karriereforums auf Personalaufbau.
Schauplatz des zweiten IZ-Karriereforums unter der Schirmherrschaft des Zentralen Immobilien Ausschusses war das Casino des Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt. Rund 500 Studenten, Absolventen sowie Personalverantwortliche aus verschiedensten Berufsfeldern der Immobilienbranche statteten am 21. Mai 2011 der Jobmesse der Immobilien Zeitung einen Besuch ab. Dieses Jahr waren 29 namhafte Unternehmen und Organisationen aus der Immobilienwirtschaft mit einem eigenen Stand beim IZ-Karriereforum vertreten. Erstmals dabei waren die Acrest Property Group, Corpus Sireo Real Estate, Cushman & Wakefield, DB Services Immobilien, die DIC-Gruppe, Drees & Sommer, Patrizia Immobilien, PricewaterhouseCoopers und Treureal. Die Studenten und Absolventen konnten dadurch den direkten Kontakt zu ihren Wunscharbeitgebern suchen und echte Bewerbergespräche führen. Idealerweise hatten sie dazu vor der Veranstaltung schon online auf IZ-jobs.de, dem Job-Portal der Immobilien Zeitung, Termine mit den Personalverantwortlichen vereinbart.
Firmen hatten Jobs im Gepäck
Viele Unternehmen – darunter DTZ Deutschland, ECE, KPMG und mfi Management für Immobilien – präsentierten sich den Messebesuchern zusätzlich mit Vorträgen ihrer Führungskräfte und Personaler. In einer Blitzumfrage meldeten allein zehn Aussteller 299 offene Stellen, darunter 85 explizite Einsteigerpositionen. Einen schnellen Überblick über die vorhandenen Stellenangebote konnten sich die Besucher der Messe vor Ort auf einer Pinnwand verschaffen.
Das IZ-Karriereforum ist ein wichtiger Baustein der Joboffensive 2011 der Immobilien Zeitung unter Schirmherrschaft von Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan. Ergänzt wurde die Veranstaltung durch ein umfangreiches Vortragsprogramm mit gestandenen Immobilienprofis, das den Teilnehmern zahlreiche Karrieretipps bot. Wie die Körpersprache in einer Bewerbungssituation richtig eingesetzt wird, demonstrierte der Schauspieldozent und Coach Stefan Spies.
Teil des IZ-Karriereforums war der zweite Hochschultag des Berufsverbands Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) in Deutschland, der in Zusammenarbeit mit der Irebs Immobilienakademie, Regensburg, ausgerichtet wurde. Der RICS-Hochschultag umfasste Vorträge und Diskussionen erfolgreicher Chartered Surveyors.
„Der Immobilienmarkt spiegelt sich immer im Personalmarkt wider“, sagt Thomas Flohr, geschäftsführender Gesellschafter von Bernd Heuer & Partner Human Resources in seinem Vortrag auf dem zweiten IZ-Karriereforum in Frankfurt am Main. So gebe es derzeit beispielsweise Karrierechancen in der Wohnungswirtschaft, in der gerade einige Generationenwechsel anstünden. Auch dort bildeten sich neue Beschäftigungsmöglichkeiten für Portfoliomanager und Asset-Manager heraus. „Die Studenten sollten deshalb bei ihrem Praxissemester nicht nur nach Arbeitgebern aus der Gewerbeimmobilienbranche Ausschau halten“, sagt Flohr. Potenzial für Arbeitsplätze gebe es zudem im Pflegeheimbau und bei den Projektentwicklungen im Bestand. Schwieriger sei es hingegen derzeit, bei den klassischen Finanzierern einen Job zu finden. Insgesamt sind laut Flohr Techniker, Planer und Projektsteuerer gefragt sowie Mitarbeiter, die sowohl Immobilien- als auch Kapitalmarktkenntnisse mitbringen.
Den Trend zum erneuten Personalaufbau spüren auch die Hochschulen. „Wir merken, dass die jungen Menschen sofort unterkommen, der Markt zieht deutlich an“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schäfers vom Irebs Institut für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg. Und auch Prof. Dr. Winfried Schwatlo von der HfWU Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen hat beobachtet, dass die Nachfrage nach guten Studenten sprunghaft angestiegen ist.
Viele offene Stellen
Das zeigt sich auch an den vielen offenen Stellen, die die Unternehmen zum zweiten IZ-Karriereforum im Gepäck hatten: Rund 50 Vakanzen bespielsweise will Patrizia Immobilien besetzen, darunter auch viele Junior-Positionen. „Wir wachsen“, sagte Peter Jaksch, Personalleiter von Patrizia Immobilien. Er sucht neue Mitarbeiter für das Asset-Management, das Fondsmanagement, das Fondsrechnungswesen, die Projekentwicklung, Akquisition und das Immobilienmanagement.
60 offene Stellen meldet aktuell DTZ, davon sind zwölf bis 15 Junior-Positionen. Hauptsächlich werde Personal für den Bereich Bewertung und Vermietung gesucht, aber es gebe auch Stellen im Property- und im Asset-Management sowie in den Bereichen Retail und Consulting, sagt Izabela Lindenfeld, Head of Human Resources bei DTZ Deutschland Holding.
Für insgesamt 49 Stellen haben die sechs Mitarbeiter am Stand von DB Services Immobilien die Kandidaten unter die Lupe genommen. Gesucht werde vor allem für das Facility-Management, das Liegenschaftsmanagement, den Vertrieb und das Development, sagt Gesine Gabriel, Teamleiterin Produktion im Liegenschaftsmanagement.
Der Direkteinstieg war nicht alleiniges Gesprächsthema an den Ständen: Viele Studenten nutzten auch die Chance, sich über Aufgabenstellungen für Abschlussarbeiten zu informieren. Gesucht wurde auch nach Praxispartnern für ein duales Studium oder sogar vereinzelt nach Promotionsstellen. Ganz weit oben auf der Wunschliste der Studenten standen zudem Praktikumsplätze. So auch bei Benjamin Hamisch von der HfWU Nürtingen-Geislingen, der für sein Praxissemester nach einem geeigneten Unternehmen Ausschau hielt.
Mit der Umstellung durch den Bologna-Prozess können die Studenten nur noch in den mitunter recht kurzen Semesterferien Praktika absolvieren. BNP Paribas Real Estate verlange aber eine Mindestpraktikumsdauer von drei Monaten, sagt Nadine Hurtig, Teamleiterin Personalentwicklung bei BNP Paribas Real Estate. „Ansonsten nehmen die Studenten zu wenig mit.“ Doch oft ist den Studenten ein dreimonatiger Einsatz überhaupt nicht möglich.
Gestern Bewerber, heute an Bord
Die Unternehmen waren nicht nur mit Personalern sowie Geschäftsführern und Mitarbeitern aus den Fachabteilungen präsent, sondern auch mit jungen Berufseinsteigern. Das zeigt das Beispiel von René Grigo. Er hatte im Vorjahr mehrere Aussteller des ersten IZ-Karriereforums vorab über das Bewerbungs-Tool auf www.iz-jobs.de direkt kontaktiert. Auf der Jobmesse führte er dann sieben Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern. Grigo hat seinen Bachelorabschluss an der HAWK Holzminden und seinen Master an der Irebs in Regensburg gemacht. Parallel arbeitete er als Werkstudent im Property-Management und in der Immobilienbewertung. Nach der Messe erhielt er mehrere Jobangebote und entschied sich für KPMG, wo er wegen seiner Praxiserfahrung direkt als Senior Associate eingestiegen ist. Beim zweiten IZ-Karriereforum stand Grigo nun selbst als Mitarbeiter am KPMG-Stand. Sein Tipp: So schnell wie möglich durch Praktika Berufserfahrung sammeln und das IZ-Karriereforum nutzen. „Kommt hierher, vereinbart vorher Gespräche! Dieser eine Tag ist extrem wichtig, weil hier zu vielen großen Unternehmen der Immobilienwirtschaft Kontakt aufgebaut werden kann, einfacher als es irgendwo anders geht“, so Grigo.
Karrierestart Jobmesse
Sogar die Karriere von späteren Top-Managern beginnt manchmal mit einem Gespräch auf einer Jobmesse, wie das Beispiel von Henrie W. Kötter, heute Geschäftsführer der ECE Projektmanagement, zeigt. Er plauderte neben anderen Immobilienprofis, die schon im jungen Alter Top-Manager waren, auf dem IZ-Karriereforum aus dem Nähkästchen. Kötter kam ursprünglich aus dem Onlinegeschäft und war für eine Unternehmensberatung tätig gewesen. Seinen Einstieg bei ECE erreichte Kötter durch den Besuch einer Jobmesse, nachdem seine Bewerbung zuvor folgenlos geblieben war.
Dass die Planbarkeit von Karrierepfaden abgenommen hat und sich die alten Aufstiegsmuster wie z.B. Schornsteinkarrieren innerhalb eines einzigen Unternehmens heutzutage eher seltener finden, betonte Prof. Dr. Hanspeter Gondring von der DHBW Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, in seinem Vortrag. Die Karriereforschung zeige, dass Karrierepfade diskontinuierlich verlaufen und Zick-Zack-Bewegungen gleichen.
Hohe Anforderungen an Bewerber
Doch die Immobilienwirtschaft biete gerade im Vergleich mit der Industrie und dem Handel sehr gute Karrieremöglichkeiten, ist Personalberater Thomas Flohr überzeugt. Allerdings stellen die Immobilienunternehmen auch hohe Anforderungen an ihre Mitarbeiter. „Wir sind bei den Soft Skills etwas kompromissloser als bei den Hard Skills“, sagte Timo Tschammler, Deutschland-Chef von DTZ. Teamfähigkeit und Leistungsbereitschaft seien gefordert. „Ganz wichtig sind zudem Sprachkenntnisse. Englisch ist ein Muss.“
Bruno Bittis, Leiter Personalmanagement bei mfi, sucht bis zu 15 Absolventen eines immobiliennahen Studiums. Er hat bei den Bewerbern häufig noch ein realistisches Bild von der Immobilienbranche vermisst. Viele würden sich für die Projektentwicklung interessieren, aber sie hätten kein Verständnis dafür, dass das die komplexeste Stufe ist und dafür viel Erfahrung und breites Immobilienwissen nötig sind.
Um mehr über die Anforderungen der Arbeitgeber zu erfahren, war Marie Valerie Sehn nach Frankfurt gekommen. Die BWL-Studentin hat mehrere Praktika bei Maklerhäusern absolviert und nutzte die branchenspezifische Jobmesse, um gezielt Kontakte zur Immobilienwirtschaft aufzubauen. Mehrere Studenten lobten, wie offen und locker die Kontakte verliefen. Sehn beeindruckte, dass teilweise sogar die Geschäftsführer persönlich vor Ort waren und auch für Gespräche bereit standen.
Die Personaler gaben das Lob zurück: „Es waren ganz viele wirklich interessierte junge Menschen da“, sagt Gesine Gabriel von DB Immobilien Service. Sie habe gehaltvolle Gespräche von bis zu 60 Minuten Dauer geführt und nach der Messe 69 Kontaktformulare mit nach Hause nehmen können. „Ich hatte den Eindruck, die Bewerber waren besser vorbereitet als auf anderen Jobmessen“, sagt Peter Jaksch von Patrizia Immobilien. Und auch die Erwartungen von DTZ-Personalerin Izabela Lindenfeld an die Bewerber wurden sowohl in der Quantität als auch der Qualität übertroffen. Matthias Schmitz‘ Fazit, Managing Partner von Acrest Property Group: „Wenn alle Bewerber, mit denen ich dort gesprochen habe, den Weg in die Immobilienbranche finden, dann wird sich diese in den nächsten 15 Jahren weiter deutlich professionalisieren.“