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Herr Professor, ist der Stoff klausurrelevant?

Gute Noten und ein Studienabschluss innerhalb der Regelstudienzeit sind die Zielmarken, an denen sich viele Studenten orientieren. Doch zu einem erfolgreichen Studium gehört viel mehr. Wie die Zeit an der Hochschule am besten genutzt werden sollte und was erfolgreiche Studenten auszeichnet, verraten sechs Experten. Sie nehmen auch die Unternehmen in die Pflicht.

Sonja Smalian
27. November 2014
Bild: Robert Kneschke/Fotolia.com

Fachwissen wird nach dem Abschluss eines Studiums vorausgesetzt. Aber es ist nicht das Entscheidende. Wer hingegen aus der Masse positiv herausstechen möchte, der sollte während der Studienzeit auch mal über den Tellerrand hinausschauen. Hinter diesem Schlagwort verstecken sich ganz unterschiedliche Aktivitäten, die von der Organisation einer Hochschulveranstaltung über ein Ehrenamt bis zum Auslandsaufenthalt reichen können. Die Studierenden beweisen damit ihr Engagement und ihre intrinsische Motivation – und schärfen nebenbei auch ihre Persönlichkeit.

Wer eine gute Idee habe und Hilfestellung bei der Umsetzung brauche, der dürfe seinen Hochschullehrer auch von sich aus ansprechen und nach Unterstützung fragen, sagt Dr. Susanne Ertle-Straub, Professorin an der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Holzminden. Denn neben dem Lehrplan lassen sich an Hochschulen auch andere Kompetenzen erlernen, beispielsweise wie ein Unternehmen angeschrieben werden muss, um es für eine Aktion zu gewinnen.

„Das Studium hat heute einen Tauschwert“, sagt Prof. Dr. Hanspeter Gondring von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart. „Ich tausche Zeugnis gegen Jahresgehalt.“ Doch die Basis eines Studiums sollte der Spaß an der Wissensaufnahme sein. Auch eine gute Allgemeinbildung hält Gondring für wichtig – und ausbaubar. Gute Studenten zeichnet neben Interesse am Fach und Spaß am Lernen auch die Beteiligung in den Veranstaltungen aus. So ein Verhalten lässt auch die Herzen der Hochschullehrer höher schlagen. „Wir bieten kein Online-Studium, sondern ein Kontaktstudium“, sagt Prof. Dr. Regina Zeitner von der HTW Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sie wünscht sich mehr Studenten, die mitdenken, mitmachen und die Diskussion anregen, statt sich einfach nur „bedienen“ zu lassen. Zumal kaum etwas so demotivierend auf Hochschullehrer wirkt wie die Frage, ob der soeben vorgestellte Lehrstoff denn klausurrelevant sei. Auch wenn diese Selektion vonseiten der Studenten angesichts großer Stofffülle und kontinuierlicher Prüfungen durchaus nachvollziehbar ist.

Um den Stoff zu bewältigen, empfehlen die Hochschullehrer jedoch ein anderes Mittel: die Lerngruppe. Zum einen könnte in der Gruppe die Arbeit gut aufgeteilt und Aufgaben gemeinsam gelöst werden. Wenn in der Vorlesung nur die Folien abgelesen werden, muss vielleicht nicht jeder aus der Arbeitsgruppe anwesend sein. Zum anderen können etwaige Motivationsschwächen im Team besser bewältigt werden. Außerdem bekomme ein Team einfach mehr mit, betont Prof. Dr. Manfred Helmus von der Bergischen Universität Wuppertal. Eine Lerngruppe ist auch bei einem berufsbegleitenden Studium wichtig. Deswegen klärt Dr. Hans-Michael Brey, geschäftsführender Vorstand der BBA – Akademie der Immobilienwirtschaft, Berlin, schon vor Beginn des berufsbegleitenden MBA-Studiums, ob die Teilnehmer dazu bereit sind. Denn das Team hilft auch dabei, im Zeitplan zu bleiben und die Prüfungen kontinuierlich abzulegen. Ein typischer Fehler sei, die Dinge auflaufen zu lassen, sagt Brey. Termintreue beschwört auch Zeitner als unabdingbar, denn es gebe nur wenig Raum, versäumte Prüfungen in späteren Semestern nachzuholen.

Auch die Finanzierung raubt vielen Studenten wertvolle Lernzeit. Die Such nach Stipendien lohnt sich aber. Das Deutschlandstipendium werde gar nicht genug in Anspruch genommen, sagt Helmus. Wer während des Studiums arbeiten muss, der sollte sich einen Job suchen, der zum Fach passt, rät Helmus. Denn dann erhöhe der Nebenjob auch die Motivation und erweitere das eigene Netzwerk. Wer nichts Passendes findet, der sollte seinen Hochschullehrer ansprechen.

Die Unternehmen spielen bei berufsbegleitenden und dualen Studiengängen ebenfalls eine wichtige Rolle für den Studienerfolg. Von ihnen wünscht sich Brey, dass sie ihren Angestellten mehr zeitliche Flexibilität zugestehen. Insbesondere während der Prüfungsphasen.

Das eigene Engagement kann die jungen Menschen auch auf falsche Pfade lenken. „Die guten Leute sind die, die Fehler korrigieren“, sagt Dr. Nico B. Rottke, Professor an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Dazu gehöre u.a. auch ein Wechsel des Studienschwerpunkts, wenn dem Studenten das gewählte Thema doch nicht liegt. Das sei auch eine wichtige Lernerfahrung, die sich der Student eingestehen muss.

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