Große Sprünge sind beim Lohn nicht in Sicht
Gehaltsstudie. Trotz großer Pläne haben nur wenige Unternehmen ihre Gehälter in diesem Jahr erhöht. In der Immobilienbranche stagnieren die Löhne vor allem in den höheren Positionen.

Um durchschnittlich 3,8% wollten deutsche Unternehmen laut einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum ihre Gehälter 2025 anheben. Das kündigten sie bei einer Umfrage im Herbst 2024 an. Doch politische Umbrüche zum Jahresstart – die Studie nennt hier vor allem das Ende der Ampelregierung in Deutschland und die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten als ausschlaggebend – haben zu wirtschaftlichen Unsicherheiten geführt. In der Folge stiegen die Löhne im Vergleich zum Vorjahr branchenübergreifend in Deutschland nur um rund 2,9%, was nur wenig über der Inflationsrate liegt.
Dabei waren in den vergangenen Jahren noch rund 5% jährliche Steigerungen üblich. Dies führen die Personalexperten darauf zurück, dass durch den einsetzenden Fachkräftemangel in dieser Zeit nicht alle Stellen besetzt werden konnten und gleichzeitig bestehende Mitarbeiter durch finanzielle Anreize an die Unternehmen gebunden werden sollten.
2025 rechnen laut Kienbaum Faktencheck 69% der befragten Arbeitgeber mit Druck durch Mitarbeiter, die steigende Gehälter fordern. Nur 42% gaben in der Befragung an, dass ihnen das Nachbesetzen von Stellen schneller gelingt als im Vorjahr. Gesunkene Erwartungen in Bezug auf Einstiegsgehälter konnten bisher nur 13% von ihnen registrieren.
Die größten Gehaltssprünge gab es 2025 bisher für Spezialisten und Fachkräfte. Im Schnitt verdienten sie 2,9% mehr als im Vorjahr. Während die Studie im mittleren Management noch eine durchschnittliche Steigerung von 2,7% erfasst, stiegen die Gehälter in den Top-Management-Leveln nur um 2,2%. Diese Unterschiede ließen sich unabhängig von Unternehmensgrößen wahrnehmen.
Leichte Anstiege bei Nachwuchskräften
Innerhalb der Immobilienwirtschaft zeigt sich das Phänomen vor allem an den Gehältern für Nachwuchskräfte, die mit passender akademischer Ausbildung in den Beruf einsteigen. Sie konnten laut Zahlen der Personalberatung Cobalt zuletzt im technischen Property-Management mit einem Gehalt von rund 50.000 Euro einstiegen. Das ist rund ein Zehntel mehr als noch drei Jahre zuvor.
Eine ähnliche Steigerung gab es im Asset-Management, wo das erste Berufsjahr 2021 noch im Schnitt mit rund 48.000 Euro und 2024 mit bis zu 53.000 vergütet wurde. Der Trend setzt sich auf den höheren Leveln jedoch nicht fort. So sind die Gehälter bei Senior-Positionen im technischen PropertyManagement seit 2021 nur um wenige Tausend Euro pro Jahr auf knapp über 70.000 gestiegen. Bei den Experten mit mindestens 15 Jahren Berufserfahrung haben sich die Gehälter seit 2021 auf 80.000 Euro eingependelt.
„Niedrige Positionen haben mehr Inflationsausgleich bekommen“, fasst Nicole Schwan, Geschäftsführerin bei Cobalt und Mitautorin des Gehaltsreports, zusammen. Vor allem der regionale Vergleich zeige dies. Denn die Gehälter für Einsteiger und Fachkräfte sind vor allem in den wirtschaftsstarken Regionen im Süden und Westen gestiegen. „So sollen die Mitarbeiter in Zeiten, in denen alles teurer wird, gehalten werden. Vor allem, wenn eine Abwanderung zu einem Wettbewerber durch die starke Unternehmensdichte an einem Standort leicht wäre.“
Ausreißer sind die klassischen kaufmännischen Positionen im Asset-Management. Die Gehälter reichten 2021 je nach Einsatzort und Berufserfahrung von 48.000 bis 95.000 Euro. Während die Einstiegsgehälter kaum gestiegen sind, konnten vor allem Experten mit mehr als 15 Jahren Erfahrung hier 2024 deutlich mehr verdienen als noch vier Jahre zuvor. Ihre Spitzengehälter erreichten 2024 bis zu 124.000 Euro. Bei den Seniorpositionen sind die Vergütungen von durchschnittlich 82.000 Euro bis 86.000 Euro im gleichen Zeitraum auf bis zu 108.000 Euro pro Jahr gestiegen.
Gehaltsschritte fallen unterschiedlich stark aus
In dieser Sparte waren es allerdings auch überwiegend die erfahrenen Mitarbeiter, die zusätzliche Verantwortung oder Aufgaben übernommen haben, wie Cobalt-Geschäftsführerin Doreen von Bodecker erklärt. „Grundsätzlich stellen wir fest, dass Führungspositionen – vor allem im Asset-Management – immer noch gut gefragt sind. Aber sie werden von jungen Menschen, also Kandidaten bis Anfang 30, kaum angestrebt. Sie wollen die Verantwortung nicht zusätzlich zu ihrem fachlichen Einsatz tragen – oder wollen es sich zu gut kompensieren lassen. Deshalb gehen Führungspositionen oft an erfahrene Kollegen. Der Zuschlag dafür, dass sie die Verantwortung übernehmen, führt zu höheren Durchschnittsgehältern in diesem Segment“, sagt sie.
Zudem sei die Bandbreite an Aufgaben für die Asset-Manager in den zurückliegenden Jahren gestiegen. „ESG-Maßnahmen und energetische Sanierungen brauchen zusätzliche Kompetenzen. Gleichzeitig wurde in den letzten Jahren Personal eingespart, wodurch die Belastung pro Person gestiegen ist“, erklärt von Bodecker den Zusammenhang zwischen Zusatzbelastungen und Gehaltsanhebungen.
Die Führungskräfte im Asset-Management profitierten 2024 zudem erneut von Bonuszahlungen. Diese fielen laut der Kienbaum-Studie in der Branche zwar leicht niedriger aus, als es die Arbeitnehmer erwartet hätten, doch sie wurden auch von Unternehmen gezahlt, die zum Jahreswechsel eine pessimistische Prognose für die erste Jahreshälfte abgaben.
„Meistens werden in kaufmännischen Positionen mehr Boni gezahlt als in technischen. Das hängt damit zusammen, dass diese Positionen einen stärkeren direkten Einfluss auf die Cashflow-Entwicklung im Unternehmen haben“, sagt von Bodecker.
Die größte Nachfrage nach zusätzlichem Personal sieht sie im Moment im Property-Management, vor allem auf der kaufmännischen Seite. „Doch die Unternehmen sind limitiert. Damit die Marge im Dienstleistungssektor am Ende noch stimmt, kommen die Gehälter an Grenzen.“ Ihre Entwicklungen zwischen 2021 und 2024 beziffert die Cobalt-Auswertung deshalb nur auf wenige Prozente. Im Schnitt lagen die Löhne in der Sparte 2024 bei rund 60.000 Euro bis 64.000 Euro für Seniors und Experten.
Die größten Direktsteigerungen waren in den vergangenen vier Jahren auf den Gehaltsschecks von Frauen zu beobachten. Sie bleiben häufig länger in einer beruflichen Position. Dadurch ist der Schritt – auch das Gehalt betreffend – bei einer Beförderung oft höher als bei ihren männlichen Kollegen, die schneller die Karriereleiter erklimmen, erklären die beiden Personalberaterinnen.
Bei jungen Unternehmen und Start-ups erkennt von Bodecker einen weiteren Trend, wie Mitarbeiter gehalten, aber Gehälter eingependelt werden: „Gerade Start-ups bieten zur Förderung der Work-Life-Balance immer häufiger eine Vier-Tage-Woche an. Dass die ausgezahlten Gehälter nicht steigen, wird so durch weniger zu leistende Arbeitszeit ausgeglichen.“