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Gemeinsame Werte sorgen für Zusammenhalt

Mitarbeiterbefragungen und Engagement-Kennzahlen zeigen, ob eine Unternehmenskultur funktioniert. Diese soll gerade in herausfordernden Zeiten für Zusammenhalt in der Belegschaft sorgen, muss aber ständig und auf allen Ebenen gelebt werden.

Anna Friedrich
09. November 2023
Quelle: stock.adobe.com, Urheber: BGStock72

„Wenn man über Kultur redet, muss man auch über Performance sprechen. Organisationen sind schließlich kein Bällebad. Sie stehen unter Ergebnisdruck und in der Verantwortung, Ergebnisse hervorzubringen“, sagt Alexander Knälmann, Gründer und Geschäftsführer von Apoprojekt. Seit der Gründung 2007 ist das Hamburger Bestandsentwicklungsunternehmen vom Zwei-Mann-Betrieb auf rund 500 Mitarbeiter gewachsen und will durch Werte wie Vertrauen, Sicherheit, Kompetenz, Verantwortung, Gemeinschaft und Dynamik den Zusammenhalt in der Belegschaft stärken. „Um als Unternehmen erfolgreich zu sein, müssen wir ein Umfeld schaffen, das durch Vertrauen und Spaß an der Zusammenarbeit zu wirtschaftlichem Erfolg führt“, sagt Geschäftsführer Knälmann. Wenn es um die Werte seines Unternehmens geht, schaut er deshalb genau hin.

Zwei bis drei Mal pro Jahr wird die Zufriedenheit der Angestellten über einen sogenannten Engagement-Index gemessen. Dafür geben die Beschäftigten auf einer Skala an, wie viel Energie sie in ihre Aufgaben stecken, und wie viel Spaß sie dabei haben. Je höher der Score, desto zufriedener und motivierter ist die Person. Die absoluten Zahlen seien allerdings gar nicht so wichtig, sondern der Verlauf, sagt Knälmann: „Alle Führungskräfte erhalten die Ergebnisse ihres Teams. Sacken die Punkte beim Wert Zufriedenheit ab, stehen sie selbst in der Verantwortung, Verbesserungspotenziale zu erkennen.“

Damit alle Beteiligten wissen, welche Werte ihrem Tun zugrunde liegen sollen, hat die Personalabteilung Maßnahmen wie Onboardings im Köcher, bei denen die Unternehmenswerte vermittelt werden. „Am wichtigsten ist jedoch der Arbeitsalltag“, sagt Knälmann. Hier sollen die 65 Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen. In Seminaren lernen sie, wie sie ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld schaffen, Zusammenarbeit fördern und dafür sorgen, dass ihre Teammitglieder Spaß haben. So ist ein gemeinsames Feierabendbier auf der Terrasse nicht nur geduldet, sondern gewünscht.

Um einen abstrakten Wert wie „Vertrauen“ greifbar zu machen, hat die Geschäftsführung daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet, die auch im Führungskräfteleitbild stehen. Teamleitungen sollen regelmäßig Feedback geben, zu ihrem Wort stehen und die Meinung anderer respektieren. Macht jemand einen Fehler, gibt es Unterstützung statt Maßregelung, beispielsweise durch Gespräche.

Die Unternehmenskultur muss greifbar sein

Verliert sich eine Führungskraft im Mikromanagement, widerspricht sie damit den Unternehmenswerten Vertrauen und Verantwortung: „Wenn eine Führungskraft jede Rechnung selbst freigeben will, zeugt das von Misstrauen“, nennt Knälmann ein Beispiel. „Wir trauen unseren Mitarbeitenden viel zu und wollen sie nicht überwachen. Von unseren Führungskräften erwarten wir, dass sie unser Vertrauen in sie an ihr Team weitergeben und diese Werte wirklich leben.“ Das macht sich schon bei der Besetzung von Führungspositionen bemerkbar. Angehende leitende Angestellte müssen ein Assessment-Center absolvieren, in dem Leadership-Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmale und die eigene Haltung zu Führungsherausforderungen getestet werden, etwa durch Präsentationsaufgaben, Rollenspiele und Interviews.

Beim Gewerbeimmobilienmakler Avison Young lautet die Leitvision: „Wir wollen nachhaltige Werte schaffen in den Bereichen People, Unternehmen und Umwelt“, sagt Katharina Biermann, Geschäftsführerin in Deutschland und Standortleiterin in Berlin. Deshalb ist soziales Engagement bei Avison Young fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Beim jährlichen „Day of Giving“ helfen Mitarbeitende weltweit beispielsweise in Notunterkünften und geben Essen aus. „Werte vermittelt man nicht auf Marketingfolien, sondern durch das, was man tut“, sagt Biermann.

Avison Young nutzt Townhall-Calls, um mit den Mitarbeitern immer wieder über Unternehmenswerte zu sprechen. „Gerade in unsicheren und herausfordernden Zeiten ist es wichtig, dass man sich in Erinnerung ruft, wofür man steht und warum man zur Arbeit kommt“, sagt Biermann. In der jährlichen Mitarbeiter-Engagement-Umfrage fragt das Unternehmen ab, ob die Beschäftigten die Vision mittragen und sich über die Unternehmenswerte gut informiert fühlen.

Damit Sorgen und Nöte von Mitarbeitern nicht im Verborgenen bleiben, hört bei Apoprojekt einer ganz genau hin: der „Betriebspfarrer“. Er ist zwar kein richtiger Geistlicher, aber hat „so feine Antennen für seine Mitmenschen, dass ich ihn gerne so nenne“, sagt Geschäftsführer Knälmann. Der Kollege ist in der HR angesiedelt und organisiert unter anderem Onboarding-Events, führt Teamworkshops durch und sitzt mit in Konfliktgesprächen. „Sein Job ist es, an neuralgischen Punkten in Erscheinung zu treten, sodass alle ihn kennen und mit ihm ins Gespräch kommen können.“ Er hört in die Organisation hinein, hat Zeit dafür, sich mit den Menschen hinzusetzen und ein Gefühl für die Stimmung in der Firma zu bekommen – wie ein gut vernetzter Dorfpfarrer. Denn ganz ohne Gefühl geht es in der Unternehmenskultur dann doch nicht 

Die Autorin: Anna Friedrich ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

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