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"Für einen guten ersten Eindruck haben Sie 150 Millisekunden Zeit"

Der Wechsel vom Hörsaal ins Büro ist von vielen Unsicherheiten begleitet. Mit dem Eintritt ins Berufsleben sind andere Umgangsformen gefragt und der Erfolg wird am Output und nicht mehr in Klausurnoten gemessen. Wie der Spagat zwischen Selbstüberschätzung und -vermarktung bei der Jobsuche gelingt, verrieten die Immobilienprofis auf dem IZ-Karriereforum. Hier die wichtigsten Tipps rund um die Themen Networking, Bewerbungsschreiben und für die ersten Tage beim neuen Arbeitgeber.

Lars Wiederhold, Sonja Smalian
02. Juli 2015
Bild: Alexander Sell

Studenten haben es bei der Jobsuche nicht immer leicht. Konkurrieren sie doch gemeinsam mit ihren Kommilitonen mit bislang ähnlichen Lebensläufen um dieselben Jobs. Die Bewerbungsmappe sollte dem Personaler schnell einen guten Überblick über den Kandidaten vermitteln. Deswegen sei es wichtig, „den Lebenslauf mit Leben zu füllen“, sagt Personalberater Olaf Kenneweg. Gemeint ist, die verschiedenen Praktika, Ehrenämter oder Werkstudententätigkeiten mit zwei, drei Spiegelstrichen zu erläutern, da darf der Lebenslauf auch schon mal zwei Seiten in Anspruch nehmen. „Der Lebenslauf ist die Visitenkarte“, sagte Kenneweg, der mit vier weiteren Beratern während des IZ-Karriereforums die Bewerbungsmappen der Teilnehmer prüfte.

Ähnlich sah das auch Monika Ulmer von E/O/S Recruiting. Sie riet dazu, in die oft recht kurzen Lebensläufe Zwischenzeugnisnoten sowie sportliche Erfolge und Ehrenämter aufzunehmen. Sie warnte davor, im Anschreiben zu dick aufzutragen. Dann sei „hinten im Lebenslauf alles ganz nackert“. Thorsten Bach von Rundstedt Executive Search empfiehlt das Design von Anschreiben eher schlicht zu halten und dafür mit den Inhalten zu punkten. Darüber hinaus gab es von den vier Beratern auch viel Hilfestellung zu den Formalien, angefangen von sinnvollen Dateibezeichnungen und kleinen Dateigrößen bei E-Mail-Bewerbungen bis hin zu der persönlichen, also namentlichen Ansprache des Empfängers. Wenn eine Gehaltsvorstellung in der Ausschreibung gefragt ist, dann sollte auch tunlichst eine genannt werden. Denn sonst sei der Bewerber schon vor der Einstellung einer Aufforderung seines potenziellen Chefs nicht nachgekommen.

Wer die Hürde des Bewerbungsgesprächs erfolgreich genommen hat, dem steht der erste Tag im neuen Job bevor. Karrierecoach Anke Quittschau verriet den Einsteigern, wie sie einen guten ersten Eindruck hinterlassen. „Dafür haben sie nur 150 Millisekunden Zeit.“ Eine wichtige Rolle spielt dabei die korrekte Kleidung. Bei der Beantwortung ihrer Quizfragen zu Benimmregeln zeigte sich, dass nicht immer die Mehrheit der Zuschauer Recht hatte. Nicht jeder wusste beispielsweise, dass ein schwarzer Anzug in Deutschland immer noch nur zu besonderen Anlässen getragen werden sollte. Während die Anzugsfarbe Braun zwar in Ordnung, aber eher langweilig sei, empfiehlt die Autorin die Farbe dunkelblau: „Das ist sehr vertrauenserweckend.“

Viel falsch gemacht wird auch bei der Begrüßung oder Vorstellung von Personen. So sollte immer die in der Unternehmenshierarchie tiefer stehende Person der ranghöheren vorgestellt werden. „Die wichtige Person bekommt die Info zuerst.“ Ladies first könne man im Geschäftsleben – im Gegensatz zum Privatleben – getrost vergessen. Für Überraschung sorgte bei vielen auch Quittschaus Hinweis, dass es in Männer-Jackets links unten ein kleines Visitenkartentäschchen gibt. „Dann sind die Karten auch nicht so körperwarm wie in der Brusttasche.“

Berufseinsteiger sollten zudem nicht zu fordernd sein, mahnt die Co-Autorin der Bücher „Die ersten 100 Tage im neuen Job: Vom Start weg erfolgreich“ und „Business-Knigge: Die 100 wichtigsten Benimmregeln“. Als Beispiel für einen Fehltritt berichtet sie von jungen Arbeitskräften, die von ihrem Unternehmen kostenlos Wohnungen zur Verfügung gestellt bekommen haben. Doch sie verlangten zusätzlich, dass ihnen auch noch die Parkplatzgebühren erstattet werden – und schossen damit nach Quittschaus Meinung über das Ziel hinaus. Mit Kritik sollten sich Neueinsteiger während der ersten Zeit ebenfalls zurückhalten. „Verschaffen Sie sich erst mal einen Überblick über die internen Strukturen und Machtverhältnisse.“

Gefragt seien hingegen Mitarbeiter, die klare Aussagen treffen und nicht alles skeptisch beurteilen, weiß Unitas-Vorstand Christian Rücker. „Es ist machbar, wenn …“ hört sich in den Ohren von Arbeitgebern besser an als „Es geht nicht, weil“, erklärte er auf dem parallel stattfindenden Hochschultag der Royal Institution of Chartered Surveyors. Auch die Fähigkeit zum erfolgreichen Netzwerken hält er für wichtig.

Diesem Thema widmete sich Sayin Alim, Key Account Manager bei Immobilien-Scout24, in einem eigenen Vortrag. „Netzwerke sind ein Wettbewerbsvorteil“, sagte er, und zwar für einen selbst und das Unternehmen. Mit der richtigen Info ließen sich Prozesse beschleunigen. Messen, Fachtagungen, Berufsverbände und Alumni-Teffen böten zahlreiche Chancen zum Kennenlernen neuer Kontakte. Neben Xing empfiehlt Alim, sich auch eine eigene Datenbank aufzubauen. Deutsch-englischer „Managersprech“ sei beim Netzwerken tunlichst zu unterlassen, ebenso wie die eigenen Kontakte für den persönlichen Erfolg zu missbrauchen.

Doch trotz aller Fallstricke, die im Berufsalltag lauern, machte Unitas-Vorstand Rücker den Teilnehmern Mut: „Sie werden einen Job finden. Die Immobilienbranche ist ein Wachstumsmarkt.“ Allerdings müsste sich jeder zunächst die Frage stellen, wie er leben will. „Wollen Sie einen Arbeitsplatz oder wollen Sie eine Karriere?“ Wer jetzt mit „Karriere“ antwortet, sollte 20 Stunden Mehrarbeit pro Woche einplanen.

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