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Der erste Jahrgang der Immokaufleute ist "auf dem Markt"

Seit 2006 wurde die Ausbildung zum/r Kaufmann/-frau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft durch das neue Berufsbild Immobilienkaufmann/-frau ersetzt. Nachdem der erste Jahrgang „auf dem Markt“ ist, soll ein Blick auf die Veränderungen geworfen werden, die die Novelle hervorgebracht hat.

Sonja Smalian
09. September 2010
Bild: Sven Hoffmann/Fotolia.com

„Das war die größte Reform, die das Berufsbild erlebt hat“, sagt Thomas Schaefers, Referent für Berufliche Bildung und Personalentwicklung beim GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Viel branchenspezifischer und viel handlungsorientierter sei das neue Berufsbild geworden, so Schaefers. Und zudem sei es inhaltlich „hochgezogen“ worden.

Das bestätigt auch Annegret Buch, Schulleiterin des Berufskollegs Immobilienwirtschaft am Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ), die mit der Umstellung noch weitere Veränderungen an ihrer Berufsschule bemerkt hat: So beobachtete sie eine deutliche Zunahme der Ausbildungsbetriebe von 50 bis zu 75 Unternehmen jährlich. Derzeit schicken etwa 600 Unternehmen ihre Immo-Azubis für den schulischen Teil der Ausbildung ins Bochumer EBZ.

Mehr Interesse von Maklern

Zudem sei die Spanne der Ausbildungsbetriebe breiter geworden und häufiger seien darunter nun auch Makler und Projektentwickler zu finden. Dass die Makler inzwischen etwa ein Drittel der Ausbildungsbetriebe am EBZ ausmachen, führt Buch auch auf das neue Berufsbild zurück, in dem das Maklergeschäft eine der fünf Vertiefungsrichtungen darstellt. Weitere Wahlqualifikationen sind das Gebäudemanagement, die Wohnungseigentumsverwaltung, das Bauprojektmanagement sowie die Steuerung und Kontrolle im Unternehmen. Ein klares Zeichen für Buch, welche Bedeutung der neue Immobilienkaufmann in der Branche gewonnen hat, sind nicht zuletzt die Schülerzahlen am EBZ. Allein von 2006 bis 2010 befinden bzw. befanden sich 2.200 junge Menschen in der neuen Ausbildung.

Welch guten Ruf die Ausbildung zum/r Immobilienkaufmann/-frau hat, zeigt auch die aktuelle Umfrage zur Joboffensive 2010 unter Unternehmen der Immobilienwirtschaft: Als „sehr wichtig“ schätzen 25% und als „wichtig“ 34% der Unternehmen eine solche Ausbildung bei der Einstellung von Berufseinsteigern und Young Professionals ein. Hingegen halten nur 13% der Unternehmen den immobilienspezifischen Bachelorabschluss und 7% den Immobilienfachwirt für „sehr wichtig“. Der Abschluss ist bei den Unternehmen beliebt, aber wie sehen sie die neue Ausbildungsordnung?

Vertiefungen sorgen für Kritik

Das neue Berufsbild sieht Ute Daniel, Referentin Personalentwicklung, Nachwuchskräftebetreuung und -rektrutierung bei DB Services Immobilien, differenziert: „Mit dem neuen Namen lässt sich der Ausbildungsberuf besser vermarkten. Schüler, die einen Ausbildungsplatz suchen, können sich darunter eher etwas vorstellen.“ Auch die stärkere Handlungsorientierung, die mehr auf Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeit setzt, bewertete sie positiv. „Was mir nicht so gut gefällt, sind die Vertiefungsrichtungen, denn die kann nicht jeder Ausbildungsbetrieb vollständig abbilden“, so Daniel. Von den fünf Wahlqualifikationen bietet das Unternehmen zwei an, und zwar Gebäudemanagement und Bauprojektmanagement. Durch enge Kooperationen mit anderen Unternehmen wären weitere Vertiefungsrichtungen möglich. „Doch wenn die Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr längere Phasen in einem anderen Unternehmen tätig sind, ist es schwierig, sie auf ihre zukünftigen Aufgaben im eigenen Unternehmen vorzubereiten“, so Daniel.

Auch Susanne Bickel, Leiterin des Fachbereichs Personalentwicklung/Aus- und Weiterbildung bei der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, ist mit den Vertierfungsrichtungen nicht ganz zufrieden. Sie hätte gern noch den Bereich Immobilienbewirtschaftung als Wahlqualifikation gesehen. Die stärkere Handlungsorientierung sieht sie indes positiv, auch wenn das Unternehmen seine Azubis bereits durch eigene Weiterbildungen geschult hat, um sie fit fürs Kundengespräch zu machen. Dass der Ausbildungsberuf nach der Novellierung stärker nachgefragt sei, könne sie jedoch nicht beobachten. Als Konkurrenz um den Nachwuchs sieht sie die vielen Bachelorstudiengänge, die die Abiturienten locken.

Diesen Druck auf die Unternehmen kennt auch Annegret Buch. Deswegen bietet das EBZ parallel zur Berufsausbildung auch ein Bachelorstudium für Azubis an – sofern die Unternehmen das möchten. (sma)

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