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Die IG Bau legt bundesweit Baustellen lahm

Die Verhandlungsrunden sind gescheitert, der Schlichterspruch ist abgelehnt – jetzt wird bundesweit auf zahlreichen Baustellen gestreikt. Die IG Bau will deutlich mehr Lohn, die Arbeitgeberverbände wollen schnell wieder an den Verhandlungstisch.

Robin Lorenz-Göckes
16. Mai 2024
Quelle: picture alliance/dpa, Urheber: Julian Stratenschulte

Das erste Mal seit mehr als 20 Jahren droht den Baustellen in Deutschland bundesweit Streikgefahr. So will die Gewerkschaft IG Bau den Druck auf die Arbeitgeberseite in der Tarifauseinandersetzung erhöhen. Den Anfang machten die Arbeitnehmer zu Beginn dieser Woche in Niedersachsen, weitere Arbeitsausstände folgten punktuell im gesamten Bundesgebiet. Verbunden werden die Streiks mit der Forderung nach 500 Euro mehr im Monat für alle Lohngruppen über eine Laufzeit von zwölf Monaten. Das ist die ursprüngliche Forderung der Gewerkschaft im Tarifkonflikt.

Die Arbeitgeberseite wird vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) vertreten. „Für unsere Unternehmen bedeutet jeder Tag, an dem nicht gebaut wird, einen wirtschaftlichen Schaden in ohnehin unsicherer Lage, vor allem im Wohnungsbau. Ein Schaden, der auch zulasten unserer Beschäftigten, die für uns unverzichtbar sind, geht“, sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des HDB. Nun gehe es darum, schnellstmöglich wieder in Gespräche mit der IG Bau einzutreten. „Gesprächsbereitschaft hat sie zumindest bisher stets signalisiert“, meint Müller.

ZDB-Vizepräsident Uwe Nostitz, der zugleich Verhandlungsführer für die Arbeitgeberseite ist, hofft ebenfalls auf ein schnelles Ende der Streiks. „In gemeinsamer Verantwortung sollten nun die Sozialpartner der Bauwirtschaft wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, um den wirtschaftlichen Schaden für alle möglichst klein zu halten. Die Streiks werden zu Bauverzögerungen führen und damit wirtschaftlichen Schaden anrichten.“ Dieser werde die Unternehmen je nach Umfang unterschiedlich hart treffen. „Wir bedauern dies sehr und hätten uns gewünscht, die Tarifverhandlungen am Verhandlungstisch abzuschließen. Gerade jetzt, in konjunkturell schwierigen Zeiten, insbesondere im Wohnungsbau, kommen Streikmaßnahmen zur Unzeit.“

Der Eskalation im Tarifkonflikt vorangegangen waren mehrere Verhandlungsrunden, die ohne Einigung endeten. In der Folge ging das Verfahren in die Schlichtung. Schlichter Rainer Schlegelt hatte in seinem Schlichterspruch 250 Euro mehr im Monat vorgesehen, elf Monate später noch einmal 4,15% im Westen und knapp 5% im Osten. Die Gewerkschaft hatte diesem Vorschlag zugestimmt, die Arbeitgeberseite mit Verweis auf inhaltliche und rechtliche Mängel, aber auch wirtschaftliche Unangemessenheit, nicht. „Über alle Sparten hinweg verzeichnen wir eine real negative Umsatzentwicklung. Der Wohnungsbau steckt zudem in einer tiefen Krise. Diese baukonjunkturelle Realität spiegelt sich leider in dem tendenziell sehr hohen Schlichterspruch nicht wider, wohl aber die Hoffnung auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Hoffnung allein rettet aber keine Existenzen in der Krise“, hieß es zur Begründung der Ablehnung von Nostitz.

Um den drohenden Streik abzumildern, hatten die Arbeitgeberverbände den Unternehmen empfohlen, die Entgelte der Arbeitnehmer freiwillig anzuheben – im Westen um 5%, im Osten um 6%. „Die Tarifempfehlung ist eine vorübergehende Lösung, mit der wir zeigen, dass wir zu unseren Zusagen und Angeboten stehen“, hieß es von den Spitzenverbänden.

Aus Teilen der Bauwirtschaft wurde dieser Vorstoß begrüßt. „Als größte Bau-Arbeitgeberin mit rund 30.000 Mitarbeiter:innen in Deutschland begrüßen wir die Initiative zur freiwilligen Entgelterhöhung sehr. Unsere Mitarbeiter:innen haben gerade in Zeiten der Krise großes Engagement und persönlichen Einsatz bewiesen. Eine faire und schnelle Anhebung ihrer Löhne und Gehälter steht daher für uns außer Frage“, sagte Christian Hattendorf, Arbeitsdirektor und Vorstandsmitglied von Strabag.

Der Streik kommt zur Unzeit
Der Arbeitskampf auf dem Bau wäre vermeidbar gewesen, findet Robin Lorenz-Göckes, Chef vom Dienst der IZ. Die Verantwortung für die gescheiterten Verhandlungen sieht er bei den Arbeitgebern.
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