Die Gen Y steht auf grüne Büros
Arbeitsplatzwahl. Unter allen Altersgruppen ist es den 30- bis 39-Jährigen am wichtigsten, in nachhaltigen Bürogebäuden zu arbeiten. Die Gen Z dagegen ist noch zu sehr mit den Nachwehen von Corona und den Unbillen des Jobmarkts beschäftigt. Beamten sind grüne Gebäude wichtiger als Führungskräften aus der Privatwirtschaft.
Ganze 42% der 30- bis 39-Jährigen wünschen sich ausdrücklich ein grünes Büro. Zwar sind für 40% unter ihnen ein guter ÖPNV, flexible und damit ressourcenschonende Raumkonzepte, Wassersparen oder Heizen mit erneuerbaren Energien kein Kriterium bei der Arbeitsplatzwahl. Doch 58% der Gen Y sind sogar bereit, für ein grünes Büro selbst einen höheren Aufwand zu betreiben oder Einschränkungen zu schlucken.
Das hat die Marktforschungsfirma Civey im Auftrag des Asset-Managers Sonar Real Estate bei einer repräsentativen Befragung von 2.000 Personen herausgefunden. Sonar hat zusammen mit Patron Capital für viel Geld das Bürogebäude Prisma in Frankfurt-Niederrad ökologisch aufgewertet und wollte wissen, wie wichtig dem Endnutzer immobiliäre Nachhaltigkeit in ihren verschiedenen Ausprägungen ist und wie sehr er dazu seinen Beitrag zu leisten gewillt ist. Etwa durch den Verzicht aufs Auto zugunsten des Busses oder Fahrrads oder durch Mülltrennung.
Wie wichtig Nachhaltigkeit ist, erfuhr Holger Hosang, Managing Partner von Sonar, als er vor drei Jahren mit seiner Truppe in einen Coworkingspace des Betreibers Spark in Frankfurt zog. Seine Kollegen und Kolleginnen, die in der Mehrzahl der Gen Y angehören, seien, erinnert sich Hosang, nach dem Umzug entsetzt gewesen, weil der Betreiber seinerzeit keine Mülltrennung praktizierte.
Der Gen Z ist ein guter, sicherer Job wichtiger
Etwas enttäuschend: Die Führungskräfte von morgen sind die einzige Altersgruppe, in der der Anteil der Green-Office-Anhänger überwiegt. Unter den Älteren legen – wenig überraschend – nur Minderheiten Wert auf nachhaltige Arbeitsplätze, nämlich zwischen 29% und 21%. Schon überraschender ist, dass selbst in der Gen Z, also bei den 20- bis 29-Jährigen, die ökologische Anspruchshaltung bei der Arbeitsplatzwahl nicht so stark ausgeprägt wie in der Gen Y. Nur 32% legen Wert auf grüne Büros, 48% dagegen nicht. Und nur 42% würden einen höheren Aufwand bei der Gebäudenutzung akzeptieren, wenn sie dafür ihren Beitrag zu Ressourcenschonung und Energieeffizienz leisten können. Bei 53% ist die Bereitschaft dafür gering.
Das hat aber auch seinen Grund: Die Gen Z trage noch die große Überbelastung und Überforderung aus der Corona-Zeit mit sich herum, „sodass das Thema Nachhaltigkeit nicht so wichtig war. Sie haben schon in jungen Jahren multiple Herausforderungen erlebt“, sagt Verena Rock, Professorin für Immobilienmanagement an der TH Aschaffenburg. Darum seien den Nachwuchskräften ein sicherer Job und eine faire Vergütung wichtiger als jenen, die schon erste Führungsverantwortung trügen und zum Beispiel in der Immobilienwirtschaft eine lange Phase des Booms erlebten. Rock spricht als Professorin aus ihrer täglichen Erfahrung mit Vertretern der Gen Z.
„Mehr als für die Gen Z, bei der noch eher die eigene finanzielle Sicherheit im Vordergrund steht, ist für die 30- bis 39-Jährigen Nachhaltigkeit bei der Arbeit von entscheidender Bedeutung“, bilanziert die Immobiliengelehrte. Und schreibt Führungskräften von heute – und indirekt auch Immobilienentwicklern und Bestandshaltern – Folgendes ins Stammbuch: „Die Gen Y wird bald die wichtigste Gruppe im Arbeitsmarkt darstellen und Führungsaufgaben in Unternehmen übernehmen.
Die heutigen Chefs hinken bei Nachhaltigkeit hinterher
Die heutigen Führungskräfte sind daher gut beraten, Nachhaltigkeit schon heute deutlich stärker in den Mittelpunkt zu rücken.“ Da gibt es noch viel zu tun: Laut der Civey-Studie messen nur 24% der leitenden Angestellten dem Thema Arbeiten im nachhaltigen Büro eine Priorität bei. Für fast zwei Drittel (61%) ist das explizit bedeutungslos.
Ein vermeintlich überraschendes Ergebnis: Von den Beamten unter den Befragten zeigen sich 58% entschlossen, für nachhaltige Gebäudefunktionen ihren persönlichen Beitrag zu leisten, also etwa darauf zu verzichten, manuell zu lüften, oder mit Wasser und Energie so sparsam wie möglich umzugehen. Unter den leitenden Angestellten liegt der Anteil nur bei 40%, bei normalen Angestellten sind es auch weniger (49%).
Für Matthias Pink erklärt sich die Bereitschaft der Staatsdiener, für den grünen Ertrag in den sauren Apfel zu beißen, ganz einfach. „Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sitzen vor allem in älteren Beständen, teilweise noch in Gebäuden aus den 50er Jahren“, sagt der Head of Research des Maklerhauses Savills. In der Bereitschaft zum persönlichen Beitrag spreche sich also wohl die „Sehnsucht nach einer höheren Gebäudequalität“ aus. Hinzu komme: Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst – die Schätzungen zufolge 45 Mio. bis 90 Mio. qm und damit bis zu einem Viertel der Bürofläche hierzulande belegen – entwickelten auch deshalb eine höhere Affinität zu modernen Arbeitsplätzen, weil sie aufgrund einer mangelhaften technischen Ausstattung die meiste Zeit im Büro verbrächten.
Die Beamten sehnen sich nach dem modernen Büro
Über kurz oder lang dürfte sich die Lage der Beamten allerdings ändern. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz Bima, lege bei Büroflächengesuchen heute schon Wert darauf, dass die von ihr angemieteten Objekte maximal 55% der Energie eines Referenzobjekts verbrauchen, ergänzt Sonar-Manager Hosang.
Unter allen zur Wahl gestellten Aspekten ist den von Civey Befragten eine gute ÖPNV-Anbindung mit weitem Abstand am wichtigsten. Parkplätze für den eigenen Pkw standen jedoch nicht zur Wahl.
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