"Die beste Expo"
Die Kündigung aus betriebsbedingten Gründen überraschte Bewerterin Elke Buhl kalt und die sofortige Freistellung war ein Schock. Während der Auszeit definierte die studierte Diplom-Ingenieurin der Architektur ihre beruflichen Ziele neu, bildete sich weiter – und fuhr dann zur Expo Real, um sich zu bewerben. Im Interview verrät die Leiterin des Frankfurter Büros von FA|KT Valuation mit Sitz in Hamburg und Büro in Berlin, wie Arbeitssuchende die Messe für sich am besten nutzen können.
Immobilien Zeitung: Frau Buhl, Sie waren dreieinhalb Jahre lang als Director Valuation Germany bei einem internationalen Beratungsunternehmen tätig gewesen, als Sie gekündigt und freigestellt wurden.
Elke Buhl: Für mich war die Freistellung dramatisch, weil von jetzt auf gleich die gewohnte Struktur wegfiel. Der Knacks saß tief. Plötzlich konnte ich nicht mehr sagen „Ich mache das und das“. Es war wie ein Makel. Ich hatte mir Urlaub genommen, um mich auf die Re-Zertifizierungs-Prüfung von HypZert vorzubereiten. Und plötzlich hatte ich den Kopf dafür gar nicht mehr frei, weil ich nicht wusste, wie es danach weitergehen würde. Nach dem Kündigungsgespräch bin ich erst einmal ins Fleming’s gegangen und habe auf der Dachterrasse einen Cappuccino getrunken um mich zu sammeln.
Buhl: Ja, meine Freunde hatten mich motiviert. Nach der Prüfung habe ich mich dann einem der Prüfer anvertraut und ihm erzählt, dass ich auf Jobsuche bin.
Buhl: Sehr hilfsbereit, wie alle anderen übrigens in der Zeit auch. Den Schritt nach vorne zu machen und offensiv mit der Situation umzugehen, bietet viele Chancen. Dazu kann ich jedem in einer solchen Situation nur raten. Eine Freundin empfahl mir: „Du musst jetzt erreichbar sein“. Also habe ich mir ein Design überlegt und private Visitenkarten mit Titel und Zertifizierungen gedruckt.
Buhl: Nachdem ich mich bei zwei Internet-Jobbörsen angemeldet hatte, kontaktierte ich auch Headhunter und bewarb mich auf Stellenausschreibungen. Es lohnt sich, auch mal auf eine Anzeige zu antworten, die streng genommen nicht ganz dem eigenen, engen Suchraster entspricht. Dann kann man versuchen, dem Unternehmen ein Add-on anzubieten. Doch sehr wichtig ist meiner Meinung nach, sich selbst kritisch zu befragen „Was kann ich?“, „Was kann ich anbieten?“ und „Was habe ich vielleicht auch falsch gemacht?“. Jeder, der einmal ausgebremst wurde, sollte sich für diese Fragen Zeit nehmen. Das hilft, um sich ein Bild von sich selbst zu machen und sich ein eigenes Produkt zu überlegen, mit dem man wieder auf den Markt geht.
Buhl: Ja, für mich war klar, dass ich auf die Expo gehen würde, um aktiv auf Unternehmen zuzugehen.
Buhl: Ich habe ausgewählte Personen in Schlüsselpositionen aus meinem Netzwerk zuvor angerufen oder ihnen ein individuelles Bewerbungsanschreiben geschickt.
Buhl: Auf alle – da kam immer ein Feedback! Und dann war ich auf der Expo. Ich war hochmotiviert und freute mich auf interessante Gespräche. Zum ersten Mal hatte ich auch Zeit, mir die Messe einfach mal anzuschauen. Ich habe so viele Leute getroffen und bin vielen neuen Kontakten durch Bekannte vorgestellt worden, dass ich mit einem ganzen Stapel Visitenkarten wieder nach Hause gefahren bin. Das war die beste Expo, die ich je hatte.
Buhl: Es hilft, auf der Messe einen Stand als Anlaufstelle zu haben. Bei mir war das der Frankfurt-Stand, wo auch u.a. der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft beheimatet war. Dort konnten Visitenkarten für mich abgegeben werden. Es eignen sich aber auch Stände anderer Institutionen wie RICS oder HypZert. Man kann sich auch überlegen, dort mal einen Standdienst zu übernehmen. Wichtig ist auch, nicht zu viele Termine zu vereinbaren: Drei bis vier pro Tag reichen, damit genug Zeit für die spontanen Treffen auf der Messe bleibt.
Buhl: Nein, obwohl ich viele sehr gute Gespräche hatte. Aber sechs Wochen später bekam ich ein Angebot von einer regionalen Sparkasse, bei der ich meine Visitenkarte hinterlegt hatte, für eine sechsmonatige Interims-Aufgabe.
Buhl: Ja, und das war der Anfang vom Ende meiner Arbeitslosigkeit. Dort konnte ich meine bisherigen vielfältigen Berufserfahrungen einbringen. Der Einsatz war zeitlich überschaubar. Ich habe gemerkt, wie flexibel ich bin. Gleichzeitig hatte ich die Möglichkeit, weiter nach einer unbefristeten Stelle zu suchen – nach einer, die zu mir passt.
Buhl: Ja. Die Zeit sollte unbedingt aktiv genutzt werden, also habe ich den Chartered Surveyor gemacht, den wollte ich schon immer machen. Und ich habe mir einen Englisch-Crashkurs und ein Coaching gegönnt. Aber ich habe nicht meinen Kleiderschrank, nicht mein Bücherregal und nicht meinen Keller aufgeräumt!
Das Interview führte Sonja Smalian.