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Arbeitgeber bekennen sich zu ihren homosexuellen Mitarbeitern

Der Völklinger Kreis und die Karrieremesse Sticks & Stones haben erstmals das Arbeitgebersiegel „Pride 175“ verliehen. Damit werden Unternehmen ausgezeichnet, die bei ihrem Diversity-Management schwule, lesbische, bisexuelle sowie trans- und intersexuelle Menschen (LGBTI) explizit berücksichtigen. In diesem Jahr haben sich 23 Unternehmen zertifizieren lassen, darunter auch Piepenbrock und Jack-Hoang-BeratungPlanungBau.

Sonja Smalian
15. Januar 2015
Bild: promesaartstudio/Fotolia.com

Der Name des Arbeitgebersiegels Pride 175 erinnert an Paragraph 175 des deutschen Strafgesetzbuchs. Dieser stellte sexuelle Handlungen zwischen Männern noch bis 1994 unter Strafe. Nur vier Jahre zuvor hatte die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der internationalen Liste der Krankheiten gestrichen, seitdem gilt Homosexualität nicht mehr als „psychische Störung“. In dem Vierteljahrhundert danach ist viel passiert: Prominente wie Guido Westerwelle und Klaus Wowereit haben sich während ihres aktiven Berufslebens „geoutet“. Doch so mancher, wie der Fußballstar Thomas Hitzlsperger, äußert sich erst nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn. Wieder andere wagen niemals diesen Schritt. Dabei kostet das Verstecken oder Kaschieren der eigenen sexuellen Orientierung viel Kraft, die anderswo fehlt.

Das neue Arbeitgebersiegel will nun Unternehmen auszeichnen, die sich aktiv gegen Diskriminierung stellen und für mehr Vielfalt in ihren Unternehmen einsetzen. Diversity-Management werde in Unternehmen häufig nur partiell gefördert, sagt Bernd Ostermayer, Pressesprechers des Völklinger Kreises – Berufsverband schwuler Führungskräfte. Oftmals beschränke es sich auf einzelne Kategorien wie beispielsweise die Frauenförderung. Doch Diversity-Management beinhalte auch weitere Kategorien wie Alter, Behinderung, kulturelle Herkunft, Nationalität, Religion oder eben sexuelle Identität. Unternehmen, die auch letztere Dimension leben, sollen mit dem Siegel ausgezeichnet werden. „Unser Ziel ist ein ganzheitliches Diversity-Management“, sagt Ostermayer.

Wer sich zertifizieren lassen möchte, muss zunächst die Pride-175-Resolution durch die Geschäftsführung oder eine vertretungsberechtigte Person unterzeichnen. Alternativ kann sich das Unternehmen auch zur „Charta der Vielfalt“ bekennen. Mit der Pride-175-Resolution verpflichten sich die Unterzeichner u.a. dazu, „Diskriminierung und Mobbing aufgrund von sexueller Orientierung und/oder geschlechtlicher Identität in unserem Unternehmen/unserer Organisation nicht [zu] tolerieren, dies intern [zu] kommunizieren und Maßnahmen zur Vorbeugung und zum adäquaten Umgang damit ein[zu]führen“. Inwiefern LGBTI-Diversity-Maßnahmen in der Organisation umgesetzt werden, wird in einem zweiten Schritt per Fragebogen abgefragt. Des Weiteren müssen sich die Unternehmen verpflichten, an einer LGBTI-Veranstaltung bzw. -Projekt teilzunehmen oder ein solches finanziell zu fördern. Von der Unternehmenshomepage soll es einen Link zur Pride-175-Resolution bzw. der Charta der Vielfalt geben und die Unternehmen können auf ihrer Website eine Aussage zur Wertschätzung ihrer LGBTI-Mitarbeiter/innen veröffentlichen. Die Teilnahme an dem Zertifizierungsverfahren ist kostenlos. In diesem Jahr wurden 23 Unternehmen ausgezeichnet, u.a. Pfizer, Ebay, Siemens, Hogan Lovells, White & Case und auch Piepenbrock und Jack-Hoang-BeratungPlanungBau.

Arnulf Piepenbrock, geschäftsführender Gesellschafter der Piepenbrock Unternehmensgruppe, ist stolz auf die Auszeichnung: „Gerade in Zeiten des demografischen Wandels ist eine offene Unternehmenskultur ein zentrales Kriterium. Wir werden unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht und setzen aktiv auf Inklusion und Respekt gegenüber allen unseren Mitarbeitern.“ Das FM-Unternehmen beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter aus 121 Nationen. Diversity-Management ist ein Baustein des Arbeitskreises Nachhaltigkeitsmanagement. Das Unternehmen hat nicht nur die Charta der Vielfalt unterzeichnet, sondern sich auch zwei Mal am bundesweiten Diversity-Tag beteiligt. Es unterhält eine eigene Webseite zum Thema Nachhaltigkeit und verfügt über einen Code of Conduct, der „jegliche Diskriminierung bei Anstellung und Beschäftigung“ untersagt. Bei einem Ombudsmann können Verstöße anonym gemeldet werden. Im Intranet und in Seminaren zur Nachhaltigkeit wird über das Siegel berichtet werden.

Als Mitglied im Völklinger Kreis hat Ralf Jack-Hoang, Geschäftsführer von Jack-Hoang BeratungPlanungBau, frühzeitig von dem Siegel erfahren. Für ihn sei es wichtig, mit der Zertifizierung ein solches Zeichen auch gegenüber Kunden und Mitarbeitern zu setzen. Aus diesem Grund wird er das Siegel auf seine Unternehmenswebseite stellen. Mit seinem Institut für integrale Vielfalt und Chancengleichheit unterstützt er Unternehmen bei ihrem Diversity-Management. Offene Diskriminierung hat er in seiner Vergangenheit in der Immobilienbranche nicht erlebt. Dennoch habe er sich erst mit Mitte 30 geoutet, als er beruflich auf festem Boden stand. „Die Immobilienbranche ist nicht der Vorreiter“, sagt Jack-Hoang. Aber sie sei auch nicht der Nachzügler. Wie mit dem Thema in Unternehmen umgegangen werde, sei von vielen Einzelfaktoren abhängig.

Von Diskriminierung in der Branche ist Professor Jürgen Erbach jedenfalls nichts zu Ohren gekommen. Er lehrt an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Holzminden und gehört dort zudem der Gleichstellungskommission an. 1997 gründete er das Unternehmen Ipem Immobilien Projektentwicklungs- und Management Aktiengesellschaft. Er selbst ist immer sehr offen mit seiner gleichgeschlechtlichen Partnerschaft umgegangen und hat es früher seinen Studenten in der ersten Vorlesung kurz erzählt. Dann hätten alle geklatscht.

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