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Die Gehaltsangebote werden wieder schmaler

Am 15. September 2008 meldete Lehman Brothers Insolvenz an, ein halbes Jahr später drosselten in Deutschland die Immobilienunternehmen ihre Einstiegsgehälter. Doch als sich die Krise wieder verzog, erreichte im vergangenen Jahr das Durchschnittsgehalt für Berufseinsteiger einen neuen Hochwert. Ist nun der Höhenflug schon wieder vorbei? Trotz guter konjunktureller Prognosen und lautstark postulierten Fachkräftemangels locken die Unternehmen der Immobilienwirtschaft den Nachwuchs nicht mit mehr Geld.

Sonja Smalian
18. August 2011
In diesem Jahr drücken die Unternehmen die Einstiegsgehälter um durchschnittlich 4%.
Bild: Joachim Wendler/Fotolia.com

Der Aufwärtstrend im vergangenen Jahr war offenbar nur ein kurzes Strohfeuer, denn in diesem Jahr sind die Einstiegsgehälter schon wieder im Sinkflug: 4% beträgt das Minus im Schnitt für Berufseinsteiger. Mit 33.745 Euro pro Jahr bieten die Unternehmen dem Nachwuchs nun 1.420 Euro weniger als noch 2010. Das zeigen die Ergebnisse der diesjährigen Joboffensive, an der sich 76 Immobilienunternehmen beteiligt haben. 93% von ihnen haben Angaben zu ihren Gehaltsofferten für Berufseinsteiger gemacht.

Das diesjährige Durchschnittsgehalt liegt nur noch 385 Euro über dem des Krisenjahres 2009 (33.360 Euro). Und das, nachdem nach 2010 mit 35.165 Euro der bisherige Höchststand von 2003 (35.411 Euro) wieder erreichbar schien. Insgesamt werden von den Unternehmen für die unterschiedlichen Ausbildungs- und Hochschulabschlüsse Gehälter von rund 25.000 Euro bis knapp 43.000 Euro gezahlt. Im vergangenen Jahr hatte die Gehaltsspanne noch von 27.000 Euro bis fast 49.000 Euro gereicht.

Asset-Manager zahlen die höchsten Einstiegsgehälter

Die Gehaltsangebote der verschiedenen Branchensegmente der Immobilienwirtschaft fallen recht unterschiedlich aus: Am meisten gibt es in diesem Jahr bei den Asset-Managern/Vermögensverwaltern mit durchschnittlich 37.421 Euro, die im Vergleich zum Vorjahr sogar ein kleines bisschen draufgelegt haben (2010: 36.942 Euro). Ihre Angebote nach unten korrigiert haben hingegen die Berater und Gutachter aus dem Teilsegement Immobilien-Dienstleistung (-6,4%) und auch die Unternehmen aus dem Bereich Entwicklung/Planung/Bau (-5,2%). Letztere offerieren mit 30.520 Euro die niedrigsten Gehälter. Die zweithöchsten Durchschnittsgehälter bieten die Vermittler (34.226 Euro) und an vierter Stelle stehen die Immobilienmanager/-verwalter.

Doch nicht nur das jeweilige Branchensegment beeinflusst die Gehaltsangebote der Arbeitgeber, sondern auch der Ausbildungsgrad der Berufseinsteiger. In der Umfrage werden sechs verschiedene Abschlüsse berücksichtigt: eine immobilienspezifische Ausbildung, ein Abschluss an einer Berufsakademie, ein allgemeiner bzw. immobilienspezifischer Bachelor-Abschluss sowie ein allgemeiner bzw. immobilienspezifischer/s Master/Diplom. Vom Gehaltsabschwung sind sie alle betroffen: Die höchsten Gehaltseinbußen müssen in diesem Jahr Berufseinsteiger mit einem immobilienspezifischen Bachelor hinnehmen. Ihr Jahresgehalt verringert sich um 6,7% auf 35.218 Euro. Auch die Absolventen von Berufsakademien müssen sich auf ähnlich hohe Gehaltseinbußen einstellen. 2010 hatten sie sich noch über die höchsten Gehaltszuwächse (8,1%) freuen können, nun gehören sie zu den größten Verlierern. Am besten kommen die Absolventen mit einem immobilienspezifischen Master oder Diplom weg: Ihre Durchschnittsgehälter verringern sich nur um 3,2% auf 38.603 Euro. Trotz des Abschlags kassieren sie mit ihrem Qualifikationsgrad das höchste durchschnittliche Gehalt. Die leichteste Lohntüte tragen – wenig überraschend – die Nicht-Akademiker nach Hause, also die Berufseinsteiger mit Ausbildung (27.579 Euro).

Master und Immo-Knowhow werden belohnt

Das traditionelle Gehaltsgefüge existiert also weiterhin: Die niedrigsten Einstiegsgehälter gibt es für Absolventen mit einer immobilienspezifischen Ausbildung. Etwas mehr erhalten die Absolventen von Berufsakademien. Bachelor-Absolventen von Fachhochschulen und Universitäten liegen darüber. Mit den höchsten Einstiegsgehältern werden die Berufseinsteiger mit der längsten Ausbildungsdauer honoriert, also Absolventen mit Master bzw. Diplom. Sie erhalten zwischen 8% und 10% mehr als Bachelor-Absolventen (ohne und mit Immobilienvertiefung). Die zwei zusätzlichen Jahre im Hörsaal werden von den Unternehmen in diesem Jahr wieder etwas stärker belohnt. Doch aktuelle Studien zeigen, dass der Arbeitsmarkt in aller Regel keinen großen Unterschied zwischen den beiden Hochschulabschlüssen macht.

Finanziell honoriert wird von den Unternehmen auch Immobilien-Know-how. Bachelor-Absolventen erhalten für ihr Branchenwissen ein Plus von 2.198 Euro und sogar knapp 3.000 Euro gibt es für eine Branchenausrichtung des Master-Studiums.

Ob Ausbildung, Bachelor, Master oder Diplom – die Unternehmen der verschiedenen Segmente zahlen für den jeweiligen Qualifizierungsgrad recht unterschiedliche Gehälter. Am wenigsten gibt es für eine Ausbildung bei den Immobilienmanagern/-verwaltern (25.124 Euro), während für einen immobilienspezifischen Master bei den Asset-Managern/Vermögensverwaltern mit 42.617 Euro am meisten gezahlt wird.

Obwohl der allgemeine Trend sinkende Gehälter zeigt, wird nicht in allen Teilsegmenten auf die Gehaltsbremse getreten. In der Immobilienvermittlung und im Asset-Management/Vermögensverwaltung ist das Durchschnittsgehalt leicht gestiegen (2,4% bzw. 1,3%). Bei den Vermittlern sind besonders die Absolventen von Berufsakademien begehrt. Sie werden mit 4,6% mehr Gehalt (32.643 Euro) gelockt. Doch auch Absolventen mit einem allgemeinen bzw. einem immobilienspezifischen Master erhalten von den Vermittlern 2,1% bzw. 4,3% mehr. Die Verwalter zahlen dem Immo-Master gar 9,8% mehr Gehalt als noch 2010. Egal, ob Immo-Master oder allgemeiner Master, im Asset-Management erhalten beide 3% mehr – und damit die höchsten Einstiegsgehälter für Masterabsolventen mit 41.228 Euro (allgemeiner Master) bzw. 42.617 Euro (mit immobilienspezifischer Vertiefung).

Einige Branchen honorieren den Bachelor höher als den Master

2010 enthüllte die Umfrage zur Joboffensive eine Sensation: Absolventen mit Immo-Bachelor waren so begehrt, dass ihr Einstiegsgehalt sogar noch über dem eines Berufseinsteigers mit allgemeinem Master-Abschluss lag! Der Bachelor war in der Branche angekommen – und wurde mit großzügigen Durchschnittsgehältern ins Berufsleben gelockt. 2011 wiederholte sich dieser Sonderfall jedoch nicht, aber in einzelnen Segmenten ist der Immo-Bachelor immer noch umworbener als der allgemeine „Quereinsteiger“ mit Master. So bieten die Immobilienvermittler dem Immo-Bachelor 1.000 Euro (Vorjahr: 1.591 Euro) mehr und die Immobilienmanager/-verwalter sogar 1.345 Euro. Wenn sich der Fachkräftemangel künftig deutlicher bemerkbar macht, werden die Unternehmen sicherlich noch tiefer in die Tasche greifen müssen, um die jungen Leute nach dem ersten Abschluss vom Hörsaal in die Büros zu locken.

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