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Viele offene Stellen für (zu) wenige Bauingenieure

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie schlägt Alarm: Die Zahl der offenen Stellen für Ingenieure ist auf einem Rekordhoch. Auch Bauingenieure sind zunehmend Mangelware. Doch es gibt Ideen, dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern.

Sonja Smalian
25. August 2011
Bild: montebelli/Fotolia.com

Im Mutterland der Ingenieure klafft eine Lücke: 76.600 Ingenieure fehlen im Juli 2011. Zu diesem Ergebnis kommt der Ingenieurmonitor des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in seiner Juli-Ausgabe. Das ist ein neues Allzeithoch. Besonders häufig fehlten Maschinen- und Fahrzeugbau- sowie Elektroingenieure – und rund 10.500 Bauingenieure und Architekten! Insgesamt 16.000 offene Stellen für Bauingenieure und Architekten, die beiden Berufsgruppen werden von der Bundesagentur für Arbeit in einer gemeinsamen Statistik geführt, listet der Ingenieurmonitor für den Juli 2011 auf, das sind 30% mehr als im Vorjahresmonat. Dem stehen jedoch nur 5.582 arbeitslose Bauingenieure und Architekten gegenüber und damit deutlich weniger als noch im selben Monat des Vorjahrs (-17%). Da nur jede siebte Ingenieursstelle bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wird, sind im Ingenieurmonitor die gemeldeten Stellen entsprechend hochgerechnet.

„Ingenieurmangel ist nicht nur ein Problem des Maschinenbaus, des Fahrzeugbaus oder der Elektroindustrie. Auch die deutsche Bauindustrie steuert auf eine Ingenieurlücke zu“, sagt Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie zu deraktuellen Arbeitsmarktstatistik. Dabei bezieht er sich – ohne Hochrechnung – auf knapp 1.800 gemeldete offene Stellen für Bauingenieure, denen nur 2.900 arbeitslose Bauingenieure gegenüberstehen. „Auch uns gehen inzwischen die qualifizierten Führungskräfte aus“, stellte Knipper fest.

Fachkräftemangel fördert Abwerbungen

Erste Auswirkungen des Fachkräftemangels sind schon jetzt für die Unternehmen spürbar. Denn jedes achte Bauunternehmen klagt bereits über Abwerbungen der Mitarbeiter durch die Konkurrenz. Das ergab eine Sonderumfrage des ifo Instituts im Rahmen des Konjunkturtests für die Bauindustrie. Dieses Phänomen war zuletzt während des Baubooms durch die Wiedervereinigung vorgekommen.

Doch das dürften nur die ersten Anzeichen sein. Mittelfristig könnte sich der Fachkräftemangel auch in der Bauwirtschaft zu einer Wachstumsbremse entwickeln, so Knipper. „Während vor zehn Jahren nur 37% der Bauingenieure älter als 45 Jahre waren, sind es jetzt schon 46%. Es entscheiden sich zwar wieder mehr junge Leute für ein Studium des Bauingenieurwesens. Allein aus diesen Nachwuchskräften werden wir jedoch auf die Dauer die Bauingenieurlücke nicht schließen können.“

Das sieht auch Heiko Stiepelmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, so: Derzeit entscheiden sich weniger als ein Prozent der Abiturienten für das Bauingenieurswesen bzw. Architektur. Seiner Erfahrung nach reagierten die Jugendlichen sehr stark auf die konjunkturelle Lage bei der Studienwahlentscheidung.

Trotz Verunsicherung über die weitere wirtschaftliche Entwicklung, sei die Stimmung unter seinen Studenten okay und die Studentenzahlen in den letzten Jahren gestiegen hat Prof. Manfred Helmus vom Lehrstuhl für Baubetrieb und Bauwirtschaft an der Bergischen Universität Wuppertal beobachtet. Die Wirtschaftskrise habe den jungen Menschen die Augen dafür geöffnet, wie wichtig Technik und Innovation für Deutschland seien und somit die Akzeptanz für ingenieurwissenschaftliche Fächer erhöht. Derzeit gebe es jedoch für die Absolventen das Problem, dass der Bachelor noch nicht richtig eingeschätzt werde, so Helmus. Die Wirtschaft habe noch nicht erkannt, welches Bouquet an Möglichkeiten das gestufte Bachelor- und Mastersystem auch den Unternehmen biete.

Und noch eine Gruppe soll den Fachkräftemangel beheben helfen: die Frauen. Derzeit ist nur jeder vierte Erstsemestler und Absolvent weiblich. Da gebe es noch Chancen, wenn der Beruf familienfreundlicher gestaltet wird, glaubt Stiepelmann.

Der VDI spricht sich zudem für eine bundeseinheitliche Bildungsstrategie für einen verbindlichen Technikunterricht aus und hat ein Positionspapier zum Fachkräftemangel und zur Fachkräftesicherung im Mai dieses Jahres herausgebracht.

Wenn es der Nachwuchs allein nicht richten kann, soll das Ausland helfen. Knipper fordert deshalb von der Bundesagentur für Arbeit, die Vorrangprüfung, nach der zuerst im Inland nach Arbeitskräften gesucht werden muss, bevor ausländische Fachkräfte angeworben werden dürfen, auch für Bauingenieure aufzuheben. Beim nächsten Branchengespräch mit dem Bundesbauminister Peter Ramsauer werde das Thema auf der Tagesordnung stehen, so Stiepelmann.

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