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Auf die richtige Körperspannung kommt es an

Die Frisur sitzt, der Anzug auch, doch der Händedruck ist klamm und kraftlos. Ein gepflegtes Äußeres allein macht noch keinen gelungenen Auftritt. Wer im Berufsleben positiv überzeugen will, muss auch ein gewisses Maß an Körperspannung mitbringen. Die größte Bewährungsprobe ist zunächst das Vorstellungsgespräch. Zum Spannungsabfall darf es jedoch auch während der ersten 100 Tage im Job nicht kommen.

Sonja Smalian
19. April 2012
Bild: Corwin/Fotolia.com

Das Vorstellungsgespräch beginnt schon rund hundert Meter vor dem eigentlichen Besprechungsraum, in dem Bewerber und Personaler erstmals aufeinander treffen werden. Denn bereits auf dem Weg dorthin wird das Verhalten des Kandidaten beobachtet. Wie kommunikativ ist er und welche Ausstrahlung hat er? Diese Informationen wird Bruno Bittis, Personalleiter von mfi, nach dem Gespräch bei den Assistenten abfragen, die den Bewerber durchs Gebäude geleitet haben. Punkten kann der Kandidat mit gepflegtem Small-Talk, aber auch mit einem aktiv-zügigen Gang. Körperspannung heißt das Stichwort. Sie signalisiert Wachheit oder Nervosität, Motivation oder Müdigkeit. In der richtigen Dosis führt sie dazu, dass sich der Gesprächspartner wahrgenommen und angesprochen fühlt. Deswegen ist sie auch ein wichtiges Signal im Vorstellungsgespräch und wird von Personalverantwortlichen genau registriert. Bewerber sollten unbedingt ein Gefühl dafür entwickeln, in welchem Spannungszustand sie sich befinden, betont Schauspieldozent und Coach Stefan Spies. Dann könnten sie ihre Energie bewusst einsetzen und dosieren.

Vom ersten Eindruck …

Ein wichtiges Indiz für die Körperspannung ist der Händedruck. „Ein schöner, fester Händedruck macht Spaß“, sagt Susanne Ollmann, Mitglied der Geschäftsleitung von Aengevelt Immobilien. Der Händedruck sollte jedoch nicht zu fest und auch nicht zu langandauernd sein. Wenn der Gesprächspartner die Hand löse, dann sollte das Gegenüber ebenfalls so verfahren, sagt Ollmann. Wem aus Nervosität das Blut aus den Fingern weicht und bei wem sich stattdessen kalter Schweiß breit macht, der darf zu einem simplen Trick greifen: Der Bewerber kann sich zunächst die Toilettenräume zeigen lassen und dort seine Hände mit warmem Wasser waschen und gut abtrocknen. Dabei kann auch noch einmal die Kleidung geprüft werden. So präpariert dürfte sich auch das erste Händeschütteln mit dem Personalverantwortlichen für beide Seiten angenehm anfühlen. Und das sei wichtig, denn für den ersten Eindruck gebe es keine zweite Chance, betont Bittis.

Begutachtet wird auch die angebotene Distanz bei der Begrüßung. Streckt der Kandidat die Hand extrem aus oder bleibt er bei der „Normal-Distanz“, die sich angenehm anfühlt? Aufstehen zur Begrüßung des Personalverantwortlichen ist selbstverständlich. Wo sich der Bewerber vor Eintreffen des Personalers selbst hingesetzt hat, lässt ebenfalls indirekt Rückschlüsse auf die Körperspannung zu. Ist der Kandidat schüchtern, wird er sich in die Nähe einer Ecke oder einer anderen Randlage platzieren.

Wer sich selbstsicher fühlt, dürfte hingegen mehr Raum einnehmen. Tabu ist bei einem rechteckig oder elliptisch geformten Tisch das jeweils kurze Tischende. Dort sitzt der Gastgeber, falls der Platz nicht frei bleibt. Direkt an die Tischecke sollte sich der Kandidat jedoch nach Ansicht von Ollmann auch nicht quetschen, sondern das erste Drittel von der Ecke aus gesehen besetzen. Am Tisch gilt es, gerade zu sitzen und Augenkontakt zu halten, ohne zu starren.

Mit einer positiven Körperspannung signalisiert der Bewerber, dass er Lust hat neue Menschen und das Unternehmen kennenzulernen. Eine negative kann jedoch Angst oder Unterwürfigkeit ausdrücken. Ist der Kandidat mit der Situation überfordert? Das gehe nicht nur Berufseinsteigern so, sondern selbst erfahrenen Immobilienprofis hätten damit durchaus Probleme, betont Bittis. Spies empfiehlt einen kurzen schnellen Spaziergang, um vor dem Gespräch auf Touren zu kommen. Wer eher an Nervosität leidet, sollte an etwas Beruhigendes denken.

Auch die Hände können ein verräterisches Eigenleben entwickeln, wenn der Bewerber nicht weiß, wohin mit ihnen. Merkwürdig wirke es, wenn die Hände zum Gebet gefaltet werden, sagt Ollmann. Ein einfacher Trick schafft Abhilfe: Ein Block und ein Drehkugelschreiber, damit der nervöse Daumen nicht aufs Knöpfchen drückt, wirken kompetent und der Kandidat kann sich Fragen notieren.

… bis zum kompetenten Auftritt

Nach der Einstellung werfen die Personalverantwortlichen weiterhin einen Blick auf die Neuzugänge: „Ich schaue, ob sich die Person positiv entwickelt“, sagt Ollmann. Strahlt die Person Selbstbewusstsein aus? Ist sie weiterhin wach und aufmerksam, auch wenn ein Meeting mal länger dauert? Als Vorbild sieht Ollmann Nachrichtensprecher an. Diese haben eine wache, gepflegte Erscheinung, bleiben aber als Person zurückhaltend. Wer übermäßig Unruhe verbreitet, ob durch Nesteln, Rascheln mit Unterlagen, Hin- und Herrutschen oder dramatischem Mitschreiben, fällt negativ auf.

Bei beiden Unternehmen wird die Vernetzung der Neulinge im Unternehmen organisatorisch unterstützt. Bei Aengevelt gibt es Tandemlösungen, in denen ein erfahrener Kollege den Einsteiger unterstützt. Prinzipiell werde von neuen Mitarbeitern erwartet, dass sie sich mehr Raum nehmen, sagt Spies. Wer dann die ersten Besprechungen geleitet hat, der sollte seinen Chef fragen, wo er sich noch verbessern könne, so Bittis. Die Personaler sind sich einig: Je schneller man inhaltlich in seiner Aufgabe sicher ist, desto schneller strahle der Bewerber das auch nach außen aus.

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