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Weiterbildung boomt, aber auch in der Branche?

In Deutschland nahmen im Jahr 2012 so viele Menschen an Weiterbildungen teil wie nie zuvor. Immer häufiger werden diese von den Betrieben initiiert. Dennoch sind die jährlichen Weiterbildungsausgaben pro Kopf in der Immobilienwirtschaft in den vergangenen Jahren kaum gestiegen. Dabei könnten Unternehmen in Bayern und Baden-Württemberg für ihre Weiterbildungsaktivitäten hohe Fördergelder aus dem Europäischen Sozialfonds erhalten – sie müssten sie nur abrufen.

Sonja Smalian
28. November 2013
Bild: BilderBox.com

In Deutschland hat mit 49% knapp die Hälfte der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter im Zeitaum von April 2011 bis Juni 2012 an einer Weiterbildung teilgenommen. Das ist ein Plus von fünf Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Untersuchung im Jahr 2007. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung von TNS Infratest Sozialforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Damit hat sich seit der ersten Untersuchung im Jahr 1979 die Weiterbildungsquote in Deutschland von damals 23% mehr als verdoppelt.

Die Mehrheit dieser Weiterbildungsmaßnahmen wurde aus beruflichen Gründen durchgeführt. So sagten nur 19% der insgesamt knapp 8.000 Befragten, dass sie sich überwiegend aus privaten Gründen für die Weiterbildung entschieden hätten – der Rest braucht das Zusatzwissen für seinen Job. Von den Teilnehmern, die noch einmal neues Wissen erwarben, waren 83% erwerbstätig und weitere 3% in der Ausbildung, heißt es im Trendbericht „Weiterbildungsverhalten in Deutschland“.

Und diese Wissbegierde wird durch die Unternehmen stark gefördert, wie die Ergebnisse einer Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit zeigen. Demnach haben 53% aller Betriebe ihren Mitarbeitern im Jahr 2011 Weiterbildungen ermöglicht. Und ihr Engagement lassen sich die Unternehmen etwas kosten, das zeigt wiederum der BMBF-Trendbericht: Sie finanzierten in 58% der Fälle zumindest teilweise die anfallenden Kosten für die Maßnahmen.

Das Interesse an Weiterbildungen hat in den vergangenen Jahren zugenommen und ist inzwischen auf beiden Seiten stark ausgeprägt. Doch dieser Trend spiegelt sich kaum in der Höhe der jährlichen Weiterbildungsaufwendungen pro Kopf wieder. Diese sind in der Immobilienwirtschaft in den vergangenen Jahren nur wenig gestiegen: von 558 Euro im Jahr 2005 auf 617 Euro in diesem Jahr (siehe Artikel „Weniger Personalentwicklungskonzepte“, IZ 44/13).

Das ist erstaunlich, können die Unternehmen doch schon bei der Rekrutierung mit Weiterbildungsangeboten punkten. Für Berufseinsteiger in der Immobilienwirtschaft ist solch ein Angebot das zweitwichtigste Kriterium für die Wahl eines Arbeitgebers, wie die Umfrage zur IZ-Joboffensive zeigt.

Angesichts dieser Nachfrage ist es verwunderlich, dass die Unternehmen Weiterbildungsfördergelder ungenutzt lassen. So sei in Bayern und Baden-Württemberg eine Förderung mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für Maßnahmen in der Immobilienwirtschaft möglich, sagt Klaus Grimmeißen, Geschäftsführer der AWI Akademie der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Stuttgart. Allein für Weiterbildungsmaßnahmen in bayerischen Unternehmen stünden rund 700.000 Euro aus dem ESF zur Verfügung. Damit können Maßnahmen aus dem Bereich Personalentwicklung, Coaching sowie Weiterbildung u.a. zu den Gebieten Vermittlung, Verwaltung, Bestandsmanagement und Facility-Management bis zu einer Höhe von 45%, bezogen auf die Lehrgangskosten sowie die Personalfreistellungskosten, bezuschusst werden. Das Programm laufe noch bis 2015. Der Antrag für die Fördersumme wird über die AWI gestellt, die auch der Weiterbildungsträger der Maßnahmen ist. Für Makler, Verwalter oder Bauträger sei das Programm beispielsweise maßgeschneidert, sagt Grimmeißen.

Auch für Baden-Württemberg gebe es etwas Ähnliches. Dort werden Maßnahmen ausschließlich zur Personalentwicklung zu 50% und bis zu einer Höhe von 12.000 Euro bezuschusst. Interessierte Unternehmen müssten sich dort aber sputen – die Antragsfrist für das ESF-Programm läuft nur noch bis Ende des Jahres.

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