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Viele Studentinnen, aber Männer im Business vorn

Lange Arbeitszeiten, ständig „Wettbewerbe schrubben“ und wenig Geld verdienen – die gängigen Klischees zum Beruf des Architekten klingen zunächst wenig verlockend. Dennoch studieren rund 31.230 Studenten in Deutschland dieses Fach, mehr als die Hälfte davon sind inzwischen Frauen. Im Berufsleben dominieren aber nach wie vor die Männer.

Sonja Smalian
08. Dezember 2011
Bild: Stephen Coburn/Fotolia.com

Albert Speer, Hadi Teherani, Meinhard von Gerkan – Namen, die selbst architektonisch nur wenig interessierte Laien kennen dürften. Doch wie steht es mit Architektinnen? Zaha Hadid natürlich, und wer dann? Die Branche wird immer noch von Männern dominiert: Von den rund 101.160 bei den Architektenkammern gemeldeten Hochbauarchitekten sind 74% männlich. Europaweit belegt Deutschland mit einem Männeranteil von 79% Rang vier nach der Slowakei, Österreich und den Niederlanden, so eine Studie des Architects‘ Council of Europe (ACE/CAE).

Jeder zweite Student ist weiblich

Wo sind all‘ die Frauen hin? Denn im Studium sind sie ihren männlichen Kommilitonen zahlenmäßig inzwischen überlegen. 54% betrug der Frauenanteil der insgesamt 31.230 Architekturstudenten im Wintersemester 2010/11. Auch die Zahl der Absolventen führen sie seit 2006 an. Allein 2010 machten rund 3.200 Frauen ihren Abschluss (54%). Doch im Berufsleben sind sie immer noch unterrepräsentiert. Warum das so ist, darüber gibt es nur Spekulationen, keine Untersuchungen. Die Länderarchitektenkammern werden bis auf eine Ausnahme von Männern geführt. An den Hochschulen sei nur jeder siebte Dozent weiblich, sagt Tanja Kullack, Professorin am Fachbereich Architektur der FH Düsseldorf.

Das Gefälle zwischen Männern und Frauen offenbart sich auch in den Gehaltsstrukturen. Frauen verdienen in Architektur- und Planungsbüros mit 36.000 Euro im Schnitt 20% weniger als ihre männlichen Kollegen. In der gewerblichen Wirtschaft ist die Diskrepanz mit 27% sogar noch größer. Frauen verdienen dort im Schnitt 50.000 Euro, wie eine Gehaltsuntersuchung der angestellten Mitglieder der Architektenkammern in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen für das Jahr 2009 zeigt.

Insgesamt kommen die rund 6.100 befragten Architekten auf einen Durchschnittsverdienst von 48.000 Euro (Median: 44.000 Euro). Die europäische Vergleichsstudie nennt 40.000 Euro (Rang 3). Eine Ursache für die relativ niedrigen Gehälter sieht Isabella Göring, Leiterin der Managementberatung der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, denn auch in der starken Kleinteiligkeit der Branche. Denn etwa 80% der Architekturbüros in Deutschland beschäftigen nur vier Mitarbeiter oder weniger. Durch die Krise ist die Zahl der Kleinstbüros europaweit noch weiter gestiegen, denn viele ehemals Festangestellte mussten sich selbstständig machen.

Doch auf die Selbstständigkeit bereitet das Hochschulstudium die jungen Architekten meist nur schlecht vor. „Unternehmertum bzw. Entrepreneurship, das ist in den USA das Ausbildungsthema Nr.1“, sagt Kullack. Auch viele ihrer deutschen Studenten möchten sich selbstständig machen, hätten aber keine Ahnung wie.

Dieses Manko der Architektenausbildung ist auch durch die Umstellung auf die gestuften Bachelor- und Masterstudiengänge nicht gelöst worden. Für Berufseinsteiger und Profis bietet Göring Management-Knowhow an, und mit großem Erfolg auch einen Kurs nur für Frauen. Doch was die Bachelor- und Masterabsolventen an Weiterbildung benötigen, darüber kann sie noch kein Urteil fällen.

Denn auch heute noch verlässt die Hälfte der Architekten die Hochschule mit dem Diplom und nicht dem Bachelor oder Master.

Aufklärungsbedarf bestehe seit der Umstellung auf Bachelor und Master bei dem Thema Kammerzulassung. Denn nicht überall, wo Architektur draufsteht, kommt nach einem Hochschulstudium auch ein kammerfähiger Architekt raus. Studieninteressierte sollten also unbedingt bei ihrer Landeskammer nachfragen, welche Anforderungen an die Zulassung gestellt werden.

Internationalität nicht garantiert

Für den internationalen Einsatz berechtigen bislang auch nicht alle Abschlüsse: Die USA würden z.B. ein fünfjähriges Hochschulstudium vorschreiben, so Tillman Prinz, Geschäftsführer der Bundesarchitektenkammer. Doch auch im europäischen Ausland können deutsche Absolventen oft nicht sofort eingesetzt werden: Von 56 Hochschulstandorten seien erst zwei in Brüssel notifiziert, betont Prinz. Ganz so stark ist der Zug ins Ausland wohl nicht: Kullack beobachtet nur eine langsam steigende Nachfrage nach Auslandssemestern an der FH Düsseldorf. Die Studenten hätten Sorge, die Regelstudienzeit zu überziehen. Auch nach dem Studium bleiben viele eher daheim: Nach der ACE/CEA-Studie arbeiten nur 0,3% der Architekten, die Mitglied einer deutschen Architektenkammer sind, im Ausland.

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