Offene Türen beim Girls' & Boys' Day
Immobilienunternehmen und Hochschulen öffneten am 23. April dieses Jahres wieder ihre Türen. Am Boys‘ bzw. Girls‘ Day stellten sie ausgewählte Berufsbilder vor. In diesem Jahr stand auch der Ausbildungsberuf Immobilienkaufmann auf der Auswahlliste, und zwar für den Jungen-Zukunftstag.
2.808 Ausbildungsverträge für den Beruf des Immobilienkaufmanns bzw. der Immobilienkauffrau wurden 2014 neu abgeschlossen. Der Beruf belegt Rang 44 von mehr als 300 Ausbildungsberufen. Besonders bei jungen Frauen ist er beliebt: Sie stellen 61% der Auszubildenden. Um auch mehr junge Männer für diesen Beruf zu interessieren, stand er auf der Auswahlliste zum diesjährigen Boys‘ Day. Ein Tag lang öffneten Unternehmen und Hochschulen ihre Türen für Schüler und beim parallel stattfindenden Girls‘ Day für Schülerinnen ab der 5. Klasse, um ihnen einen Einblick in den Berufsalltag der ausgewählten Berufe zu geben. Mit dabei war in diesem Jahr auch die Wohnungsbaugenossenschaft der Justizangehörigen in Frankfurt. Zwei Gesamtschüler und ein Gymnasiast im Alter zwischen 13 und 15 Jahren besuchten das Unternehmen und begleiteten einen Mitarbeiter zur Übergabe und zur Schlussabnahme einer Wohnung. „Das fanden sie ganz spannend“, sagt Rainer Stegen von der Wohnungsbaugenossenschaft der Justizangehörigen. Ein dritter Termin führte die drei zu einem sanierten Objekt, das von einem Gutachter einer Bank besucht wurde. Auch die Arbeit in der Verwaltung lernten sie kennen und sprachen mit den Mitarbeitern über ihre Aufgaben. Dass die Wohnungsbaugenossenschaft in diesem Jahr beim Boys‘ Day mit dabei war, ging auf die Initiative eines der Jungs zurück: Der hatte angefragt, ob das Unternehmen diesen Schnuppertag anböte.
Daraufhin meldete sich das Unternehmen mit drei Plätzen auf dem Boys’Day-Radar an. Durch die TV-Sendung „Mieten, kaufen, wohnen“ seien die drei schon über die Tätigkeit eines Maklers ein wenig informiert gewesen, sagt Stegen. Was in dem Beruf noch alles zu leisten ist, davon erhielten sie einen Einblick bei der Genossenschaft, die alle zwei Jahre einen Ausbildungsplatz vergibt. Die nächste Ausbildung, für die ein Platz offen ist, beginnt im Jahr 2019. Das würde für einen der Teilnehmer sogar zeitlich passen, sagt Stegen. Auch über Schulpraktika wurde gesprochen. Stegen war erfreut über das Engagement der drei Jungs. „So etwas wünscht man sich als Arbeitgeber.“ Die Aareal Bank hatte Angebote für beide Zielgruppen gemacht und war sowohl beim Boys‘ wie auch beim Girls‘ Day vertreten. Fünf der neun Plätze waren an Mädchen vergeben, die u.a. das Risikocontrolling kennenlernten und selbst eine einfache Risikoberechnung erstellten. Weitere Stationen waren die Bereiche Immobilienfinanzierung und Operations. Fragen, wie „Okay, ihr verleiht große Summen an Geld. Aber woher kommt das denn?“ oder „Wie prüft ihr überhaupt, ob jemand kreditwürdig ist?“ wurden beantwortet. Bei dem Tag ging es vor allem ums Reinschnuppern. Konkret nach einem bestimmten Beruf habe sich keiner der Teilnehmer erkundigt, sagt Birgid Schlasius von der Aareal Bank.
Dafür sei die Zeitspanne bis zum möglichen Berufseinstritt dann doch noch zu lang. „Vom Bauplan bis zum Finanzkonzept“ hieß das Angebot der Hochschule Mainz – University of Applied Sciences. 15 junge Mädchen im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren hatten sich dafür angemeldet, um einen Einblick in die Arbeit eines Bauingenieurs und eines Betriebswirts zu bekommen. Die Aufgabe der Mädchen war es, einen Parkplatz neben einer Attraktion zu planen und dafür auch ein Werbeplakat mitsamt Logo und Slogan zu entwickeln. Dafür mussten die Mädchen einen echten Bauplan lesen. Es gab Ideen für einen Parkplatz mit Klimaanlage, für Familien-, Frauen- und Behindertenparkplätze sowie Fahrradplätze. Ein Entwurf beinhaltete eine ausgeklügelte Verkehrsführung. Waren die Mädchen zunächst sehr schüchtern gewesen, so sei er von ihren Ergebnissen später „sehr, sehr positiv überrascht“ gewesen, sagt Mathias Perez Castro. Der Bachelorstudent im Studiengang Bauingenieurwesen hatte die Mädchen zusammen mit einem weiteren Studenten betreut. Auch wenn für die Kostenberechnung der Parkbuchten am Ende keine Zeit mehr blieb, konnte er eine Brücke zum Bauingenieurwesen schlagen.
„Ja, war super“, lautete das Feedback der Mädchen, deren Berufswünsche eine große Bandbreite umfassten und von Architektin und Ingenieurin bis zu Eventmanagerin, Designerin, Lehrerin und Anwältin reichten. Die Hochschule nahm zum 14. Mal am Girls‘ Day teil, sagt Stefanie Schmitt von der Hochschule Mainz. Schmitt empfiehlt Hochschulen, die sich für eine Teilnahme interessieren, die offizielle Girls’Day-Seite im Netz zu nutzen. „Damit alle Plätze ausgebucht sind, muss kein weiteres Marketing betrieben werden.“