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Mehr Mut, den nächsten Schritt zu tun

Frauenkarrieren haben immer noch Seltenheitswert, da ist die Immobilienbranche keine Ausnahme. Als ein Weg nach oben wurde auf dem Bundeskongress des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft ein eher radikaler Schritt genannt: der in die Selbstständigkeit.

Sonja Smalian
10. November 2011
Bild: sma

Immer mehr Frauen erreichen Führungspositionen, das ist die gute Nachricht. Dennoch sind sie immer noch deutlich seltener in gehobenen Positionen anzutreffen als Männer, das ist die schlechte Nachricht. Der Frauenanteil ist in den Jahren von 1991 bis 2008 von 5% auf 18% gestiegen, wie Prof. Dr. Sonja Bischoff berichtete. Die Wirtschaftswissenschaftlerin hat in fünf Studien die Arbeitssituation von Führungskräften im mittleren Management untersucht.

Auf ihrem Weg nach oben haben Frauen immer noch mit verschiedenen Problemen zu kämpfen: Ein Karrierehindernis ist die durch Schwangerschaft und Elternzeit bedingte Auszeit. So manche der Diskussionsteilnehmerinnen während des Kongresses ist deswegen nur sehr kurz zuhause geblieben. Auch Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des GdW Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, kehrte acht Wochen nach der Geburt ihres Kindes an ihren Büro-Schreibtisch zurück. Die privat organisierte Betreuung für ihren Sohn sei „sehr teuer“ gewesen, erinnert sie sich. Dass es nicht die Kosten für eine private Kinderbetreuung seien, die Frauen von einem Vorstandsposten abhielten, darauf wies Brigitte Zypries, MdB, hin – und erntete Zustimmung.

Frauenquote ist umstritten

Nichtsdestotrotz ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Problem, auch in der Immobilienbranche. Das belegt eine Umfrage von Henrike Heise unter den Vereinsmitgliedern für ihre Bachelorarbeit (siehe Artikel „Frauenkarrieren in der Immowirtschaft“ auf dieser Seite rechts). Auch Benachteiligungen gegenüber Männern haben die Frauen erlebt. Sie könne ein ganzes Buch mit Anekdoten füllen, sagt Stephanie Hottenhuis, Managing Director von Arcadis Europe.

Was kann helfen, die Situation zu verbessern? Den einzigen Königsweg scheint es nicht zu geben, eher verschiedene Ansätze, die kombiniert werden können. Mentoren geben Impulse und machen Frauen Mut. Carmen Reschke, Vereinsvorsitzende der Frauen in der Immobilienwirtschaft, erzählte, wie sie einst von Bärbel Schomberg unterstützt und gefördert wurde. Ebenso spielen Vorbilder eine wichtige Rolle, auch deswegen sollten mehr Frauen in Führungspositionen gelangen. Ob jedoch die Frauenquote ein geeignetes Instrument ist, da gehen die Meinungen auseinander. In der Umfrage sprachen sich 56% der Vereinsmitglieder für die Quote aus, ebenso wie der Soziologe Michael Hartmann (siehe Artikel „Ich bin für die Frauenquote„, IZ 08/11).

Ein Ausweg könnte die Selbstständigkeit sein. Denn als Unternehmerin könnten sie sowohl den Einkommensnachteil zu Männern vergleichsweise leichter ausgleichen und auch ihre Arbeitszeiten flexibler gestalten. Darauf weist Bischoff hin. Allerdings können sich nur 8% der Studentinnen immobilienwirtschaftlicher Fächer eine Selbstständigkeit nach ihrem Abschluss vorstellen, während es unter ihren männlichen Kommilitonen 21% sind. Das zeigt die diesjährige Umfrage zur Joboffensive, einer Initiative der Immobilien Zeitung. Schnelle Lösungen erwarten die Teilnehmerinnen nicht, doch fordern sie sich zu mehr Solidarität untereinander auf. Hottenhuis ermunterte die Frauen, öfter „Mut, für den nächsten Schritt“ zu haben.

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