Der Kili schweißt zusammen
Über sich hinauszuwachsen, ist ein erhebendes Gefühl – gerade, wenn man es im Team erlebt. Um den Mitarbeitern die Möglichkeit dazu zu bieten und den Teamspirit zu stärken, bot die Unternehmensgruppe Krieger + Schramm ihren Mitarbeitern Bergtouren auf den Brocken, die Zugspitze und das Kilimandscharo-Massiv an. Personaltrainer Carsten Seiffert ist begeistert von der Aktion, warnt aber vorschnelle Nachahmer.
Ich finde noch immer keine Worte, die das alles beschreiben können, was ich in diesen wenigen Tagen erlebt habe.“ Christopher Conrady war einer von neun Mitarbeitern der Unternehmensgruppe Krieger + Schramm, die gemeinsam eine Tour auf den Kibo, den höchsten Punkt im Kilimandscharo-Massiv, hinter sich haben. Anfang Oktober waren sie aufgebrochen, mehr als eine Woche verbrachten sie im afrikanischen Tansania. Es sei alles so faszinierend gewesen, berichtet der junge Projektleiter. Das Land, die Kultur, die Menschen vor Ort – und nicht zuletzt der gemeinsame Aufstieg, der jeden einzelnen des Teams an und über seine individuellen Grenzen hinweggebracht hat.
Die Idee für diese aufregende Reise hatte der Chef. Der geschäftsführende Gesellschafter Matthias Krieger, selbst ehemaliger Hochleistungssportler in Disziplinen wie Leichtathletik und Handball, verfolgt mit solchen Aktionen gleich mehrere Ziele. Er möchte den Mitarbeitern damit die Chance bieten, sich selbst weiterzuentwickeln und ihre eigene Komfortzone für kurze Zeit zu verlassen. Außerdem bringen interaktive Events die Kollegen enger zusammen und schaffen somit eine tiefere Bindung ans Unternehmen.
Der Zeitpunkt für das Mega-Event war nicht zufällig gewählt. Die Standorte in Dingelstädt, Frankfurt, München und Kassel sind in letzter Zeit personell stark gewachsen. Da besteht leicht das Risiko, dass das Teamgefühl leidet. Dem will Krieger + Schramm entgegenwirken. Das Berufsleben sei schließlich eine Art Spielwiese, sagt Krieger. Und jeder spiele eben dort am liebsten, wo er am meisten Spaß hat. Das versucht der Firmenchef seiner Belegschaft auf vielfältige Art zu bieten.
Das Projekt „Hoch hinaus – Krieger + Schramm ohne Grenzen“ sticht aus dem Maßnahmenkatalog heraus. Vor zwei Jahren begann die Planung. Krieger rief damals Conrady an und bat ihn, zusammen mit der Gruppe Jugend im Unternehmen (alle Mitarbeiter unter 30 Jahren) das große Ziel Kilimandscharo zu planen. „Ich war sofort Feuer und Flamme für das Projekt, hatte aber auch sehr viel Respekt vor dieser Herausforderung“, berichtet Conrady.
Frei nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ hat Krieger + Schramm das Projekt Hoch hinaus nicht allein an einer riesigen, für viele der insgesamt 100 Mitarbeiter schier unrealistischen Wanderung festgemacht. Jeder Mitarbeiter sollte an dem Projekt teilhaben können. Daher gab es insgesamt drei Etappen, die im Schwierigkeitsgrad aufeinander aufbauten. Die erste Herausforderung war der Brocken im Harz mit 1.141 m. Das Interesse unter der Belegschaft war groß, doch letztlich waren es aus Termingründen im Juni 2017 nur elf Mitarbeiter, die den 12 km langen Aufstieg angingen.
Deutlich größer fiel die Gruppe aus, die sich wenige Monate später auf den Weg zur Zugspitze machte. 20 Kollegen aus den Niederlassungen Dingelstädt, Kassel, Frankfurt und München waren am Start, später stieß noch ein halbes Dutzend Führungskräfte hinzu. Im Vorfeld haben sich die Teilnehmer mit professioneller Unterstützung auf den Aufstieg vorbereitet. Zusätzliche Motivation lieferte eine interne Whatsapp-Gruppe, über die jeder von seinen Trainingsfortschritten beim Joggen, Walken, Fahrradfahren, Schwimmen oder der Kartoffelernte berichten konnte. Im September 2017 dann der Praxisteil. Er war gespickt mit besonderen Erlebnissen. Nicht nur die Wanderung, auch die Nacht mit 18 Personen in einem Raum und der überraschende Neuschnee am Morgen sowie die letzte Etappe bis zum Gipfelkreuz auf 2.962 m lieferten Geschichten, die heute noch im Büroalltag erzählt werden.
Die abenteuerlichsten Stories liefert allerdings die Wanderung zum Kilimandscharo. „Die ersten Etappen waren relativ entspannt zu meistern“, erinnert sich Conrady, der bereits privat Marathon gelaufen und von München nach Venedig geradelt ist. „Der Endspurt war allerdings das anstrengendste, was ich je erlebt habe.“ Bei minus 15 bis minus 20°C ging es sechs Stunden lang steil bergauf. „Die Höhe, die Kälte, die Anstrengung – das war extrem.“ Das Team wurde mit dem Sonnenaufgang über Afrika belohnt. „Das war der erste Höhepunkt des Tages“, erzählt der Projektleiter. Anschließend hieß es: weiter bis auf 5.895 m Höhe. Die Wanderer geraten an ihre Grenzen. „Da stand man schon ein bisschen neben sich.“ Am Gipfelpunkt ist es dann geschafft. Pure Erleichterung, schiere Freude, die Kollegen liegen sich in den Armen.
Schon im Vorfeld der Tour waren die Kollegen ein Team, das sich gut verstanden hat. Auf dem Weg haben alle durchweg an einem Strang gezogen und sich gegenseitig gepusht, immer weiter zu gehen und nicht nachzulassen, obgleich die Kräfte schwanden. „Man hat gemerkt, wie das Team über die Tage hinweg zusammengewachsen ist“, erzählt Conrady. Zu dem Team gehörte auch der Chef, der dafür die diesjährige Teilnahme an der Expo Real sausen ließ. Krieger selbst hat es wegen einer Erkrankung zwar nicht bis zum Gipfel geschafft, das sei aber „nicht so wichtig“, betont er. „Das Team war oben, das zählt.“
Die Kili-Tour war nicht nur ein Erlebnis für die Wanderer, sondern für die Daheimgebliebenen ebenfalls. Es sei beeindruckend gewesen, wie die Kollegen in Deutschland mitgefiebert haben, blickt Conrady zurück. Sie wurden fast täglich mit Infos von der Reisegruppe über Standort, Etappen und mit Bildern versorgt. Ein Blog und ein Video sollen in den nächsten Wochen die Eindrücke frisch halten und für jeden Interessierten erfahrbar machen.
Carsten Seiffert, Trainingsleiter beim Personaldienstleister gustavkäser, zeigt sich begeistert von dem Projekt Hoch hinaus. „Es ist toll, dass es mit den Wanderungen auf den Brocken, auf die Zugspitze und auf den Kilimandscharo drei unterschiedliche Leistungsstufen gab“, urteilt er. Damit habe das Unternehmen bewiesen, die Gesamtmannschaft im Blick zu haben. „Nicht jeder Mitarbeiter ist gleich“, unterstreicht Seiffert. Verschiedene Schwierigkeitsgrade anzubieten und damit dennoch jedem seinen persönlichen Erfolg beim Bezwingen eines Gipfels zu ermöglichen, sei eine sehr gute Idee gewesen. Ebenso wie der Gedanke, die Organisation des Projekts in die Hände der Gruppe Jugend im Unternehmen zu legen. „Die beste Form der Motivation ist es, Verantwortung zu übergeben“, sagt der Trainingsleiter.
Dennoch sei es nicht für jedes Unternehmen ratsam, das Projekt ohne weiteres zu kopieren. „Der Effekt, gemeinsam einen Berg bezwungen zu haben, verpufft wieder“, warnt Seiffert. Die Erlebnisse veränderten nicht auf ewig die Kultur in der Firma. Der Teamspirit müsse durch die passende Unternehmensphilosophie aufrecht erhalten werden. Dazu zähle auch die Wertschätzung der Mitarbeiter im Alltag. „Das Gefühl zu vermitteln, gebraucht zu werden, ist dabei sehr wichtig“, rät Seiffert. Perspektiven zu bieten, zähle ebenfalls dazu. „Das muss nicht gleich eine steile Karriere sein.“ Es reiche schon, ambitionierten Mitarbeitern Verantwortung für kleine Projekte zu übertragen. Das wirke letztlich nachhaltiger als jede Sonderzahlung.
Bei Krieger + Schramm geht das Projekt Hoch hinaus weiter. Außerdem bastelt der Chef an der Aktion Helping Hands. Dabei werde jeder Verbesserungspunkt, die die Mitarbeiter im Alltagsgeschäft der Firma ausmachen, einem Geldbetrag gleichgesetzt, den Krieger + Schramm für den Bau eines Kinderheims in Afrika spende. Dieses Bauprojekt will Krieger wieder dazu nutzen, sich mit Mitarbeitern auf die Reise zu machen.