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"Der Kampf um BIM-Manager hat sich verschärft"

Building Information Modeling (BIM) soll eine große Zukunft vor sich haben. Doch Ingenieure und Architekten mit BIM-Kompetenzen gibt es (noch) zu wenige. Wer seine gut ausgebildeten Schäflein nicht verlieren will, sollte gut auf sie aufpassen.

Harald Thomeczek
31. März 2016
Bild: Drees & Sommer

Die Vorteile des digitalen und kooperativen Planens, Bauens und Betreibens von Gebäuden sind hinreichend beschrieben, die Hemmschuhe für eine schnellere Verbreitung in Deutschland auch. Einzelne Planungsbüros, Bauunternehmen und Projektsteuerer wollen der oft beschworenen, von manchen ersehnten, von einigen ob hoher Transparenz und Kontrolle gefürchteten digitalen Revolution auf die Sprünge helfen.

Bleibt die Frage nach den Köpfen, die BIM können. Und wie die, die es können sollen oder wollen oder beides, für einen Job als „BIM-Manager“ oder „BIM-Koordinator“, den in der Diskussion am häufigsten auftauchenden Fachrollenbildern, fit gemacht werden. Geschützte Berufsbezeichnungen sind das jedoch nicht. Ein BIM-Manager hält die Fäden zwischen allen am Bau Beteiligten zusammen und sollte ein Projekt daher von der frühen Planungsphase bis zur Fertigstellung begleiten – sein Verlust wäre kaum zu ersetzen -, während der BIM-Koordinator die konkreten Planungsleistungen operativ steuert und Qualitäts- und Kollisionschecks vornimmt.

Hochschulen beschäftigen sich zwar intensiv mit BIM, es hat Eingang in viele Vorlesungen und Abschlussarbeiten gefunden. Einige private Anbieter wie DeuBIM, Vrame oder Mensch und Maschine bieten Kurse und Workshops an, und der Arbeitskreis Bauinformatik hat Lehrinhalte zur Ausbildung von BIM-Kompetenzen definiert. „BIM müsste jedoch von Grund auf in das Studium integriert werden“, sagt Matthias Jacob, technischer Geschäftsführer Bau bei Wolff & Müller (W&M). „Doch solange es keine einheitlichen Standards gibt, ist es für die Unis natürlich schwierig, hier gezielt auszubilden.“

„Insgesamt steckt das Thema BIM in der Ausbildung noch in den Kinderschuhen“, bringt es Tobias Schmidt, Head of BIM beim Gebäudeausrüster Caverion, auf den Punkt. „Wenn ich mit Studenten der dualen Ausbildung spreche, sagen sie, dass BIM in ihrer Hochschule noch kein Thema ist oder nur am Rande behandelt wird“, berichtet Schmidt.

Zwar brächten Absolventen von der Hochschule durchaus „erste Kenntnisse im Thema BIM“ mit, so Konstantinos Kessoudis, Bereichsleiter BIM/5D in der Zentrale Technik der Strabag-/Züblin-Gruppe. Doch dies geschehe erstens „bedingt durch die Neuheit des Lehrangebots“ noch „in geringem Umfang“, und zweitens müssten diese Leute durch „intensive Einarbeitung und Ausbildung“ erst noch auf die Übernahme qualifizierter Aufgaben vorbereitet werden.

Das Gros des nötigen Fachpersonals schmieden Strabag bzw. Züblin durch eigene Ausbildung bestehender Mitarbeiter, also von Ingenieuren und Architekten mit praktischer Erfahrung und Affinität zu digitalen Werkzeugen. Züblin hat 2008 eine BIM-Abteilung ins Leben gerufen. W&M gründete vor drei Jahren ein zentrales BIM-Team aus IT-Experten, Bauzeichnern, Ingenieuren und Architekten. Derzeit besteht es aus einem „voll ausgebildeten“ BIM-Manager und 15 Koordinatoren, die W&M teils selbst ausgebildet, teils angeworben hat. „Kurzfristig“, kündigt Jacob an, „soll jede große baulastige Niederlassung, also sechs bis acht Standorte, eine eigene BIM-Kompetenz aufbauen.“ Damit alle eine gemeinsame Sprache sprechen, nimmt W&M die Ausbildung selbst in die Hand.

Caverion setzt neuerdings auch große Hoffnungen auf BIM und hat eine eigene BIM-Abteilung neu geschaffen. Mit BIM werde die Planung künftig nicht mehr in Leistungsphasen und Gewerke getrennt, „stattdessen schafft ein digitales und intelligentes Gebäudemodell die Basis für Prozessqualität in allen Lebenszyklusphasen, also auch während des Betriebs“, schwärmt BIM-Leiter Schmidt, der erst im November 2015 zu Caverion gewechselt ist, um diese neue Abteilung aufzubauen.

Ob der spürbaren Personalknappheit hat sich Caverion ebenfalls dafür entschieden, vorhandene Mitarbeiter in Eigenregie weiterzubilden. Das Personal, das für solche Schulungen infrage kommt, wurde bereits ermittelt. Die Mitarbeiter, zunächst voraussichtlich etwa 50, sollen berufsbegleitend geschult werden. Schmidt selbst übernimmt dabei den Part der Methodik, externe Trainer unterstützen ihn.

Dank BIM-Weiterbildung das Gehalt verdoppelt

All diejenigen, die BIM als Arbeitsmethode verinnerlicht haben, sind sehr gefragt, weil sie noch immer so selten sind. „Solche Leute muss man darum pflegen, wenn man sie aus- und weitergebildet hat. Wir müssen auf unser Team gut aufpassen“, sagt Jacob. Denn Unternehmen, seien es ausführende Baufirmen, Planungsbüros oder Projektmanager, die auf den BIM-Zug aufspringen wollen oder müssen, wenn sie nicht an Boden verlieren wollen, kaufen Leute für teuer Geld ein: „BIM-Erfahrung ist viel wert, da momentan nicht genug Personal und Wissen im Markt vorhanden ist. Der Kampf um BIM-Manager hat sich verschärft.“

Geeignetes Personal sei „derzeit schwer zu finden“, stellt auch Peter Liebsch, Leiter digitale Werkzeuge bei Drees & Sommer, fest. Wer doch einen BIM-tauglichen Professional auftreibt, hat es meist mit jemandem zu tun, der einen Architektur-Hintergrund mitbringt, denn für BIM brauche es „Baugeneralisten“, so Liebsch. Gemeinsam sei ihnen: „Meist sind das Leute, die die Eigeninitiative ergriffen haben.“ Drees & Sommer hat sein BIM-Team bis dato mit zehn externen Fachleuten angereichert. Leiter Liebsch ist von einem Architekturbüro zum Projektsteuerer gewechselt.

Ohne qualifiziertes Personal „ist alles für die Katz'“, drückt es ein BIM-Berater aus. Wie groß die auch im BIM-„Stufenplan“ des Bundesverkehrsministers konstatierte „steigende Nachfrage nach Fachkräften“ tatsächlich ist, darauf deutet das Ergebnis einer Recherche dieses Beraters hin. Er, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, will ermittelt haben, dass es in Deutschland nur rund 80 „echte“ BIM-Manager gibt. Diese seien nach einer internen Weiterbildung „wegrekrutiert“ worden. Ihre Gehälter haben sich dieser – nicht repräsentativen – Erhebung zufolge durch den Wechsel von 4.500 bis 6.000 Euro auf 9.000 bis 12.000 Euro praktisch verdoppelt.

„Auf zum Weiterbildungskurs BIM-Professional“, möchte man Architekten und Ingenieuren zurufen. Diese berufsbegleitende Schulung bieten die Ruhr-Uni Bochum, Hochtief ViCon und Planen Bauen 4.0 erstmals zum Sommersemester 2016 an. Mit dem Zertifikat gebe es endlich eine Möglichkeit zum „kontrollierbaren Nachweis“ für BIM-Kompetenzen, verspricht René Schumann aus der Geschäftsleitung von Hochtief ViCon.

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