Die Immobilienwirtschaft wird weiblicher
In der einst von Technikern und Ingenieuren dominierten Branche werden Fachbereiche wichtiger, in denen der Frauenanteil größer ist. Unternehmen, die keine Frauenförderung betreiben, gefährden daher ihre Wettbewerbsfähigkeit, mahnt Angelika Kunath, Geschäftsführerin der Fondshaus Hamburg Immobilien (FHHI).
Wie stark die männliche Dominanz bei Führungskräften in der Immobilienwirtschaft nach wie vor ist, kann auf einen Blick feststellen, wer Expo Real oder Mipim besucht: Leider sind die Frauen, die man dort sieht, überwiegend Messehostessen oder Standbetreuerinnen, ansonsten dominieren die Schlipsträger. Laut einer gemeinsamen Studie von IVG Research und dem Verein „Frauen in der Immobilienwirtschaft“ liegt der Frauenanteil in der Immobilienbranche bei fast 46%. Doch im Top-Management sind es nur 9% und 24% im mittleren Management.
Allerdings beginnt sich etwas zu ändern, wenn auch erst langsam und nur bedingt auf Vorstandsebene. In der Immobilienwirtschaft dominierten früher Techniker und Ingenieure, beides sehr stark von Männern besetzte Berufsgruppen. In den letzten Jahren zeichnet sich jedoch ein Trend- und Themenwechsel ab: Zunehmend werden Kommunikations- und Marketingthemen wichtiger – Berufe, in denen traditionell der Frauenanteil sehr viel höher ist. Für Projektentwickler beispielsweise wird der Bürgerdialog immer wichtiger, denn die meisten Projekte scheitern nicht an unzureichender Ingenieurskunst, sondern an falscher Kommunikation.
Auch zu Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit, die zunehmend an Bedeutung gewinnen dürften, haben Frauen manchmal einen stärkeren Bezug als viele Männer. Außerdem wird angesichts der demografischen Entwicklung das Personal immer mehr zum Engpass für viele Unternehmen. Deren Wettbewerbsfähigkeit hängt mehr denn je an einer kompetenten Personalpolitik. Auch dies ist ein Bereich, in dem traditionell mehr Frauen tätig sind als in klassischen Ingenieur- und Technikberufen.
Auch wenn es also Trends in der Immobilienwirtschaft gibt, die zwangsläufig dazu führen werden, dass der Anteil der Frauen in unserer Branche steigt, so sollte sich ein Unternehmen nicht alleine auf diese Entwicklung verlassen, sondern z.B. durch Frauen in Vorstandspositionen die eigene Attraktivität für weibliche Fachkräfte unterstreichen. Unternehmen, denen das Thema Frauenförderung egal ist, werden es in Zukunft schwerer haben – z.B. auch, wenn es um den Zuschlag bei öffentlichen Ausschreibungen geht. Auch von dieser Seite wird also Druck aufgebaut, und das ist auch gut so.