Gestatten: Unbeliebt!
Immobilienprofessoren haben das höchste Ansehen in der Immobilienbranche, Wohnungsmakler das geringste. Das ist das Ergebnis der zweiten Umfrage von IZ und Immo Media Consult zum Ansehen der Immobilienberufe. Auffällig sind die schlechten Werte für Banken und offene Fonds – und das besonders schlechte Abschneiden der Wohnimmobilienmakler selbst in der eigenen Branche.
Berufe, die einen akademischen Abschluss voraussetzen, genießen in der Immobilienbranche das höchste Ansehen. Auf Platz 1 landet Forschung und Lehre, gefolgt von Ingenieur/Fachplaner und Architekt, auf Platz 4 finden sich Bewerter, auf Platz 5 Anwälte (die komplette Tabelle „Forschung ganz oben …“ auf Seite 9). Grundlage des Rankings sind die Voten von 1.591 Teilnehmern einer Onlineumfrage. Sie sollten das Ansehen von 21 Tätigkeitsfeldern der Immobilienbranche auf einer Skala von 1 (sehr schlechtes Image) bis 7 (sehr gutes Image) bewerten. Die Umfrage lief im November, durchgeführt wurde sie von Immo Media Consult im Auftrag der Immobilien Zeitung.
Vertreter von Hochschulen und Universitäten kommentieren das Ergebnis erfreut, zeigen sich aber auch nicht unbedingt überrascht vom Spitzenplatz. Prof. Nico Rottke von der EBS Universität für Wirtschaft & Recht in Wiesbaden sagt, Forschung und Lehre hätten in der Immobilienwirtschaft langsam den Stellenwert inne, den sie auch in anderen Branchen besäßen. „Die Wissenschaft in unserem Fach hat sich unglaublich entwickelt.“ Ähnlich äußert sich Prof. Hanspeter Gondring von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart. „Als ich anfing, gab es für Immobilienwirtschaft noch kaum Bücher.“ Andreas Pfnür, Professor an der TU Darmstadt, spricht von einem Beleg dafür, „dass meine Kollegen einen verdammt guten Job machen“ (siehe dazu auch den Artikel „Dem Professor wird Respekt gezollt“ auf Seite 10).
Weniger schmeichelhaft fällt die Bewertung für Immobilienbanken aus. Die Finanzierer landen auf Platz 17, etwa auf gleichem Niveau mit Bauträgern und Gewerbemaklern. Kommentar von Jan Bettink, Präsident des Verbandes der deutschen Pfandbriefbanken: „,Banker‘ im Allgemeinen sind im Ansehen durchgereicht worden, was nicht verwundert, denn die Branche hat Fehler gemacht.“ Möglicherweise habe auch die Abwicklung der Eurohypo das Stimmungsbild negativ beeinflusst. Wilfried Jastrembski von der Hamburger Sparkasse führt das Ergebnis auf „echt erlebte Restriktion bei der Kreditvergabe“ zurück (zum Thema auch der Artikel „Buhmann Banken“ und ein Interview mit Jan Bettink auf Seite 9).
Ganz unten in der Ansehenstabelle stehen ähnlich wie 2008 die Wohnungsmakler. Da ihr schlechtes Image auch auf das der Gewerbemakler abfärbt, ist bei diesen eine Absetzbewegung von der Berufsbezeichnung „Makler“ zu beobachten (siehe dazu den Artikel „Gewerbemakler wollen nicht mehr Makler sein“ auf Seite 11). Sowohl Wohnungs- als auch Gewerbemakler führen ihr schlechtes Image darauf zurück, dass es für ihren Beruf keine Zugangsvoraussetzungen gibt.
Interessant ist es, die Umfrageergebnisse von 2008 und 2012 zu vergleichen. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass die Fragestellung bei der 2008er Umfrage eine leicht andere war. Damals wählten die Umfrageteilnehmer aus 21 Tätigkeitsfeldern diejenigen mit dem höchsten und niedrigsten Ansehen aus. 2012 sollten sie die einzelnen Berufsgruppen auf einer Skala von 1 bis 7 bewerten (Scoring-Methode). Anders als 2008 wurde die Ansehenstabelle 2012 auch bereinigt, d.h. Beurteilungen eines Vertreters einer Berufsgruppe über sich selbst wurden nicht gewertet. Grund: 2008 war das Ranking durch die überproportional starke Teilnahme von Wohnungsmaklern zugunsten der Letzteren verzerrt worden.
Offene Fonds verlieren, FM-Dienstleister gewinnen
Auffällig ist, dass einige Berufsgruppen 2008 und 2012 dennoch ähnliche Tabellenplätze belegen, während andere ihre Platzierung deutlich verbessert oder verschlechtert haben. Auf den ersten fünf Plätzen finden sich 2008 und 2012 die gleichen Berufsgruppen: Architekten (2008: Platz 1, 2012: Platz 3), Anwälte (2/5), Ingenieure/Fachplaner (3/2), Bewertung (4/4) sowie Forschung und Lehre (5/1). Dagegen scheinen z.B. die Mitarbeiter von offenen Fonds erheblich an Ansehen eingebüßt zu haben. Auf die Frage nach dem höchsten Ansehen wurden die Manager der Publikumsfonds 2008 noch auf Platz 12 gesetzt, in diesem Jahr landen sie auf Platz 19. Nur geschlossene Fonds und Wohnungsmakler schneiden noch schlechter ab. Bei dieser Bewertung dürfte die Krise der offenen Fonds durchschlagen, die zuletzt in der Schließung und Abwicklung zahlreicher dieser Investitionsvehikel ihren unrühmlichen Höhepunkt fand. Einen deutlichen Ansehenssprung haben demgegenüber FM-Dienstleister (21/14), Verbandsvertreter (19/11), Marktforscher (11/6) und Verwalter von Gewerbeimmobilien (16/8) hingelegt.
Makler waren die fleißigsten Umfrageteilnehmer
Wie auch 2008 waren die Makler die fleißigsten Teilnehmer am IZ Trend zum Ansehen der Immobilienberufe. Von den 1.591 Teilnehmern – so gut wie alle gaben an, beruflich mit Immobilien zu tun zu haben! – waren 27,8% Wohnungsmakler und 10% Gewerbemakler. Recht stark vertreten waren auch Projektentwickler (7,9%), Vermögensverwalter bzw. Asset-Manager (7,5%) und Wohnungsverwalter (5,1%) (siehe dazu Tabelle auf Seite 9 „Makler dominieren“).
Nimmt man an, dass die Zusammensetzung der Umfrageteilnehmer Rückschlüsse darauf zulässt, wo die Gravitationszentren der gewerblichen Immobilienwirtschaft in Deutschland liegen, lohnt ein Blick auf die geografische Herkunft der Befragten. 18,6% kamen aus Nordrhein-Westfalen, es folgen Hessen (17,16%), Bayern (15,96%) sowie Berlin (10,94%) und Hamburg (9,05%), die damit vor Baden-Württemberg (7,54%) rangieren. Ostdeutsche Flächenländer wie Sachsen-Anhalt (0,38%) oder Thüringen (0,63%) spielen dagegen fast gar keine Rolle. Wer wissen will, wie hoch der Frauenanteil unter den Immobilienprofis ist, findet, wenn er mag, auch darauf eine Antwort in der Umfrage: 28% der Befragten ordneten sich dem weiblichen Geschlecht zu.