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Das Forschungs-Fundament fehlt

Im Bereich Immobilien hat sich an deutschen Hochschulen in den vergangenen Jahren vieles gebessert, aber immer noch fehlt es an einem soliden wissenschaftlichen Fundament. Im theoretischen Unterbau gibt es deutliche Defizite, beklagt Thomas Beyerle, Head of CSR & Research bei der IVG.

Thomas Beyerle
19. Mai 2011
Bild: IVG

Es ist gerade einmal 20 Jahre her, dass mit der Immobilienökonomie an der Hochschule die Tür ins „Haus der Immobilie“ geöffnet wurde. Gründungsvater war damals Karl-Werner Schulte. Es war der erste Versuch an einer Hochschule in Deutschland, dem Thema Immobilien(-wirtschaft) ein eigenständiges Profil zu geben – quasi eine Separation von den bis dato dominierenden Wirtschaftswissenschaften. Warum kam damals nichts dergleichen aus der Bauwirtschaft, mag man sich heute fragen.

Seitdem ist viel passiert, neue Institute und Aus- und Fortbildungsinstitutionen wurden gegründet, Studiengänge haben sich etabliert zwischen Rheingau und Regensburg. Das Gebäude entwickelt sich zunehmend in die Breite – aber auch in die Tiefe? Wo sind die spezialisierten Theoretiker an den Hochschulen, die gerade diesen Aspekt behandeln bzw. weiterentwickeln? Wo sind die Firmen, welche dieses zunächst zäh verlaufende Bemühen nach Wissenschaft und Methode unterstützen? Und: Wo ist die DNA der Immobilienwissenschaft bis heute geblieben? Die Bemühungen, aus BWL, VWL, Bauwirtschaft, Geografie, Städtebau, Klimatologie etc. das jeweils Passende herauszuschneiden, unterstützt mehr die Breite denn die Tiefe der Forschungslandschaft. „Applied studies“, also angewandte Forschung mag denn auch das richtige Wort dafür das sein, wo wir heute stehen. Schnelle Ergebnisse mit Fußnotenanspruch. Die deutsche Immobilien-Wirtschafts-Wissenschaft hat deutliche Defizite im theoretischen Unterbau und damit in der Transparenzfrage. Es fehlt an einem genuinen wissenschaftlich zeitgemäßen Theoriegebilde, das die Wirtschaft der Steine mit der Wirtschaft des Kapitals vereint.

Gleichzeitig werden bisher im Lehrangebot zu viele Modethemen mit geringer Halbwertzeit behandelt. Notwendig sind diese allemal – praktisch angelegte Wissensvermittlung in kurzer Zeit unter wohldosierten Anleihen der Theoriegebilde ist noch immer das, was unsere Branche aktuell benötigt. Doch das darf nicht mit einer wissenschaftlichen Ausbildung verwechselt werden.

Denn noch immer sind wir zwar dynamisch bei den thematischen Herausforderungen, aber eben auch oberflächlich. Eine wissenschaftlich unterlegte Researchkultur? Davon sind wir noch meilenweit entfernt wenngleich die Fortschritte sicherlich beeindruckend sind. Ein runder Tisch der führenden Immobilienprofessoren in Deutschland, die – jenseits der Kultusministerien – einheitliche Mindeststandards für die Branche definieren und entsprechend vermitteln? Warum nicht? Das hätte den Vorteil, dass sich klare Forschungsschwerpunkte auf der deutschen Hochschullandkarte herausbilden – wichtig für Studierende, Fortzubildende wie für Unternehmen – und das Ganze am besten noch unterstützt vom ZIA.

Deshalb sollte während des bevorstehenden Paradigmenwechsels in den kommenden Jahren der Blick mehr denn je auf das Fundament und nicht ausschließlich auf das Dach gerichtet werden. Denn ein schönes Dach ohne Fundament ist wertlos. Ein belastbares Fundament ist schließlich auch eine Frage der Branchenehre und der Glaubwürdigkeit.

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