Einstiegsgehälter bleiben unverändert
Die Berufseinsteiger dürften in diesem Jahr große Augen machen. Ihre Gehälter sind quasi unverändert geblieben. Nach 2012 ist das die zweite Nullrunde für die jungen Nachwuchskräfte binnen kurzem. Asset-Manager und Immobilienverwalter zahlen dem Nachwuchs allerdings etwas mehr als im Vorjahr.
Für Berufseinsteiger in die Immobilienbranche gibt es 2014 keine Gehaltssteigerungen, sondern so viel Geld wie im Vorjahr. Das Durchschnittsgehalt ist sogar leicht um 0,4% auf 35.043 Euro gesunken. Schon im Jahr 2012 hatten die Nachwuchskräfte mit einem hauchfeinen Plus von 0,25% quasi eine Nullrunde hinnehmen müssen. Im vergangenen Jahr hatten die Arbeitgeber die Einstiegsgehälter um 4% erhöht. Somit bleibt auch das diesjährige Durchschnittsgehalt immer noch 368 Euro hinter dem bisher besten Jahr zurück: 2003 konnten sich die Berufsstarter im Schnitt über 35.411 Euro freuen. Diese Ergebnisse offenbart die diesjährige Umfrage zur IZ-Joboffensive, an der sich 115 Unternehmen der Immobilienbranche beteiligt haben. Sie gaben Auskunft zu Durchschnittsgehältern für Einsteiger nach der Ausbildung bzw. einem Studium und prognostizierten ihren Personalbedarf (siehe Artikel „Jedes zweite Unternehmen will Mitarbeiter einstellen“ auf Seite 11).
Das Durchschnittsgehalt zeigt jedoch nur eine grobe Tendenz an. In den verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Immobilienwirtschaft rufen die Unternehmen mitunter sehr unterschiedliche Einstiegsgehälter auf. Am besten zahlt das Segment Investment, zu dem u.a. Fonds, Kapitalanlagegesellschaften, Immobilien-AGs und Pensionskassen gehören. Dort liegt das Einstiegsgehalt mit 41.005 Euro 17% über dem Durchschnittsgehalt. Zudem haben die Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr auch noch 2% draufgelegt.
Mit den zweithöchsten Einstiegsgehältern locken die Planungs- und Steuerungsunternehmen. Sie bieten durchschnittlich 40.225 Euro. Und an dritter Stelle stehen die Asset-Manager/Vermögensverwalter, die Berufsstarter mit 38.908 Euro locken. Sie haben ihr Angebot in diesem Jahr um knapp 3% aufgestockt.
Zu den Schlusslichtern hingegen zählen die Facility-Manager, die Immobilienvermittler und die Immobiliendienstleister (Unternehmensberater, Marktforschung, Sachverständiger), die alle Einstiegsgehälter von gut 31.000 Euro anbieten. Damit liegen sie 11% unter dem Branchendurchschnitt. Mit einem Durchschnittsgehalt von 31.233 Euro zahlen die FM-Unternehmen zudem 5,9% weniger als im Vorjahr. Dabei hatten sie 2013 ihr Angebot gerade erst um 4,4% verbessert und sich vom Schlusslicht auf den drittletzten Platz hochgearbeitet. 2014 nun sind sie auf den vorletzten Rang – vor den Vermittlern – abgerutscht. Auch die Vermittler haben ihr Angebot gekürzt. Sie rufen im Schnitt 31.061 Euro auf, fast 12% weniger als noch 2013.
Um diese Durchschnittswerte mäandern in den verschiedenen Segmenten recht breite Gehaltsbänder, denn Einsteiger ist nicht gleich Einsteiger. Zwei grundsätzliche Trends können bei der Staffelung der Einstiegsgehälter identifiziert werden: Zum einen belohnen die Unternehmen eine höhere und längere akademische Ausbildungsdauer, d.h. für einen Masterabschluss, der im Schnitt nach fünf Jahren Studium erreicht wird, gibt es mehr Geld als beispielsweise für einen Bachelor-Abschluss, der meist ein dreijähriges Studium voraussetzt. Berücksichtigt werden sechs verschiedene Abschlüsse, und zwar die immobilienspezifische Berufsausbildung (Lehre), der Abschluss an einer Berufsakademie (duales Studium), der allgemeine bzw. der immobilienspezifische Bachelor-Abschluss von einer Hochschule und der allgemeine bzw. der immobilienspezifische Masterabschluss oder das Diplom einer Hochschule.
Zum anderen honorieren die Unternehmen immobilienwirtschaftliches Fachwissen. Berufseinsteiger mit einem fachspezifischen Abschluss können sich über höheres Einstiegsgehalt freuen als ihre Kommilitonen, die beispielsweise ein allgemeines betriebswirtschaftliches Studium absolviert haben (siehe Grafik „Immobilien-Fachwissen bringt mehr Geld“ auf dieser Seite unten).
Ausgenommen von diesen beiden Trends sind die Absolventen eines dualen Studiums an einer Berufsakademie. Die meisten von ihnen haben ein dreijähriges, immobilienspezifisches Bachelorstudium mit integrierten Praxisphasen im Partnerunternehmen absolviert, dennoch werden ihnen niedrigere Einstiegsgehälter angeboten als Absolventen eines allgemeinen Bachelorstudiums. Offenbar sind die Unternehmen mit dem Konzept des dualen Studiums noch nicht überall völlig vertraut. Das ist umso erstaunlicher, als die Berufsakademien dem Wunsch der Wirtschaft nach jüngeren Berufseinsteigern mit mehr Praxiserfahrung entgegenkommen. Zudem hat sich die Zahl dualer Studiengänge deutschlandweit von 2006 bis 2011 um mehr als 50% erhöht. Gleichzeitig stiegen die Studentenzahlen von rund 40.000 auf über 60.000, heißt es auf dem Infoportal Wegweiser duales Studium. In Baden-Württemberg heißen die Berufsakademien inzwischen Duale Hochschule Baden-Württemberg – bilden aber im Gegensatz zu Fachhochschulen weiterhin nach dem dualen System aus.
Die Gehaltszahlen zeigen deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Ausbildungsformen: Berufseinsteiger mit abgeschlossener Ausbildung in einem Immobilienberuf können mit einem durchschnittlichen Gehalt von 28.128 Euro rechnen. Absolventen von Berufsakademien, die dort zumeist einen Bachelorabschluss erworben haben, erhalten im Schnitt 32.484 Euro. Ein Absolvent einer Fachhochschule oder Universität, der ebenfalls einen allgemeinen oder immobilienspezifischen Bachelorabschluss in der Tasche hat, bekommt zum Berufseinstieg hingegen zwischen 34.100 Euro und knapp 37.000 Euro. Das sind bei gleicher Ausbildungslänge und demselben akademischen Grad – Bachelor – immerhin zwischen 5% und 14% mehr. Absolventen mit allgemeinem bzw. immobilienspezifischem Masterabschluss offerieren die Unternehmen zwischen rund 37.400 Euro und 39.800 Euro.
Neben einem höheren Ausbildungsgrad ist den Unternehmen auch immobilienspezifisches Fachwissen einen Aufschlag wert. So erhalten Bachelorabsolventen mit immobilienwirtschaftlicher Spezialisierung 8,3% mehr (insgesamt: 36.929 Euro) als ihre Kommilitonen mit einem allgemeinen Abschluss (insgesamt: 34.112 Euro). Bei den Masterabsolventen gewähren die Unternehmen für Immobilien-Know-how noch einen Aufschlag auf das Berufsstartergehalt von 6,4%. Mit 39.839 Euro erhält diese Absolventengruppe die höchsten durchschnittlichen Einstiegsgehälter.
Eine noch höhere Differenz offenbart ein Vergleich zwischen einem immobilienspezifischen Bachelorabschluss und einem immobilienspezifischen Masterabschluss: Immo-Masterabsolventen erhalten zum Berufseinstieg im Schnitt 7,9% mehr als ihre Kommilitonen mit Immo-Bachelorabschluss. Immobilienunternehmen scheinen die zusätzliche Lehrzeit im Hörsaal offenbar finanziell zu honorieren, doch das gilt nicht für die deutsche Wirtschaft insgesamt. Denn zwei Drittel der deutschen Unternehmen nehmen diese Unterscheidung nicht vor, wie eine Studie des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft zeigte.
Das Gehalt spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber. Es ist aktuell der drittwichtigste Faktor bei der Unternehmenswahl, zeigt die IZ-Joboffensive. Insgesamt 446 Studenten immobilienwirtschaftlicher Fächer haben sich in diesem Jahr an der Umfrage beteiligt. Die Studenten gaben nicht nur Einblick in ihre Ausbildungssituation und ihre Qualifikation, sondern äußerten sich auch zu ihren beruflichen Zukunftsplänen und Gehaltswünschen.
Es dürfte kaum einen Leser überraschen, dass die Studenten von höheren Einstiegsgehältern träumen, als ihnen die Unternehmen laut Umfrage im Schnitt anbieten. 44.825 Euro wünschen sich die Studenten zum Start. Das sind fast 28% mehr als das durchschnittliche Angebot der Arbeitgeber und liegt knapp unterhalb der Gehaltsobergrenze des Segments Investment, des Segments mit dem höchsten Einstiegsgehalt.
Die Studenten wissen, dass Geld nicht alles ist. Während der Bewerbungsphase achten sie deswegen auch darauf, welche Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten die Arbeitgeber anbieten. Die Unternehmen haben dementsprechend ihre Angebote aufgestockt: Knapp drei Viertel versuchen Mitarbeiter durch Weiterbildungen an sich zu binden und 62% locken mit Aufstiegsprogrammen. Auf „Ergänzungen“ des Gehalts setzen immerhin ebenfalls knapp zwei Drittel der Unternehmen, und zwar mit Boni, Firmenwagen und anderen Incentives.