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Ein gutes Team bindet den Nachwuchs

Ausbildung. Als Geschäftsführerin besetzt Sarah Cervinka Stellen beim Maklerhaus Knight Frank in München am liebsten mit Nachwuchskräften aus den eigenen Reihen. Um sie auf den Beruf vorzubereiten, lernen sie stufenweise nicht nur Fachliches. Ein Umgang auf Augenhöhe unter Kollegen zählt zu den Unternehmenswerten und bindet Mitarbeiter gleichzeitig an die Teams und den Arbeitgeber.

Janina Stadel
26. Juni 2025
Geschäftsführerin Sarah Cervinka hat ihre Mitarbeiterin Vivienne Guevenir bei Knight Frank in München ausgebildet.
Quelle: Knight Frank München

Die Makler sind in Bewegung. Um sich dem Markt anzupassen, strukturieren einige Unternehmen ihre Teams seit Monaten um. Die neuen Personalstrategien lassen dabei Möglichkeiten für die Profis entstehen, sich auf einen Wechsel einzulassen und neue Karrierewege zu gehen. „Makler kommen und gehen, teilweise auch ganze Teams“, sagt Sarah Cervinka, Geschäftsführerin von Knight Frank in München. Die Bedeutung der langfristigen Zusammenarbeit mit direkten Kollegen hat sie vor rund fünf Jahren kennengelernt als sie von einer früheren Tätigkeit auf der Eigentümerseite zu dem Gewerbemakler wechselte.

Zusammenhalt muss früh aufgebaut werden

„Das Team ist im Maklerberuf ganz wichtig. Schließlich geht man durch dick und dünn“, sagt sie. Als Geschäftsführerin ist es für sie daher besonders wichtig, den Zusammenhalt unter ihren Mitarbeitern zu stärken und sie am besten schon beim Karrierestart an das Unternehmen zu binden. Sie schätzt deshalb auch Teammitglieder, die das Haus und die Kollegen von der Pike auf kennenlernen – mitunter schon während der Ausbildung.

Davon profitiert das Unternehmen langfristig, etwa wenn Positionen frei werden. So konnte bei Knight Frank München zuletzt das komplette Team für die Bürovermietung innerhalb von drei Monaten nachbesetzt werden. Dafür holte die Geschäftsführerin drei Makler, die zuvor für Wettbewerber tätig waren, ins Haus und besetzte eine Consultant-Stelle mit Vivien Guevenir, die bis zu ihrem festen Einstieg im September bei Knight Frank ihre Ausbildung durchlief. Unterstützt wird das Team von einer Assistenz und einer Praktikantin.

Cervinka setzt auf junge Kräfte und sagt: „Als ich meine Rolle hier im Unternehmen angetreten bin, habe ich alle Teams neu aufgesetzt und bin mit jungen Leuten gestartet.“ Dazu gehörten auch immer wieder Wechsler, die sich gegen einen früheren Arbeitgeber und für einen Einstieg bei Knight Frank entschieden haben. „Bis heute ist es uns immer gelungen, mit Leuten, die komplett neu an Bord kommen, eine gemeinsame Kultur aufzubauen“, sagt die Geschäftsführerin. Diese entstehe durch einen offenen Umgang untereinander und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die schon im Praktikum einsetzen muss, damit sich studentische Kräfte für einen Einstieg ins Unternehmen entscheiden. „Wir sehen schon Praktikanten als Teil eines Teams an. Sie übernehmen vom ersten Tag an Verantwortung“, sagt Cervinka.

Konkret bedeutet das, dass im Praktikum zunächst Aufgaben in der Assistenz und anschließend Schritt für Schritt in der Projektarbeit übernommen werden. „So lernen sie, wie man ein Exposé erstellt und Besichtigungen organisiert. Im nächsten Schritt nehmen sie an Besichtigungen teil und bekommen wieder neue Eindrücke“, erklärt sie die Lernstufen.

„Das setzt sich in der Ausbildung fort“, sagt Guevenir. Wenn sie mit Maklerkollegen unterwegs war, nutzen diese jede Autofahrt, um ihr im Vorbeifahren die Geschichten der einzelnen Immobilien in München zu erzählen. „So lernte ich den Standort im Alltag immer besser kennen“, sagt sie.

Im Alltag die Praxis von Kollegen lernen

 

Auf Praxisbezug legte Guevenir schon bei der Wahl ihrer Ausbildung großen Wert. „Nach dem Abitur wollte ich nicht direkt studieren, sondern erst einmal die Arbeitswelt kennenlernen und Berufserfahrungen sammeln“, sagt sie. „Eigentlich hatte ich zunächst ins Auge gefasst, Maklerin für Wohnimmobilien zu werden. Inzwischen finde ich, dass die Arbeit mit Gewerbeimmobilien breiter und damit auch spannender ist. Denn die Objekte, Investoren und Mieter unterscheiden sich sehr und das bringt Abwechslung.“ Direkt on the Job zu lernen, hält auch ihre Chefin und Interims-Teamleiterin Cervinka für einen guten Karrierestart. „Immer häufiger steigen Nachwuchskräfte nach einem abgeschlossenen Studium, zum Beispiel in BWL oder Ingenieurwissenschaften, in den Maklerberuf ein. Doch man kann auch nach dem Berufseinstieg noch studieren“, sagt sie. Entsprechende Unterstützung biete Knight Frank in diesen Fällen an. „Zum Beispiel berufsbegleitend oder in Vollzeit mit einer festen Werkstudentenstelle“, nennt Cervinka Beispiele dafür, wie sie ihren Mitarbeitern immer weitere Karrieremöglichkeiten aufzeigt.

Deshalb soll auch für Guevenir die Zusammenarbeit mit erfahrenen Kollegen noch nicht enden. Dafür sorgt Cervinka mit Teamstrukturen, durch die jeder Junior-Consultant mit einem Senior zusammenarbeitet. So soll als Tandem der Umgang mit Kunden, das Strukturieren von Meetings und das passende Verhalten in brenzligen Situationen gelernt werden. „Weil man auf Augenhöhe miteinander arbeitet, hat man keine Hemmnisse, Fragen zu stellen“, sagt Guevenir, die ihren Mentor im frisch aufgestellten Team als Ansprechpartner sieht. Dass die Lernkurve nach dem Ausbildungsabschluss noch weiter steigt, weiß sie. „In unserem Beruf kommt es schließlich immer zu Situationen, die man in der Form noch nicht erlebt hat“, sagt sie. Für Cervinka steckt hinter dem ständigen Austausch aber noch mehr als nur der Austausch von fachlichen oder marktbezogenen Informationen. „Wir verstehen Lernen nicht nur als Vermitteln von Fachwissen. Es geht auch um Haltung, Kommunikation und den Blick fürs Ganze“, sagt sie. Auch nach einer Festanstellung müsse sie jungen Leuten einen weiteren Karriereweg im Unternehmen aufzeigen, um sie halten zu können. Dafür müsse auch die Persönlichkeit gefördert werden, und dadurch der Teamfit.

Wie wichtig dieser ist, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie, die die Jobbörse Jobtensor zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Bilendi durchgeführt hat. Dort gab knapp jeder Fünfte (19%) von mehr als 1.000 Befragten aus ganz Deutschland an, dass mangelndes Vertrauen zu Kollegen einen Grund für einen Jobwechsel darstellen könnte.

 

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