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Dr. Sasse kämpft gegen die Brexit-Gerüchteküche

Eberhard Sasse, Vorstand des Facility-Management-Konzerns Dr. Sasse, muss in diesen Tagen viel reden. Das aktuelle Thema: der Brexit. Vor allem seine osteuropäischen Mitarbeiter, die für ihn im UK arbeiten, sind aufgrund zahlreicher Gerüchte und Horrorszenarien beunruhigt – zu Unrecht, sagt Sasse.

Anke Pipke
07. Februar 2019
Quelle: Fotolia.com, Urheber: FotoIdee

Die Briten sind eine große Spielernation. „Im Rugby wird bis zur letzten Sekunde mit harten Bandagen gekämpft“, berichtet Eberhard Sasse, selbst beruflich wie privat eng mit dem UK verbunden. Deswegen werde es den Vorstand des familiär geführten Facility-Management-Unternehmens Dr. Sasse auch nicht verwundern, wenn es in der Brexit-Frage erst im letzten Moment eine Einigung mit der EU geben würde. „Brüssel muss sich dabei auch bewegen“, mahnt er. Schließlich sei und bleibe England ein wichtiger Teil Europas. Und eben auch ein Teil seines eigenen Geschäfts. Sasse zählt u.a. drei Flughäfen (Bristol, Edinburgh, London Luton), die beiden Universitäten Oxford University und Anglia Ruskin University, 20 Betriebshöfe und 200 Busse zu seinen betreuten Objekten, der Kundenstamm beläuft sich auf 350. Der Facility-Manager gilt als zweitgrößter Dienstleister in der Busreinigung und -betankung im Vereinigten Königreich.

Hinter all den Aufträgen steckt zudem die Verantwortung für insgesamt 1.300 Mitarbeiter auf der Insel. 400 davon stammen aus anderen EU-Ländern, die meisten sind im gewerblichen Bereich, z.B. als Reinigungskräfte, aktiv. Viele von ihnen sind derzeit unsicher, wie sich ihre Zukunft im Vereinigten Königreich gestaltet. Müssen sie Ende März ihre Sachen packen und gehen? „Gerade in der britischen und deutschen Boulevardpresse werden Gerüchte geschürt und Schrecken verbreitet“, sagt Sasse. Auch in sozialen Medien würden Horrorszenarien gemalt, die so nicht eintreten werden. Aber seine Mitarbeiter, gerade die Nicht-Briten aus Polen, Tschechien, Slowakei oder Rumänien, lesen sie und machten sich Sorgen. Sasses größte Aufgabe ist es daher momentan, „mit den Leuten zu reden“. „Beruhigen“ will er nicht sagen, das greift zu kurz. „Wir machen sie mit der Realität vertraut“, betont er.

Zu dieser Realität gehöre u.a., dass jeder auch noch nach dem Brexit-Datum im Land bleiben und arbeiten dürfe. Die britische Regierung habe versichert, dass es selbst bei einem No-Deal erst mal keine grundlegenden Veränderungen im Leben derer geben werde, die sich zum 30. März 2019 im Land aufhalten. Auch bei einem ungeregelten EU-Austritt gebe es eine Übergangsfrist bis Ende 2020, in der sich jeder registrieren könne, der im Vereinigten Königreich weiter leben und arbeiten möchte (siehe „Wer bleiben will, muss sich registrieren“). Bei einem geregelten Ausstieg läuft die Frist gar bis Mitte 2021. „Die Registrierung ist kostenlos“, erklärt Sasse. „Und funktioniert digital“, schiebt er nach. Der Aufwand halte sich damit in Grenzen.

Großbritannien verfolgt aus Sasses Sicht mit dieser Haltung ein ureigenes Interesse. Denn das UK hat derzeit eine Arbeitslosenquote von lediglich 4%, die Beschäftigungsrate liegt bei 76% und ist die höchste seit 1971. Das wäre ohne die Mithilfe von Nicht-Briten kaum möglich.

Während die Automobilbranche gespannt auf den lebhaften Brexit-Prozess schaut und Szenarien durchspielen muss, um ihr Geschäft fortführen zu können, wären die Effekte eines Brexits für die Immobilienwirtschaft überschaubar. „Das Immobiliengeschäft bewegt sich meist im Rahmen nationalen Rechts“, sagt Sasse. Und in der Branche würden auch keine wichtigen Lieferketten unterbrochen. „Wir müssen da einfach die Sorgen nehmen“, fasst der Unternehmenschef zusammen.

Schreckensszenarien mit kilometerlangen Lkw-Staus an den Grenzübergängen kann Sasse nicht nachvollziehen. Als Präsident des Bayerischen IHK-Tags kennt er das Unternehmertum und glaubt daran, dass sich gerade mittelständische Firmen flexibel zeigen. „Unternehmen, die für Logistik zuständig sind, sind smart und werden sich darauf vorbereitet haben.“ Ebenso lassen ihn Gerüchte, dass Urlaubsflüge gen Spanien wegen fehlender Überfluggenehmigungen gecancelt werden könnten, kalt. „Das werden sich die Spanier genau überlegen, ob sie die britischen Touristen nicht reinlassen“, sagt Sasse. Das hätte einschneidende Auswirkungen auf die spanische Tourismusbilanz. „Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“

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