Do you speak English?
Die Abgänge ehemaliger Kemper’s-Leute bei Jones Lang LaSalle (JLL) kommen nicht überraschend. Es ist nicht dasselbe, bei einem deutschen Mittelständler oder bei einem angelsächsischen Maklerkonzern zu arbeiten. Das fängt schon bei der Frage an: Do you speak English?
Man redet nicht gerne darüber in der ach so professionellen Immobilienbranche, aber die Probleme, die ehemalige Kemper’s-Leute bei der Integration in den JLL-Konzern haben, hängen offenbar auch mit der Sprache zusammen. Zumindest hört man das bei den Gesprächen mit den Beteiligten heraus.
Auf den Fluren der JLL-Büros in Deutschland wird natürlich deutsch gesprochen, aber die Konzernsprache ist eben Englisch. Kollegen, Vorgesetzte, vor allem aber Kunden kommen oft aus Übersee. Wenn diese viel Geld investieren sollen, erwarten sie von der Deutschland-Tochter eines US-Dienstleisters auch, in ihrer Sprache bedient zu werden. Man stelle sich vor, ein Deutscher kommt irgendwo in der Welt an einen Lufthansa-Schalter. Geht er nicht auch davon aus, dass die Person am Checkin ihn auf Deutsch bedienen kann? (Dass seine Erwartungen gelegentlich enttäuscht werden, steht auf einem anderen Blatt.)
„Ich gebe allen Trainees beim Begrüßungsgespräch einen Tipp“, erzählt JLL-Chef Andreas Quint. „Versucht so schnell wie möglich, ein anständiges Englisch zu lernen!“ Was in der Immobilienbranche allgemein gilt, gilt in einem Unternehmen wie JLL erst recht.
Wer schlecht schläft, weil am nächsten Tag ein Conference Call ansteht, wer lieber schweigt, als vor den Kollegen englisch zu sprechen, wer das Telefon nicht abhebt, weil wieder die Nummer dieses Typen aus London aufleuchtet, dessen Witze man nicht versteht, wer eine E-Mail in die USA vor sich herschiebt, weil er Angst hat, sich zu blamieren – wer das erlebt, dem wird seine Arbeit bald keinen Spaß mehr machen. Der wird bei JLL auch keine Karriere machen. „Es ist unglaublich unangenehm, Angst vor der Sprache zu haben“, sagt Quint. Wie wahr!
Das heißt nicht, dass die Kemper’s-Leute, die in so auffallender Zahl JLL verlassen, gehen, weil sie nicht gut genug Englisch sprechen. Es gibt noch tausend andere Gründe, lieber bei einem deutschen Mittelständler als bei einem US-Maklerkonzern zu arbeiten. Aber eins dürfte doch feststehen: Gutes Englisch war bei Kemper’s gern gesehen, bei JLL ist es eine Selbstverständlichkeit.