Der Mix entsteht schon beim Recruiting
Um für alle Tochtergesellschaften passende Kandidaten für offene Stellen zu finden, hat Swiss Life Asset Managers Gruppeninterviews im Bewerbungsprozess eingeführt. Der Konzern verfolgt außerdem das Ziel, den Kandidatenpool möglichst gemischt zu halten, um Stellen mit unterschiedlichen Profilen und Charakteren zu besetzen.
Die Begriffe Diversity und Inclusion seien seit Jahren in aller Munde, aber sie sind doch sehr schwammig. „Die Definitionen dahinter, und was sie konkret für ein Unternehmen bedeuten, können sehr unterschiedlich ausfallen“, sagt Lisa Brede, Head of Talent Acquisition and Employer Branding bei Swiss Life Asset Managers (AM). Das Unternehmen hat sich vor rund zwei Jahren darangemacht, die Begriffe für sich selbst zu definieren und in der Unternehmenskultur einen Fokus auf gelebte Vielfalt unter den rund 700 Mitarbeitern zu legen.
Wichtig sei dies durch die Struktur von Swiss Life AM, denn dem Konzern gehören neben einer Kapitalverwaltungsgesellschaft auch der Asset-Manager und Projektentwickler Beos sowie deren Property-Manager Berem und somit verschiedene Tochtergesellschaften an. „Dadurch treffen unterschiedliche Unternehmenskulturen und Teams unterschiedlicher Zusammensetzung aufeinander. Diese sollen einerseits eine Einheit bilden, andererseits aber auch ihre Historie beibehalten“, sagt Brede und fasst zusammen: „Wir sind divers aufgestellt, mit einer diversen Belegschaft, die diversen Aufgaben nachgeht.“
In den unterschiedlichen Tochtergesellschaften wolle Swiss Life AM ein Umfeld schaffen, in dem sich alle Mitarbeiter wohlfühlen und in ihrer jeweiligen Position und ihrem eigenen Aufgabenfeld selbstbestimmt agieren können. So sollen Teammitglieder unterschiedliche Perspektiven in die Arbeit einbringen können, um möglichst viele Lösungsansätze im Alltag zu finden. Dafür setzt Slam schon beim Recruiting mit entsprechenden Maßnahmen an.
Denn im Laufe der Zeit habe sich die Lesart von eingehenden Bewerbungen geändert. Statt nur auf bisherige Positionen und berufliche Erfolge von Kandidaten zu achten, liest das HR-Team aus den Lebensläufen Kompetenzen und Skills heraus, die sich auf eine vakante Stelle übertragen lassen. „Bei der Sichtung von Bewerbungsunterlagen können oft schon formale Gründe zum Ausschluss eines Kandidaten führen“, erklärt Brede und nennt erwartete Studienabschlüsse oder konkrete Erfahrungen als Beispiele. „Wir überlegen uns stattdessen, was die Must-Haves sind, die ein Kandidat mitbringen muss, und was die tatsächlichen Schlüsselkompetenzen für eine Rolle sind“, erläutert Brede ihre Präferenzen. „Lebensläufe und Lebenswege werden zunehmend diverser. Daher sollten Personaler und Hiring Manager diese immer mit einem offenen Blick ansehen. Es gibt Lebensläufe ohne roten Faden. Aus meiner internationalen Arbeit weiß ich, dass in anderen Ländern weniger darauf geachtet wird.“ Dadurch falle die Einordnung von Unterlagen nicht nur objektiver aus, sondern der Pool an Kandidaten, die anschließend für ein persönliches Kennenlernen infrage kommen, wachse.
Dem Kandidaten wird das Einstellungsverfahren spätestens im persönlichen Interview bewusst. Statt auf Einzelgespräche mit einem Hiring Manager oder einem späteren Vorgesetzten setzt der Konzern auf Gruppengespräche. So begegnet der Bewerber auch späteren Kollegen und soll während des Kennenlernens den Umgang der Mitarbeiter untereinander erleben.
Bevor diese einem Kandidaten gegenübersitzen, werden sie speziell geschult – mit dem Ziel, sich während des Treffens nur auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren. So kann es sein, dass eine Führungskraft ihren Fokus auf das fachliche Know-how des Bewerbers legt, ein Teammitglied auf niedrigerer Ebene sich hingegen die Persönlichkeit und den Charakter des Kandidaten genau ansieht. Dass die Fragen der einzelnen Interviewer sich dadurch automatisch unterscheiden, sei wichtig, sagt Brede. Denn so bekomme der Bewerber weniger das Gefühl, sich mehreren Interviewern stellen zu müssen, sondern vielmehr die Möglichkeit, sich von verschiedenen Seiten zu präsentieren.
Untereinander sprechen sich die Interviewer erst im Anschluss ab und bringen ihre Eindrücke, die sie unabhängig voneinander gesammelt haben, zusammen. Gesamtziel des Vorgehens sei es, die Bewerber vor unbewussten Voreingenommenheiten zu schützen. Diese kommen etwa auf, wenn ein Interviewer sich von seinem ersten Eindruck blenden lässt oder dazu neigt, Personen einzustellen, die ihm selbst charakterlich ähnlich sind. Brede spricht in solchen Fällen von „Unconscious Bias“ und sieht in vorab festgelegten Gesprächsverläufen ein geeignetes Mittel, um dem entgegenzuwirken. „Nur durch das Standard-Interview können wir alle Kandidaten vergleichbar machen. Wichtig ist, dass die Interviewenden ihr Bauchgefühl abstellen und objektiv bleiben“, sagt die HR-Expertin.