Berufseinstieg mit 16 Jahren auf Mallorca
Auslandserfahrung. Weil er in seiner Heimatstadt Nürnberg kein berufsorientierendes Praktikum in der Immobilienwirtschaft fand, reiste Mischa Kostev nach Spanien. Für ein halbes Jahr arbeitet er jetzt in Palma und nennt sich mit seinen 16 Jahren selbst den jüngsten Makler Mallorcas.
Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Während viele diesen Schritt lange planen, ergab sich die Möglichkeit für Mischa Kostev durch Zufall – und spontan. Der 16-jährige hat im September seine Koffer gepackt, um im Urlaubsort Palma erste Einblicke in die Immobilienwirtschaft zu bekommen, denn seine Suche nach einem Platz für ein berufsorientierendes Praktikum bei einem Maklerhaus blieb in seiner Heimatstadt Nürnberg ergebnislos. „Das Angebot zuhause war quasi nicht gegeben“, fasst Kostev zusammen. „Wenn eine Maklerei Praktika angeboten hat, dann nur für Studenten oder Berufseinsteiger nach der Ausbildung“, so sein Fazit nach etlichen Bewerbungen. Nicht zuletzt sei ein Führerschein oft Voraussetzung für eine Stelle gewesen, um von einer Besichtigung zur nächsten zu kommen.
Doch als Kostev bei einer erweiterten Suche auf ein Maklerbüro in Spanien stieß, konnte er mit seiner Motivation überzeugen. Einen Videocall später saß er im Flieger. „Und zwar erst einmal mit meinem Vater zusammen. Der musste mich begleiten, weil ich minderjährig bin und keine Verträge unterschreiben darf“, ist der 16-Jährige dankbar für die Unterstützung.
Von den Balearen aus knüpft Kostev auch erste Kontakte in die deutsche Branche. Wie sein Alltag im Büro von Redhawk Real Estate International im Zentrum von Palma de Mallorca aussieht, erzählt er regelmäßig in Linkedin-Posts. Auf Kommentare reagiert er und vernetzt sich mit Branchenakteuren aus Deutschland. „So kam ich sogar schon an eine Einladung zu einem Businesslunch“, sagt er stolz. Und auf seiner eigenen Webseite stellt er sich im Businessoutfit mit Hemd, Sakko und Zahnspange als „Jüngster Makler Mallorcas“ vor. Ihm sei klar, dass er „eine Marke aufbauen“ muss, um in der Branche Fuß zu fassen, denn kurz nach dem Realschulabschluss hat er sich für einen ungewöhnlichen Weg entschieden, in die Immobilienwirtschaft einzusteigen.
Sein Interesse am Maklerberuf sei zwar schon in der Kindheit geweckt worden, doch welche Möglichkeiten genau es in dem Feld gibt und durch welche Schritte er sich eine Karriere aufbauen kann, müsse er selbst herausfinden, denn „in meiner Familie oder im näheren Bekanntenkreis gibt es keinen, der beruflich mit Immobilien zu tun hat und mir genauere Einblicke geben kann.“ Bevor er sich mit einer Ausbildung zum Immobilienkaufmann festlegt, wollte er sich also ein halbes Jahr Zeit nehmen, um seinen Traumberuf in einem Praktikum auf die Probe zu stellen.
Aufgaben werden nach und nach vielfältiger
Die Insel fühle sich inzwischen „wie ein zweites Zuhause“ an – und auch den Job und das Thema Immobilien lerne er immer genauer kennen. „Unser Hauptgeschäft liegt auf Wohnungen in der Altstadt von Palma, die knapp unter einer Million kosten. Die Kunden sind meist aus dem Ausland und auf der Suche nach einer Ferienbleibe“, sagt Kostev. Wenn sie sich während eines Inseltrips nach Immobilien umschauen, muss eine Entscheidung schnell fallen. „Denn hier gibt es keine Exklusivverträge, wie sie in Deutschland üblich sind. Dadurch sind oft mehrere Makler für eine Immobilie zuständig, jeder will den Abschluss für sich machen“, nennt Kostev einen ersten Marktunterschied. Beliebt seien schlüsselfertige Apartments, doch für den Praktikanten ist schon jetzt klar, dass die Möglichkeiten bei Investitionen weiter gehen. „Ich finde alte Häuser interessanter. Wenn man bei der Renovierung selbst Hand anlegt, dann erst kann man ein richtig gutes Geschäft machen“, sagt er. Die Wohnungen in Urlaubslage sieht er daher als ersten Schritt, den Markt und die Möglichkeiten kennenzulernen, aber auch die Berufsbilder und Schwerpunkte, die die Branche bietet. „Ich will mir auf jeden Fall auch das Geschäft mit Gewerbeimmobilien anschauen“, weiß er schon jetzt.
Von der Neugier des Deutschen profitieren auch die Arbeitgeber. Weil Kostev alles – auch die gängigen Softwareprogramme – von der Pike auf lernen muss, stellt er den täglichen Einsatz einiger Tools infrage. „Dass es inzwischen eine Vielzahl an Software gibt, weiß auch meine Chefin. Doch im Alltag fehlt ihr die Zeit, sich nach Alternativen umzusehen. Das übernehme ich jetzt während meines Praktikums“, berichtet Kostev.
Dass er durch die Entfernung zu seinem Elternhaus nicht nur das Arbeitsleben in Vollzeit kennenlernt, sondern auch täglich Fremdsprachen übt, etwa, wenn er beim Übersetzen im Maklerbüro hilft, sieht Kostev als guten Nebeneffekt seines besonderen Einsatzortes. Zudem gibt er zu: „Ich musste erst einmal lernen, wie man selbst einen Haushalt führt, einkauft und Wäsche macht. Inzwischen klappt das gut, obwohl ich meistens von 9 bis 18 Uhr im Büro eingebunden bin.“
Darauf, die Weihnachtszeit zuhause bei seinen Eltern zu verbringen, „und auf gutes deutsches Essen“ freue er sich zwar sehr, doch die restlichen drei Monate seines Praktikums will er nach dem Jahreswechsel noch intensiv nutzen. „Mit jeder Aufgabe, die ich zusätzlich anvertraut bekomme, sammle ich nicht nur mehr Erfahrungen, sondern bekomme auch die Chance, mich zu beweisen“, sagt er. Durch seine ausführlichen Berichte in seinem Online-Netzwerk habe er schon drei weitere Praktika in Deutschland angeboten bekommen – obwohl die Ausbildung noch ansteht. „Die wird aber auch noch kommen. Sie ist die Basis dafür, dass ich professionell in der Branche arbeiten kann. Doch ich genieße es gerade noch, die Stationen zuvor für meine Orientierung zu nutzen“, sagt er. Eine Chance, die er sich auch für andere Berufsanfänger wünschen würde, für die ein Start fernab der Heimat nicht infrage kommt.
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