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Wieder mehr Nachfrage 2010

Die Finanz- und Wirtschaftskrise belastet auch die Weiterbildung der Immobilienwirtschaft, weil die Unternehmen einem hohen Sparzwangunterliegen. Mit Blick auf die Zukunft müssen sie ihre Weiterbildungspolitik auf den Prüfstand stellen. Eine Analyse der aktuellen Situation und einen Ausblick auf dieEntwicklung dieses nur teilweisetransparenten Marktes gibt HansMayrzedt, Professor und Mitgliedder Studienleitung des MBA-Studiengangs Internationales Immobilienmanagement an der Hochschule und Bauakademie Biberach.

Sonja Smalian
14. Januar 2010
Bild: Bauakademie Biberach

Immobilien Zeitung: Prof. Mayrzedt, vor kurzem haben Sie auf dem Educa – tion-Seminar der European Real EstateSociety in Wien über die immobilienwirtschaftliche Weiterbildung in Deutschland gesprochen. Wie wirktsich die Krise auf die Anbieter aus?

Hans Mayrzedt: Insgesamt istdie Nachfrage nach Weiterbildungen zurückgegangen. Die Gründehierfür sind bei den Unternehmenzu suchen, die häufig ihre Kostensenken müssen. Bei einigen Unternehmen hat sich aufgrund einesWechsels in den Personalabteilungenoder in der Führung auch die Weiterbildungspolitik zumindest vorübergehend geändert. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Zusammensetzung derTeilnehmer wider, wie ich jetzt beim neunten MBA-Jahrgang an der Bauakademie Biberach gesehen habe. Trotzdem ist unser Studiengang wieder ausgebucht.

IZ: Die Krisenverlierer lassen ihre Mannen also zuhause?

Mayrzedt: Teilweise ja. Rückgänge verzeichnen wir bei Beratern und Investoren sowie Banken und Versicherungen. Mehr Teilnehmer gibt es jetzt hingegen aus den Segmenten Property-Management und Facility-Management sowie von Generalunternehmern und Planern. Auf die Unternehmensgröße bezogen, beobachten wir ein gestiegenes Interesse von Mitarbeitern aus dem immobilienwirtschaftlichen Mittelstand. Auch bei Versorgungsunternehmen wächst das Interesse an immobilienwirtschaftlicher Weiterbildung im Hinblick auf die Bewirtschaftung eigener großer Immobilienbestände.

Veränderte Zielgruppen

IZ: Die Krise bringt also neue Zielgruppen in die Weiterbildungseinrichtungen?

Mayrzedt: Es hat den Anschein, ja. Dabei hat sich die Einstellung der jungen Leute in der Krise nicht geändert. Sie wollen sich weiterbilden, aber haben vielfach nicht mehr die Unterstützung ihrer Unternehmen. Doch nicht nur die Krise macht den Bildungsstätten zu schaffen. Sie kämpfen auch mit strukturellen Problemen.

IZ: Und die wären?

Mayrzedt: Manche Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter ausschließlich zu bestimmten Weiterbildungseinrichtungen oder fördern nur dort die Teilnahme durch die Zahlung der Gebühren. Dies wird mit Sponsoring z.B. für den Lehrstuhl begründet. Doch es spaltet den Markt und ist auch für Unternehmen nicht immer von Vorteil, weil nicht selten andere Angebote für ihre Mitarbeiter geeigneter sein dürften. Zudem widersprechen solche Wettbewerbseinschränkungen dem marktwirtschaftlichen Verständnis.

IZ: Müssen wir uns also auf eine Marktbereinigung einstellen?

Mayrzedt: Ich fürchte, es können nicht alle Anbieter auf dem Markt bleiben, auch wenn ein Ausscheiden einzelner für den Wettbewerb nicht gut ist, weil die Vielfalt verringert wird und das zulasten der Qualität gehen kann. Nicht erst in der Krise wurde deutlich, dass das Angebot in Deutschland zu rasch, zu stark ausgeweitet worden ist. Dies wird in der Krise noch deutlicher. Ich habe aus dem Markt gehört, dass bereits vereinzelt Veranstaltungen abgesagt worden sind. Und das ist auch ein Problem: die Intransparenz des Weiterbildungsmarktes in der Immobilienwirtschaft. Hier ist meines Erachtens die gif, die Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung, gefordert, für die nötige Transparenz zu sorgen und insbesondere die tatsächlichen Teilnehmerzahlen zu erheben.

IZ: Wie schätzen Sie die künftige Entwicklung für die Weiterbildungsanbieter ein?

Mayrzedt: Die Nachfrage nach Weiterbildung wird wieder zunehmen. Ich rechne vor allem damit, dass die Projektentwickler und auch die deutschen Investoren 2010 wieder mehr Mitarbeiter weiterbilden werden. Unklar bin ich mir noch über die großen Berater und Makler, denn die Angelsachsen scheinen sich mit kontinuierlicher Weiterbildung schwerzutun.

Immobilienökonom bleibt wichtig

IZ: Wird der Immobilienökonom, eine deutsche Besonderheit in der Weiterbildungslandschaft, durch berufsbegleitende Masterstudiengänge künftig abgelöst werden?

Mayrzedt: Nein, ich glaube, dass es weiterhin ein großes Angebot von Immobilienökonomie-Studiengängen geben wird. Vielen qualifizierten Mitarbeitern in Immobilienunternehmen und Banken fehlt ein erster akademischer Grad. Meist findet der Unterricht am Wochenende und in den Immobilienzentren, also in der Nähe zum Arbeitsplatz, statt. Das mag für Teilnehmer und Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nicht für einen längeren Blockunterricht freistellen müssen, angenehm sein. Zudem scheint ein akademischer Abschluss den Unternehmen oft nicht so wichtig zu sein, sondern sie begnügen sich mit qualitativ hochwertiger Ausbildung und Zugang zur RICS. Für einen Akademiker ist es naheliegend, einen berufsbegleitenden Masterstudiengang dem Immobilienökonomie-Studiengang vorzuziehen. Für die Mitarbeiter hoffe ich vor allem, dass sie bei der Entscheidung für eine Weiterbildung künftig mehr Wahlmöglichkeiten von ihren Unternehmen erhalten. Viele Personalchefs scheinen das ähnlich zu sehen, ein Umdenken braucht es teilweise auf Managementebene.

IZ: Prof. Mayrzedt, besten Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

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