← Zurück zur Übersicht

Selten Recruiting-Aktionen für 50-plus-Generation

Der Sicherheitsdienstleiter All Service rekrutiert in einer Kampagne gezielt die Generation über 50. Besondere Recruiting-Maßnahmen für ältere Arbeitnehmer sind jedoch selten, meist umwerben die Unternehmen nur Hochschulabsolventen mit Aktionen. Für berufserfahrene Jobwechsler gibt es nur wenige Recruiting-Nischen. Sie müssen sich am Markt behaupten – und überzeugen.

Sonja Smalian
13. Juli 2010

50 neue Mitarbeiter über 50 will die Frankfurter All Sevice Sicherheitsdienste in den nächsten 50 Tagen einstellen. Ein ehrgeiziges Ziel, und der geschäftsführende Gesellschafter Peter Haller ist selbst gespannt, ob ihm das gelingen wird. Seit zwei Jahren stellt er regelmäßig im Rahmen des Programms „50Plus“ Arbeitssuchende ein und arbeitet bei der aktuellen Einstellungskampagne mit der Kreisagentur Darmstadt-Dieburg zusammen. Er schätzt an den älteren Mitarbeitern ihre gute Sozialkompetenz, ihre hohe Zuverlässigkeit und dass sie oft ein klares Ziel vor Augen haben, zum Beispiel noch ein paar Jahre lang die eigenen Rentenansprüche zu erhöhen. Haller sucht sie u.a. als Pförtner, Empfangsdamen, Einlass-Kontrolleure bei Gericht, Hausmeister und Sicherheitsmitarbeiter für sein 1.000-Mann-Unternehmen. „Wir merken eine Belebung auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Haller. „Die Generation 50 plus ist eine große Gruppe, auf die wir zugreifen können.“

Und diese Gruppe wächst weiter. Im Jahr 2020 werden die 50- bis 64-Jährigen mit 39% den größten Anteil der Erwerbspersonen stellen. Ging jahrelang die Zahl der Personen in dieser Altersgruppe zurück, so drehe sich dieser Trend nun um: Die Baby-Boomer rücken nach. Für diese Altersgruppe bestehe jedoch kein einheitlicher Arbeitsmarkt, sondern enorme regional-, branchen-, berufs- und qualifikationsspezifische Differenzierungen, haben Forscher der Hans-Böckler-Stiftung festgestellt. So machte diese Altersgruppe 2004 mit rund 21% einen sehr hohen Anteil in den Dienst- und Wachberufen aus, stellte jedoch nur knapp 5% in der Gruppe der Zimmerer, Dachdecker und Gerüstbauer.

Auch in der Immobilienbranche sind die Zugangshürden für Jobwechsler jenseits der 50 in den verschiedenen Bereichen sehr unterschiedlich. Projektentwickler, Centermanager und Vermieter im fortgeschrittenen Alter vermittelt Michael Eckert regelmäßig. Er ist Geschäftsführer von Consens activ und Consens activ 50 plus und hat sich seit sechs Jahren auf die Vermittlung von Personal im Bereich Gewerbeimmobilien spezialisiert. Ein ganz anderes Bild zeige sich dagegen im Asset- und Property-Management. Trotz aktuell hohem Personaldruck kann er in diesem Bereich ältere Bewerber nicht vermitteln. „Ich habe den Eindruck, da wollen die Unternehmen die Hungrigen haben“, so Eckert – und das sind eben eher die Jungen.

Dabei kann Eckert einige der Vorbehalte gegenüber älteren Mitarbeitern ausräumen: Beim Thema Mobilität könnten ihnen die Jungen, die Eckert auch vermittelt, nicht das Wasser reichen. „Darüber war ich selbst überrascht.“ Während sich der Nachwuchs nur für die Metropolen interessiere, seien die Berufserfahrenen auch bereit, in die Provinz zu gehen. Lange Einarbeitungszeiten entfielen bei den Berufserfahrenen ebenfalls – und sie seien viel gelassener.

Obwohl viele Unternehmen besondere Programme für die Rekrutierung von Hochschulabsolventen unterhalten, ist das für die Generation 50 plus selten ein Thema, auch wenn für bestimmte Positionen „gestandene Persönlichkeiten“ gesucht werden.

„Die Person muss als Gesamtpaket passen“, sagt Gaby Christlieb, Bereichsleiterin Marketing und Personal bei der iwb Entwicklungsgesellschaft in Braunschweig. Das 30-Mann-Unternehmen hat bereits mehrere neue Mitarbeiter jenseits der 50 eingestellt, zum Teil über geförderte Maßnahmen. Die aktuelle Stellenausschreibung, mit der ein/e Projektleiter/in für das Bestandsmanagement von Sozialimmobilien gesucht wird, findet sich neben anderen Jobportalen auch auf www.expertia.de.

Seit 2007 gibt es diese Jobbörse, die sich auf die Rekrutierung von berufserfahrenen Mitarbeitern spezialisiert hat. 53,8 Jahre sei das Durchschnittsalter der Nutzer, die ihre Profile eingestellt haben, darunter 72% Akademiker, so Geschäftführer Lars Lüke. Besonders stark vertreten sind Vertriebler, Marketingfachleute, IT’ler und Ingenieure. Hauptsächlich suche der Mittelstand über seine Jobbörse nach neuen Mitarbeitern. Doch auch wenn die Generation 50 plus künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird, spielt das Thema Alterspyramide in der Praxis bislang nur selten eine Rolle, hat Eckert beobachtet. Und der Wandel werde wohl noch eine ganze Weile in Anspruch nehmen. (sma)

Tipp

Sie möchten wissen, wie sich die Altersstruktur in Ihrem Unternehmen in den nächsten Jahren verändert? Die IHK Frankfurt am Main bietet einen kostenlosen Demografie-Rechner zur Selbstanalyse für Unternehmen an. Das Programm zeigt zudem, wie die Altersstruktur des Unternehmens vom Branchenwettbewerb abweicht (www.frankfurtmain.ihk.de/standortpolitik/demografie/index). Auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat einen ähnlichen Online-Test im Angebot (www.der-demograf.de).

Anzeige
Banner
Köpfe

Verband GPTI erweitert Vorstand

Der Proptech-Verband GPTI hat drei weitere Vorstände berufen. Der bisherige Geschäftsführer Christian Chaléat agiert künftig als Botschafter.

Köpfe

Martin Brühl verlässt Union Investment Real Estate

Bei Union Investment Real Estate hat CIO Martin Brühl seinen Abschied bekannt gegeben.

Köpfe

Oliver Vellage wird CTO bei Dussmann Service

Mit einer CTO-Position erweitert Dussmann Service Deutschland die Geschäftsführung. Die Position besetzt Oliver Vellage.