Auch Architekten sind Immobilien-Fachkräfte!
Immobilienfirmen vernachlässigen auf der Personalsuche eine qualifizierte Gruppe von Hochschulabgängern – die Architekten. Diese wiederum haben die Branche als Arbeitgeber kaum auf dem Schirm, beklagt Hendrik von Paepcke, Geschäftsführer von APOprojekt.
Vor wenigen Tagen hat eine Immobilienfirma einen Mitarbeiter an eine Hochschule geschickt, zum Studiengang Architektur. Die jungen Leute wurden gefragt: Wer von Ihnen möchte später in einem Architekturbüro arbeiten? Alle Hände waren oben. Und wer kann sich vorstellen, vielleicht bei einem Projektentwickler, Investor oder Asset-Manager zu arbeiten? Keine Hand. Bei einem Projektsteuerer? Keine Hand. Bei einem Immobilienberater oder Bauunternehmen? Endlich zwei zögerliche Hände. Mehr kam dann auch nicht mehr. Zwei Hände. In einem kompletten Studiengang.
Nun ist ein solcher Besuch natürlich nicht repräsentativ. Und sicherlich haben Architekten spätestens dann, wenn sie im Berufsleben stehen, eine andere Perspektive. Aber nehmen wir die Personalsuche unseres Hauses als zweites Beispiel. Wir planen und bauen Büromietflächen nach Mieterwunsch. Wir sollten demnach für Architekten ein näheres Ziel sein als beispielsweise ein Investor. Und doch entscheiden sich extrem viele Absolventen und auch viele wechselwillige Berufstätige letztendlich immer wieder für klassische Architekturbüros und gegen uns.
Natürlich sind auch wir nicht repräsentativ. Aber ich sehe noch einen dritten Punkt. Es gibt bei klassischen Architekturbüros tendenziell ein Überangebot an Arbeitskräften. Man gebe es nicht gerne zu, hieß es an oben genannter Hochschule, aber es komme punktuell vor, dass sich Bewerber unterbieten, um überhaupt einen Job in einem Architekturbüro zu bekommen. Meiner Meinung nach lässt die Immobilienwirtschaft daher Potenziale liegen, wenn sie die Architekten vergisst.
Natürlich studieren viele Menschen Architektur, weil Entwurf, Konzeption und Gestaltung für sie eine große schöpferische Anziehungskraft haben. Dass Architekturbüros dann oft erste Wahl sind, versteht sich von selbst. Aber wir müssen wohl klarer machen, dass es auch eine durchaus attraktive zweite Wahl gibt – inklusive Schöpfungspotenzial. Projektentwickler zum Beispiel, Stichwort Umnutzungskonzepte. Oder Marketingunternehmen, die Immobilien positionieren. Und natürlich ist auch bei Bauunternehmen Kreativität gefragt, zumal es einen Trend zur Planung und Realisierung aus einer Hand gibt: durch ein Unternehmen, mit eigenen Architekten. Wir alle sollten das früher und vor allem gezielter mit den Studenten der Architektur diskutieren. Warum entsenden wir nicht konsequent Mitarbeiter zu Projektwochen? So lernen sich beide Seiten kennen, noch bevor es um Praktika oder Werkstudentenverträge geht.