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Bewerber müssen grüne Ziele verstehen

Mitarbeitersuche. Mit sichtbaren Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit wollen Arbeitgeber junge Talente von sich überzeugen. Doch nicht jede Nachwuchskraft macht ihre Jobentscheidung daran fest. Vor allem die tiefgreifenden Strategien können Brancheneinsteiger beim Karrierestart noch gar nicht erkennen.

Janina Stadel
19. September 2024
Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Zamrznuti tonovi

Das Stichwort Nachhaltigkeit hat bei Unternehmen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft einen festen Platz im Employer-Branding-Konzept gefunden. Durch strategische Ziele, aber auch durch nachhaltige Arbeitsweisen im Joballtag wollen sie vor allem junge Bewerber als Mitarbeiter zu sich locken.

Dass das funktionieren kann, zeigt eine branchenübergreifende Analyse der Manpower Group, für die mehr als 5.000 Arbeitnehmer unterschiedlicher Altersstufen befragt wurden. 60% von ihnen gaben an, dass sichtbare Maßnahmen zur Bewältigung von Umweltproblemen ihre Jobentscheidung positiv beeinflussen. Noch deutlicher wird die Bedeutung im Negativfall: 68% der Arbeitnehmer sagen, dass eine schlechte Umweltbilanz eines Unternehmens ihre Entscheidung negativ beeinflusst – und das gilt laut der Studie vor allem für Nachwuchskräfte in den ersten Berufsjahren. 

Nachhaltigkeit hat Einfluss auf die Jobwahl

„Die nächste Generation von Arbeitnehmern erwartet von Unternehmen ein glaubwürdiges und nachweisbares Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Junge Kandidaten und Kandidatinnen wissen, dass sie Einfluss darauf haben, was bei Unternehmen auf der Agenda steht“, fasst Kathrin Hess, Director Green Transformation bei der Manpower Group, die Ergebnisse der Studie zusammen.

Von den Teilnehmern der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) haben sich 509 dazu geäußert, wie sich das Thema auf die Wahl ihres ersten Jobs auswirkt. 167 dieser Nachwuchskräfte gaben an, sich überhaupt nicht vorstellen zu können, eine Stelle bei einem Unternehmen anzutreten, das keinen Wert auf Nachhaltigkeit legt. Etwa die Hälfte der Befragten (241) würde eine Stelle bei einem Arbeitgeber, der keinen Wert auf Nachhaltigkeit legt, ablehnen. Doch für immerhin jeden Fünften (101) spielt das Engagement bei der Nachhaltigkeit gar keine Rolle bei der Wahl des Einstiegsjobs nach dem Ausbildungs- oder Hochschulabschluss. Einen Job ohne Nachhaltigkeitsziele anzunehmen, kam bei nur 16% der befragten jungen Frauen infrage. Von den Männern konnte sich fast jeder Vierte vorstellen, eine solche Stelle trotzdem anzutreten.

Auch bei Caverion haben die HR-Verantwortlichen bereits die Erfahrung gemacht, dass nicht alle Bewerber aus der Next Gen einen nachhaltigen Arbeitgeber als oberste Priorität ansehen. „Wir merken, dass das Thema immer mehr in die Köpfe unserer Kunden kommt. Aber bei Bewerbungsgesprächen ist es nicht das allerwichtigste Argument“, sagt Personalleiterin Sandra Abbiss-Kalleder.

Sie erkennt jedoch deutliche Unterschiede beim Fokus auf das Thema je nachdem, für welche Position im Unternehmen sich die Berufsanfänger interessieren. „Wir beobachten, dass es eine kleine Gruppe von Nachwuchskräften gibt, für die das Thema einen höheren Stellenwert hat als für andere. Dabei könnte man sagen: Je höher der Bildungsgrad und je urbaner das Lebensumfeld, desto mehr Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen kommen bei Interviews von den Bewerbern“, sagt sie und fasst zusammen, dass Akademiker und Bewerber, die sich für eine Stabsstelle interessieren, in Gesprächen mehr Fragen zur Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens stellen als Nachwuchskräfte, die in die technischen Gewerke einsteigen wollen.

Worüber genau sich Uni-Absolventen beim Jobeinstieg informieren, erklärt Julia Siegers, Country Managerin für Deutschland bei Immofinanz. Neben Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß reduzieren sollen, die Herkunft und Verwendung von Rohstoffen, die Nutzung von erneuerbaren Energien und die Zusammenarbeit mit anderen Firmen seien das Dinge, die die Zusammenarbeit im Team betreffen. Allen voran Diversität in der Belegschaft, ein offener und ehrlicher Umgang unter Kollegen und Programme im Unternehmen, die die Gesundheit der Mitarbeiter fördern. Sie sieht diese Gesprächspunkte als „emotionale Themen“ für die jungen Kräfte. Rein fachliche Aspekte wie nachhaltige Ergebnisse von Arbeitsschritten rücken oft eher in den Hintergrund. „Die große Komplexität des Themas ist vielen Absolventen und Nachwuchskräften nicht bewusst, beziehungsweise es wird im Gespräch oftmals erst deutlich, wie stark sich die Immobilienunternehmen hier einbringen müssen, um Ziele zu erreichen und auch einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu erhalten.“ 

Nicht alle Aspekte sind selbsterklärend

Diese Erfahrung teilt Abbiss-Kalleder. Sie berichtet von Bewerbungsgesprächen, bei denen es den jungen Talenten meist um „softe Themen“ geht und weniger um technische. „Beispiele sind Fragen zu unserer Fahrzeugflotte und ob sich E-Autos darunter befinden, oder auch, ob die Möglichkeit besteht, ein Firmenrad zu leasen.“

Ulrich Nölkensmeier, der für das Betreiberunternehmen Via Outlets als Center Director das Fashion Outlet in Zweibrücken managt, weiß, dass Arbeitgeber eine ganze Bandbreite von Maßnahmen berücksichtigen, die auf eine nachhaltige Firmenstrategie einwirken. „Nachhaltigkeit beginnt bei uns im Büroalltag und reicht bis hin zur Gestaltung ganzer Gebäude und Services“, sagt er. „Wir fördern umweltbewusstes Handeln durch Mülltrennung, hybride Arbeitsmodelle und energieeffiziente Technologien in unseren Immobilien. Dieses umfassende Verständnis von Nachhaltigkeit kommunizieren wir aktiv bei der Stellenbesetzung, besonders für Nachwuchskräfte.“ Dennoch sieht er, dass sich nicht jeder Bewerber davon beeindrucken lässt. „Obwohl wir als Unternehmen großen Wert auf Nachhaltigkeit legen, spielt dieses Thema bei den Bewerbern aktuell kaum eine Rolle. Sie interessieren sich vielmehr für Benefits wie Remote Work, Urlaubszeiten und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Nachhaltigkeit wird bisher selten angesprochen.“

Für Diana Wiedmann, Chief Human Resources Officer bei Drees & Sommer, ist klar: „Es gibt Aspekte von Nachhaltigkeit, die den Nachwuchskräften erst im Gespräch bewusst werden.“ Dazu zählt sie die tiefer gehenden Strategien und Maßnahmen, die über alltägliche Praktiken hinausgehen und junge Einsteiger ohne vorherige Berufserfahrung und Einblicke erst einmal kennenlernen müssen. Das Interesse könne jedoch gerade bei der jungen Generation schnell geweckt werden. „Das Verständnis von Nachhaltigkeit und die Motivation, sich in diesem Bereich weiterzubilden, ist bei den meisten Hochschulabsolventen stark ausgeprägt“, sagt Wiedmann. Wer über ein Grundwissen verfüge, erkenne schon zu Beginn der Karriere einen Zukunftstrend und somit auch langfristige Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten.

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