← Zurück zur Übersicht

Das zweite Berufsleben: vom Ingenieur zum Coach

Den scheinbar vorgezeichneten (Berufs-) Weg verlassen und etwas ganz anderes ausprobieren – wer hat noch nicht mit diesem Gedanken gespielt? Oliver Driver hat nach 19 Jahren in der Immobilienbranche den Wechsel gewagt und arbeitet heute als systemischer Coach. Dabei wendet er nicht nur die Methode der Organisationsaufstellung an, sondern auch schamanische Rituale.

Sonja Smalian
07. Januar 2010
Bild: sma

Von der quirligen Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld mit ihren zahlreichen kleinen Geschäften und Dönerbuden geht die schmale Simrockstraße ab. An der Ecke ist ein Nagelstudio, dann wird es ruhig. Sanierte Wohnhäuser, eine Töpferwerkstatt, ein kleiner verwilderter Garten und nach wenigen Metern steht der Besucher vor dem Shamanic Coaching Institute von Oliver Driver. Statt Räucherstäbchen, esoterischen Klängen und Hippie-Accessoires fällt der Blick durch zwei große Ladenfenster auf einen Glas-Schreibtisch mit Laptop, zwei rote zierliche Sessel und moderne Bilder. Erst bei genauerem Hinsehen fallen die religiösen Gegenstände in dem Raum auf: ein Buddha, eine Jesusfigur, ein siebenarmiger Leuchter (Menora) – und das kleine Porträtfoto eines asiatischen Schamanen. „Die Sachen gefielen mir und ich fand sie dekorativ, außerdem stehen sie für die großen Weltreligionen“, antwortet Driver auf die Frage nach Auswahl und Bedeutung des Arrangements. Er selbst bezeichnet sich weder als übertrieben gläubig noch esoterisch.

Als Ingenieur ins Ausland

Driver ist Bauingenieur. Und als solcher gewohnt, mit dem Verstand zu argumentieren. „Das war völliger Zufall, dass ich zum Schamanismus gekommen bin“, sagt der 46-Jährige rückblickend. Begonnen hatte er seine fast zwanzigjährige Berufslaufbahn in der Immobilienbranche nach einem Bauingenieurwesen-Studium an der RWTH Aachen. „Ich wollte unbedingt ins Ausland“, sagt Driver, und in Afrika Staudämme und Häfen bauen, auf den großen Baustellen arbeiten – und ging deswegen zu Holzmann. Doch er blieb in Deutschland und entwickelte multifunktionale Arenen, u.a. die Köln-Arena. Später verantwortete er als Technischer Leiter den Bau von Einfamilienhäusern, versuchte gemeinsam mit seiner ersten Frau ein Hotel in Mexiko aufzubauen und arbeitet als Countrymanager Deutschland für einen Projektentwickler, bevor er sich als Projektentwickler, Makler und Berater selbstständig machte. 2007 dann wechselte er als Head of Industrial zu CRE Resolution.

Kontakt mit dem Schamanismus

„Ich war ein ganz normaler Immobilienmann“, sagt Driver über seinen beruflichen Werdegang. Und wahrscheinlich würde er sich heute immer noch mit Logistikimmobilienfonds beschäftigen, wäre 2002 nicht der Bandscheibenvorfall gewesen. Ein Nachbar riet ihm damals, einen Schamanen zu besuchen, als die Schmerzen nicht verschwinden wollten. „Das habe ich natürlich nicht gemacht!“, sagt Driver mit Nachdruck. Erst zwei Jahre später gibt ihm der Nachbar ein Buch über den schamanischen Heiler und Lehrer Martin Brune – und Driver will der Sache nun auf den Grund gehen. Er lässt sich behandeln und ist überrascht, wie unspektakulär die Sitzungen sind – ein bisschen rasseln, ein bisschen pusten. Er ist dennoch gefesselt und bucht drei Kurse bei Brune, weitere folgen bei anderen Lehrern. Gleichzeitig beginnt er, seine Erfahrungen aufzuschreiben – mit einigen fiktionalen Elementen. „Die Reise meines Lebens – Begegnung mit dem Schamanen (ein spirituelles Abenteuer)“ nennt er seinen 500-Seiten-Erstling, in dem er auch die eigenen Vorurteile thematisiert. In jener Zeit vollzog sich „ein fließender Übergang weg von den Immobilien“, erzählt Driver.

Weiterbildung zum Coach

Weiterhin arbeitete er zwei Tage pro Woche bei CRE Resolution, die übrige Zeit widmete er seiner neuen beruflichen Aufgabe, absolvierte eine Ausbildung zum systemischen Coach, schulte sich in Organisationsaufstellung und machte im Sommer 2009 seine neue berufliche Tätigkeit publik. Er bietet Coachings für Privatpersonen sowie für vornehmlich aus der Immobilien- und Logistikbranche kommende Führungskräfte und Unternehmensteams an. Viele seiner Kunden legten Wert darauf, dass er eine Ingenieursausbildung hat und lange in der Branche tätig war, hat Driver beobachtet. Das nehme Berührungsängste.

Eines seiner neuen Angebote ist der Energy-Check, ein Ein-Tages-Programm, das Driver mit „Arbeit an der Unternehmensseele“ beschreibt und das z.B. angewendet werden kann, wenn Projekte nicht „rund“ laufen oder Mitarbeiter im Unfrieden ausgeschieden sind. Nach einer Unternehmensbesichtigung und einem Gespräch mit der Unternehmensleitung finden die Coachings statt. Das Schamanische, das ihm einst den Weg zum Coach zeigte, ist nur noch eine von zehn Techniken, die er anwendet. Allerdings sicherlich diejenige, die die größte Neugier zu entfachen vermag. Und so handelt sein zweites Buch von der schamanischen Selbstheilungspraxis. Wohin ihn die „Reise seines Lebens“ noch führen soll? In diesem Jahr plant er, die ersten Seminare auf Sizilien durchzuführen, in zehn Jahren möchte er in seinem eigenen Seminarhotel lehren – nicht weit vom Meer.

Köpfe

Christoph Gröner kann wieder frei über sein Vermögen verfügen

Acht Tage nach Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens über das Privatvermögen von Christoph Gröner hat das Amtsgericht Leipzig seinen Beschluss wieder aufgehoben. Gröner kann nach Zahlung einer Millionensumme frei über sein Privatvermögen verfügen.

Köpfe

Michael Buchholz wechselt zu Gebag FE

Als Geschäftsführer steigt Michael Buchholz bei der Gebag Duisburg Flächenentwicklungsgesellschaft (Gebag FE) ein. Er kommt von Metroloq.

Köpfe

Rotthege ernennt Alexander Bongartz zum Partner

Rund ein Jahr nach seinem Wechsel zu Rotthege hat die Kanzlei den Fachanwalt Alexander Bongartz in die Riege ihrer Partner aufgenommen.