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Wenn schnell ein Fachmann gebraucht wird

Sonja Smalian
11. November 2009

Wenn es brennt, sind sie innerhalb von wenigen Tagen einsetzbar und steigen direkt ins operative Management ein. Sie arbeiten zeitlich befristet, sind aber nicht mit Zeitarbeitern zu verwechseln: Interimsmanager. Der Markt in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren stark vergrößert. Thomas Flohr und Volker Mauritz haben mit der Heuer Interim einen Provider für die Vermittlung von Interimsmanagern in der Immobilienwirtschaft gegründet.

Interimsmanager sind nicht nur in der Krise gefragt, aber auch. Bereits in den vergangenen fünf Jahren hätten ihn Unternehmen immer wieder auf der Suche nach geeigneten Managern auf Zeit angesprochen, sagt Thomas Flohr, Geschäftsführer der vor kurzem gegründeten Heuer Interim. Er habe für diese Aufgabenstellung mit einem kleinen Kreis von ehemaligen Geschäftsführern zusammengearbeitet. Die Gründung der neuen Tochtergesellschaft von Heuer Karriere, deren Geschäftsführer und Gesellschafter Flohr seit 1997 ist, habe sich somit aus der Personalberatung ergeben. Derzeit verfügt Heuer Interim über einen Pool von 50 Branchenprofis.

Einsatzmöglichkeiten sieht Mitgründer Volker Mauritz z.B. bei der Restrukturierung von Unternehmen und dem Aufbau von neuen Geschäftsfeldern. Zudem könnten Unternehmen durch Interimsmanager Vakanzen überbrücken und damit Zeit für wichtige Personalentscheidungen gewinnen.

Zum Einsatz kommen Interimsmanager, wenn Ressourcen oder besondere Kompetenzen auf Zeit benötigt werden, z.B. für ein Outsourcing-Projekt. Mit Zeitarbeit habe das nichts zu tun, sagt Jens Christophers, Vorstandsvorsitzender der DDIM – Dachgesellschaft Deutsches Interim Management, die 2002 gegründet wurde. Deutschlandweit gebe es etwa 3.500 bis 4.000 professionelle Interimsmanager, schätzt Christophers. In Deutschland hat sich der Markt für Interimsmanagement stark entwickelt: Der Umsatz verzehnfachte sich von 1999 bis 2008 auf 750 Mio. Euro, liegt aber deutlich unter dem Umsatzvolumen des Beratermarkts mit etwa 16 Mrd. Euro. Die Krise habe die Branche jedoch zu spüren bekommen.

Stark verbreitet ist das Interimsmanagement im Maschinen- und Anlagebau, bei Automobilzulieferern sowie im Handel und im Konsumgüterbereich und wird besonders in den Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz und den USA eingesetzt. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung nicht geschützt, sodass sich quasi jeder eine Visitenkarte drucken kann. Doch der Job verlangt viel: „Erfahrung ist das wichtigste Gut eines Interimsmanagers“, sagt Christophers. Neben Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz müsse er über Führungserfahrung verfügen. Zudem sollte er tatsächlich den Wunsch haben, selbstständig tätig zu sein und sich selbst gut vernetzen können. Wenn Interimsmanger gerufen werden, herrscht hoher Handlungsdruck. Strategieentwicklung sei eher weniger gefragt. Die Frage, die sich jeder stellen muss, laute deswegen auch nicht: „Was hast Du gemacht?“, sondern „Was hast Du eigentlich erreicht?“.

Es würden Leute mit Track-Record gebraucht, die Profis in ihrem Geschäft sein müssten, betont auch Flohr, denn ihre Aufträge müssen sie selbstständig und eigenverantwortlich sofort bearbeiten können.

Im Schnitt sind Interimsmanager deswegen auch bereits Anfang 50, Frauen eher etwas jünger. Ihr Anteil macht nur ca. 13% aus. „Ich glaube, dass sich Frauen viel früher und bewusster fürs Interimsmanagement entscheiden“, sagt Christophers. Männer kämen meist gegen Ende ihrer Laufbahn zu dieser Tätigkeit. Die Mandate dauern durchschnittlich rund sieben Monate, währenddessen sie eine kurze Kündigungsfrist (z.B. von einem Tag oder einem Monat) haben und im Schnitt 1.200 Euro pro Tag verdienen, so Christophers. Viele Interimsmanager sind bei mehreren Providern, die sie an Kunden vermitteln. Jedoch wickelten diese nur ein Drittel des Geschäfts ab, so Christophers. Zwei Drittel laufen an den Providern vorbei direkt zwischen Unternehmen und Interimsmanager.

Auch Andreas Faenger hat so angefangen. Nach seinem Ausscheiden bei RWE mit dem 60. Lebensjahr wollte sich der Architekt noch nicht „in den Sessel setzen“, sondern seine Erfahrungen aus dem technischen und betriebswirtschaftlichem Bereich weitergeben. Die ersten Mandate erreichten ihn direkt über sein Netzwerk. Ihn begeistert am Interimsmanagement, dass er am Ende seines Mandats ein konkretes Ergebnis sieht, z.B. den Verkauf oder die Fertigstellung eines Objekts.

Wichtig sei, dass der Interimsmanager richtig im Unternehmen angekündigt wird und seine Aufgaben und seine Führungsverantwortung klar sind, so Christophers. Viele Manager auf Zeit sind für ihre Aufgaben leicht überqualifiziert und können sich deswegen auf Augenhöhe mit der Geschäftsführung und dem Vorstand unterhalten.

Man komme nicht in ein ganz spannungsfreies Umfeld, sagt denn auch Mauritz, der gerade ein Mandat als Chief Restructuring Officer ausübt. Der Arbeitsablauf selbst unterscheide sich kaum von seiner angestellten Tätigkeit. Doch er diskutiere Themen viel sachorientierter, weil er nicht mehr Mitglied der Konzernpolitik sei. „Als Interimsmanager muss man sehr schnell die Betriebstemperatur erreichen, denn man kommt sofort unter Entscheidungsdruck.“ Anders als bei Angestellten gebe es zur Eingewöhnung „keine 100 Tage“. (sma)

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