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Schwaches Personalmanagement kostet Firmen viel

Die besten Mitarbeiter zu rekrutieren ist nach Einschätzung von Prof. Dr. Jörg Knoblauch der wichtigste Erfolgsfaktor für Unternehmen. Denn nur begeisterte Mitarbeiter vermögen es, die Kunden richtig anzusprechen und eine konstruktive Unternehmenskultur zu schaffen. Wie Personalverantwortliche neun von zehn Stellen richtig besetzen können, erläutert der Bestseller-Autor und Unternehmer beim Fach-Dialog für Personalverantwortliche in der Immobilienwirtschaft am 20. Mai 2011 in Frankfurt am Main.

Sonja Smalian
14. April 2011
Bild: tempus
Immobilien Zeitung: Herr Knoblauch, auf etwa 125 Mrd. Euro beziffert der aktuelle Gallup Engagement Index den volkswirtschaftlichen Schaden, der deutschen Unternehmen durch Angestellte mit einer niedrigen emotionalen Bindung entsteht. Warum tun sich Unternehmen offenbar so schwer, die richtigen Mitarbeiter zu rekrutieren?

Jörg Knoblauch: Exzellente Mitarbeiter sind rar, und sie zu identifizieren erfordert mehr Aufwand, als der normale Unternehmer bereit ist zu leisten. Ich plädiere für einen neunstufigen Einstellungsprozess. Einerseits ist Rekrutierung das bedeutendste Thema in einem Unternehmen überhaupt. Tatsache jedoch ist, dass in den meisten Fällen der dafür zuständige Personaler das fünfte Rad am Wagen ist und in den seltensten Fällen dem Vorstand angehört.

IZ: In der Praxis dürften in den meisten Betrieben jedoch überwiegend mittelmäßige Kräfte arbeiten. Stimmt das?

Knoblauch: Leider ja. Nach der Gallup-Umfrage beschäftigen die Unternehmen im Schnitt 21% so genannte C-Mitarbeiter, also Angestellte, die keine emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen haben. 66% der Belegschaft machen Dienst nach Vorschrift; dies sind die B-Mitarbeiter. Und nur 13% der Angestellten haben eine hohe emotionale Bindung zum Unternehmen und setzen sich für ihren Arbeitgeber ein. Diese kleine Gruppe ist es, die sprichwörtlich den Karren zieht. Unternehmensumfragen haben gezeigt, dass ein B-Mitarbeiter 30% bis 40% weniger effektiv arbeitet als ein A-Mitarbeiter. Beim C-Mitarbeiter beträgt die Differenz sogar 80%. Die durchschnittliche Verteilung von A-, B- und C-Mitarbeitern kostet ein 100-Mitarbeiter-Unternehmen also schnell um die 2 Mio. Euro.

IZ: Das ist eine Menge Geld.

Knoblauch: Ja. Aus dieser Schadenssumme ergibt sich auch die sehr große Gehaltsdifferenz zwischen den verschiedenen Mitarbeitertypen. Während der A-Mitarbeiter immer unterbezahlt ist, ist der C-Mitarbeiter, selbst wenn er umsonst arbeiten würde, noch zu teuer. Der ehemalige Robert-Bosch- Chef, Hans L. Merkle, hat gesagt, dass er sein Geld nicht mit vielen Leuten verdient hat, denen er wenig Gehalt bezahlte, sondern mit wenigen Leuten, denen er viel gezahlt hat.

IZ: Was läuft also beim Rekrutierungsprozess in vielen Unternehmen falsch?

Knoblauch: Oftmals wird der Einstellungsprozess nicht sorgfältig durchgeführt. Ein Mittelständler braucht für ein Einstellungsgespräch etwa 60 Minuten, ein Großbetrieb hingegen führt meist ein mehrstufiges Auswahlverfahren durch. Während der Mittelständler eine Trefferquote von 20% erreicht, liegt diese beim Großbetrieb bei rund 80%.

IZ: Wie können auch Mittelständler ihre Erfolgsquoten verbessern?

Knoblauch: Dafür gibt es verschiedene Ansätze. Ich rate dazu, mit Bewerbern vorab Telefoninterviews zu führen und konsequent Referenzen einzuholen. Dadurch können die wirklich interessanten Kandidaten bereits vor einem Vorstellungsgespräch herausgefiltert werden.

IZ: Personalverantwortliche werden in Zukunft also immer wichtiger werden?

Knoblauch: Ja, denn die nächsten Jahre werden dramatisch. Neben dem demografischen Wandel und dem Brain-Drain, also dem Abfluss exzellenter Mitarbeiter ins Ausland, wächst der Dienstleistungsbereich weiterhin. Gerade dort brauchen Unternehmen A-Mitarbeiter, die Kundenorientierung und Service leben. Es wäre ein erster Schritt, wenn Personaler künftig auch in den Vorständen vertreten wären. Denn wenn das Personalmanagement schwach ist, dann sind auch die Mitarbeiter schwach.

IZ: Herr Knoblauch, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

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