"Die Refinanzierung der Hilfspakete bereitet mir Sorgen"
Timo Tschammler hat 2020 größtenteils als Zaungast erlebt. Nach seinem Abschied von JLL spann er die Fäden für seine Selbstständigkeit. Das einschneidendste Ereignis war die Geburt seines Sohnes Leon Maxim.
Timo Tschammler: Ich habe 25 Jahre in Konzernstrukturen verbracht. Allgemein gesprochen: Krisenmanagement im Konzern ist nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Denken Sie an die Finanzkrise, deren Ausbruch ich bei DTZ in London erlebt habe: Konzerne haben dann ein bestimmtes Instrumentarium, mit dem sie spielen und spielen müssen – dazu gehören drastische Kostensenkungsprogramme. So gesehen war das Timing für meinen lange geplanten Ausstieg aus der Konzernwelt perfekt. Mein Start in die Selbstständigkeit verlief besser als gedacht: Gerechnet hätte ich vielleicht mit drei Aufträgen zum Start, geworden sind es sieben.
Tschammler: Meine Mandate haben häufig Business-Development-Komponenten; ein Teil von ihnen ist wahrscheinlich auch Ausdruck des Corona-Effekts.
Tschammler: Ein Rückgang von rund 30% in der Bürovermietung ist schon ordentlich. Aber das BIP sackte auch anderen Krisen brutal ab – und dann gab es eine rasche Erholung. Drei Viertel der deutschen CFOs erwarten laut Deloitte, dass das 2019er-Niveau spätestens 2021 wieder erreicht ist.
Tschammler: Ich hätte nicht gedacht, dass meine letzte Amtshandlung sein würde, im März alle deutschen Standorte zu schließen und mich um Hygienekonzepte und Kontaktnachverfolgung zu kümmern.
Tschammler: Die Weltreise sollte eigentlich fünfeinhalb Monate dauern. Die Route haben wir schon im Januar umgestellt und gekürzt, als wir erfuhren, dass wir ein Kind bekommen. Mit den Reisebeschränkungen mussten wir unsere Pläne leider begraben. Den Umzug nach Berlin – wir haben uns im Grunewald eine Eigentumswohnung in einer historischen Villa gekauft – haben wir spontan um zehn Tage vorverlegt. Ich war damals noch ein paar Tage die Woche in Frankfurt, wir wollten nicht wegen eines Reiseverbots getrennt werden.
Tschammler: Der Wechsel von einer stringenten Konzernkarriere hin zu mehr Selbstbestimmtheit, Investorendasein und Unternehmertum ist schon ein Megakontrast. Der einschneidendste Moment war aber definitiv die Geburt unseres ersten Kindes Ende September.
Tschammler: Sorgen bereitet mir die Refinanzierung der Hilfspakete. Es könnten Rufe nach einer Vermögenssteuer laut werden. Staatlich verordnete Zwangshypotheken haben wir in der deutschen Geschichte schon erlebt.
Die Fragen stellte Harald Thomeczek.