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Die Qualität stimmt selten

Egal ob es um gebäudetechnische Anlagen und Komponenten oder um die Bewirtschaftung und den Betrieb geht, die Qualität der Ausschreibung von Produkten und Leistungen lässt viele Wünsche offen. Darüber klagen Fachplaner und Hersteller genauso wie FM-Dienstleister.

Albert Engelhardt
02. August 2012
Bild: johannesspreter/Fotolia.com

Beckhoff-Manager Christian Pillwein nimmt kein Blatt vor den Mund: „Die Ausschreibungsqualität stimmt in den seltensten Fällen.“ Der Spezialist für Gebäudeautomation belässt es nicht bei dieser Feststellung, sondern fügt an: „Wichtig wäre es, die Funktionalität zu beschreiben, statt das Produkt selbst.“ Martin Störmer von Danfoss, in Sachen Kälte und Wärme unterwegs, fährt schweres Geschütz auf: „Der Stand der Technik ist den Planern nicht bekannt.“ Wo es um Details und um kleine Komponenten gehe, seien die für die Planung und/oder Ausschreibung zuständigen Ingenieurkollegen nicht auf dem neuesten Stand des am Markt verfügbaren Produktangebots.

Störmer und Pillwein fanden im Rahmen der Diskussion auf dem jüngsten Atga-Facility-Kongress im österreichischen Laxenburg viel Zustimmung. „Die Planungskultur hat noch viel Luft nach oben“, lautete ein Statement, ein anderes: „Es fehlt die durchgängige und integrierte Planung.“ Ein weiterer Diskutant gab den Schwarzen Peter weiter: „Bauherrn haben kein Interesse, für integrierte Planung zu bezahlen.“

Integrierte Planung fehlt

Ob integrierte Planung unbedingt wesentlich aufwendiger sein muss, bleibt aber die Frage. Oder anders formuliert: Die Schnittstellen zwischen verschiedenen Fachplanern müssen nicht zwangsläufig zu Mauern werden. Beispiel: Wenn ein und dasselbe Gerät in der Ausschreibung für die Lüftung und in der für Regeltechnik auftaucht, sind Ärger und Mehrkosten programmiert. Am Ende muss ein Gerät zurückgeschickt werden. Wenn ein Fassadenplaner die Unterschiede zwischen der zu erwartenden Sonneneinstrahlung bzw. dem Beschattungsbedarf in den unteren und im fünfzehnten Stockwerk eines Büroturms nicht einkalkuliert, haben die Nutzer ein Problem. Die einen sitzen am helllichten Tag im Dunkeln, die anderen verkleben ihre Fenster mit DIN-A4-Bögen. „Die Ausschreibung ist ein Kernstück der Planung“ – diese zusammenfassende Meinung fand Zustimmung.

Es wurde jedoch nicht nur gemeckert. Bekannte österreichische Beispiele integraler Planung – wie das LCT One in Dornbirn oder das Linzer Etechcenter – wurden angeführt. „Integrale Planung senkt sogar die Errichtungskosten“, wurde behauptet, nicht alleine die der späteren Bewirtschaftung. Ein Erfahrungswert besage: 100% höhere Planungskosten können zu einem um 75% geringeren Energiebedarf führen – und das über viele Jahre.

Alexander Riemer vom Hersteller Alukönigstahl ist hinsichtlich der Planungs- und Ausschreibungsqualität zuversichtlich: „Die Gebäudezertifizierung fördert die integrierte Planung.“ Sein Mitdiskutant Pillwein warf an dieser Stelle ein: „Nachhaltigkeit bedeutet auch die Verfügbarkeit von Produkten“. Er verwies auf ein umfangreiches Sanierungsprojekt an Schulen, das nötig geworden sei, weil ehedem eingebaute Systeme der Gebäudeautomation heute nicht mehr verfügbar seien. Danfoss-Mann Störmer hatte ein in ähnliche Richtung zielendes Argument parat: Auf Nachhaltigkeit zielende Ausschreibungen sollten „die Wartungsfreiheit von Produkten“ fordern. Auch dies schütze Investoren und Betreiber vor unliebsamen Überraschungen.

„Unliebsame Überraschungen“ und die Forderung nach Nachhaltigkeit wurden auch in einer anderen Diskussionsrunde des Kongresses erörtert. Developer, Planer und FM-Dienstleister meldeten sich dort zu Wort.

Christian Eberhard, Raiffeisen Evolution Project Development, zeigte sich überzeugt: „Ohne Zertifizierung ist die Platzierung gewerblicher Objekte nicht mehr möglich.“ Werner Fülop, Chef des Ingenieur- und Beratungsbüros Freudensprung Engineering, ist überzeugt, Nachhaltigkeit zu thematisieren mache nur im Frühstadium, ja am Anfang eines Projekts Sinn. „In der Mitte oder am Ende der Planung bringt das nichts.“

HSG-Zander-Geschäftsführer Gerhard Schenk beklagte, dass „bei Projektanfang immer noch selten der Betrieb ein Thema“ sei. Oder mit Blick auf den FM-Dienstleister: „Es gibt wenig Vertragsmodelle, die ein eigenständiges Eingreifen ermöglichen.“ Im Bilfinger-Konzern arbeitet man daran („One: ,PPP für Private‘ – aus einer Hand„, IZ 29/12), die frühe und aktive Einbeziehung des Betreibers zum Bestandteil eines Dienstleistungsprodukts zu machen.

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