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Optimismus erzeugt auch Wechselwille

Umfrage. Mitarbeiter in der Immobilienbranche schauen zuversichtlich in die wirtschaftliche Zukunft. Doch mit dem Optimismus steigt auch die Wechselbereitschaft. Vor allem diejenigen, die sich im Unternehmen nicht wertgeschätzt fühlen, schauen sich nach neuen Arbeitgebern um.

Janina Stadel
30. Oktober 2025

Im Immobiliensektor denken 57% der Beschäftigten über einen Jobwechsel innerhalb der nächsten zwölf Monate nach. Das zeigt eine Umfrage unter 850 Fach- und Führungskräften, die die Personalberatung Cobalt unter registrierten Mitgliedern ihres Talent-Pools durchgeführt hat. Von den Wechselwilligen begründen nur 8% ihre Absichten durch Unzufriedenheit mit dem Gehalt. Stattdessen sind es Personalführung oder Unternehmenskultur, bei denen sie sich durch einen Arbeitgeberwechsel eine Verbesserung erhoffen. 28% sprechen von schwacher Führung oder mangelnder Kommunikation im Unternehmen. „Die Branche steht vor einem Kulturwandel. Wertschätzung, transparente Kommunikation und moderne Arbeitsmodelle sind heute keine Nice-to-haves mehr, sondern entscheiden über die Wettbewerbsfähigkeit“, fasst Cobalt-Geschäftsführerin Doreen von Bodecker zusammen. „Die Branche hat in den letzten Jahren enorme Resilienz bewiesen. Jetzt geht es darum, diese Stabilität mit zukunftsorientierten Personalstrategien zu verbinden“, ergänzt sie.

Denn mit der wirtschaftlichen Situation innerhalb der Branche sind die meisten Befragten zufrieden. Optimistisch blicken vor allem die technischen und ESG-nahen Berufsfelder in die Zukunft. In der Projektsteuerung und der Bau- und Projektleitung sieht das Bild etwas anders aus. Viele zeigen sich dort neutral, Zuversicht und Skepsis sind laut der Studie in ähnlichem Maße vertreten. Besonders vorsichtig sind die Architekten. Mehr als ein Viertel von ihnen sieht die wirtschaftliche Lage eher skeptisch. Diese Unterschiede spiegeln wider, dass die wirtschaftlichen Erwartungen eng mit den spezifischen Herausforderungen der Berufsgruppen verbunden sind, erklären die Autoren der Studie.

Die Performance im eigenen Unternehmen wird in den meisten Fachbereichen überwiegend positiv bewertet, vor allem in Sparten mit klaren Projektperspektiven und stabiler Auftragslage. Besonders in der technischen Gebäudeausstattung (TGA) und im technischen Gebäudemanagement (TGM) überwiegen positive Einschätzungen . In Segmenten mit gestiegenem Kosten- und Zeitdruck wie in der Architektur hingegen sehen die Mitarbeiter die Unternehmensperformance eher kritisch. Doch auch dort zeigt die Cobalt-Studie, dass eine Mehrheit der Fachkräfte ihre Arbeitgeber als leistungs- und anpassungsfähig wahrnimmt. Dieser optimistische Blick in die Zukunft führt dazu, dass Mitarbeiter einen Wechsel nicht länger aus reinen Sicherheitsgründen scheuen, wenn sie bei einem Wettbewerber die Chance auf stärkere langfristige Unterstützung für ihre Karriere erkennen.

Am kritischsten betrachten Mitglieder von Geschäftsleitungen die wirtschaftliche Lage. Weiterhin sehr optimistisch sind Berufseinsteiger. 65% von ihnen gaben an, zuversichtlich oder eher zuversichtlich auf die wirtschaftliche Entwicklung der Branche zu blicken. 41% von ihnen halten einen baldigen Jobwechsel für wahrscheinlich. Auch bei Mitarbeitern in leitenden Funktionen zeigt sich mehr als die Hälfte (51%) positiv gestimmt. Von ihnen schauen sich 42% nach Arbeitgeber-Alternativen um.

Denn weniger als die Hälfte (43%) der Befragten fühlen sich im eigenen Unternehmen wertgeschätzt, fast jeder Vierte spürt gar keine Anerkennung für seine tägliche Arbeit und etwa jeder Dritte nur teilweise. Besonders wenig Anerkennung erfahren laut der Studie Mitarbeiter aus dem Property-Management – obwohl diese die wirtschaftliche Performance ihrer Unternehmen mit am besten beurteilen. Viele wünschen sich ein Auflösen von starren Hierarchien und begründen, dass neue Kompetenzen wie etwa im Umgang mit digitalen Tools und durch die Verschiebung des Fokus auf Bestand statt auf Neubau dazu führen müssten, dass Verantwortung projektbasiert verteilt wird.

Dabei beobachtet von Bodecker, dass der Wunsch nach mehr Freiheiten und Anerkennung durch Vorgesetzte vor allem bei Fachkräften im Alter von 40 bis 50 Jahren wächst. „Das ist wenig überraschend“, sagt sie. „Im Gegensatz zu Berufseinsteigern haben diese Kandidaten ihren fachlichen Schwerpunkt gefunden. Ihnen geht es in den kommenden Jahren nicht mehr darum, möglichst viele Einblicke und Erfahrungen zu sammeln. Sie wollen vielmehr fest in einer Position ankommen und das Gefühl haben, genau diesen Job auch zu behalten.“

Zu den Kompetenzen, die Arbeitnehmer in den Sparten Architektur, Bau- und Projektleitung, Projektsteuerung und Gebäudetechnik in einem nächsten Karriereschritt ausbauen wollen, zählen Führungskompetenzen. Eben diese Berufsgruppen gaben am häufigsten an, sich in ihrer aktuellen Rolle nicht genügend gefördert zu fühlen, unter Architekten und Profis rund um die Gebäudetechnik sogar fast jeder Dritte. Mehr als 40% von ihnen wünschen sich mehr Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. „Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass viele Beschäftigte ihr Potenzial nicht vollständig ausgeschöpft sehen und ihnen gezielte Entwicklungsimpulse fehlen. Unternehmen sollten daher stärker auf individuelle Förderung und klare Entwicklungswege setzen, um Motivation und Bindung langfristig zu sichern“, raten die Autoren der Studie.

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